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       # taz.de -- Intergeschlechtliche Menschen: Wenig divers
       
       > Eltern nutzen kaum die Möglichkeit, ihre intersexuellen Kinder im
       > Personenstandsregister als „divers“ eintragen zu lassen.
       > Betroffenenverbände wundert das nicht.
       
   IMG Bild: Grüne Ampel in Hannover: ein LGBTIQ-Pärchen mit Liebesherz
       
       Frankfurt am Main epd | Trotz der rechtlichen Möglichkeit haben bislang nur
       wenige intersexuelle Menschen ihren Geschlechtseintrag im
       Personenstandsregister auf „divers“ ändern lassen. Das ergab eine Umfrage
       des Evangelischen Pressedienstes unter den zuständigen Behörden deutscher
       Großstädte. Auch wählten wenige Eltern direkt nach der Geburt ihres Kindes
       den Geschlechtseintrag „divers“. Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes
       beklagt eine [1][anhaltende Diskriminierung von intergeschlechtlichen und
       geschlechtsdiversen Menschen] in privaten wie beruflichen Lebensbereichen.
       
       Der [2][Bundestag hatte am 14. Dezember 2018 beschlossen], dass es im
       Geburtenregister neben dem männlichen und weiblichen Geschlecht auch eine
       dritte Option sowie die Möglichkeit der Streichung des Eintrags geben soll.
       Seit Inkrafttreten des Gesetzes am 22. Dezember 2018 haben Personen gegen
       Vorlage eines Attest, das eine „Variante der Geschlechtsentwicklung“
       bestätigt, die Möglichkeit, den Eintrag zu wechseln. Bis dahin gab es
       lediglich die Möglichkeit, dass Standesbeamte die Geburt ohne eine
       Geschlechtsangabe eintragen – das hatte aber das Bundesverfassungsgerichts
       als diskriminierend verboten.
       
       Spitzenreiter ist Berlin, wo 2019 insgesamt 14 Personen im
       Personenstandsregister ihren Geschlechtereintrag auf „divers“ ändern
       ließen. 2020 waren es bis Ende September sechs Personen. Nur ein Elternpaar
       wählte bei der Geburt seines Kindes 2019 den Geschlechtseintrag „divers“.
       Die Bundeshauptstadt zählt rund 3,8 Millionen Einwohner.
       
       Besonders sticht die mit rund 315.00 Einwohnern vergleichsweise kleine
       Stadt Münster heraus, wo 2019 fünf Menschen ihre Geschlechtsangaben in
       „divers“ änderten, 2020 waren es bisher 16 Änderungen.
       
       In [3][Hamburg ließen 2019 neun Personen ihren Geschlechtseintrag von
       männlich oder weiblich in „divers“] ändern lassen. 2020 waren es bisher
       sechs.
       
       ## In München sechs Eintragungen, in Frankfurt keine
       
       In München gab 2019 es acht entsprechende Änderungen sowie sechs im Jahr
       2020. Je einmal in den beiden Jahren entschieden sich Eltern dort für die
       dritte Option bei ihrem Neugeborenen. In Köln wurden lediglich zwei
       Geschlechtseinträge entsprechend geändert, beide im Jahr 2020.
       
       Das Standesamt in Frankfurt trug vier Änderungen des Geschlechtseintrags in
       „divers“ im Jahr 2019 in das Geburtenregister ein, im Jahr 2020 bis jetzt
       keine. In Dresden machten bislang zwei Personen von der dritten Option
       Gebrauch. Beide Fälle wurden 2019 registriert.
       
       Für den „Bundesverband Trans*“ sind die Ergebnisse nicht überraschend.
       „Nicht alle, die sich als ‚divers‘ verorten, wollen auch den Eintrag“,
       sagte Gabriel_Nox Koenig, zuständig für Öffentlichkeitsarbeit. Für den
       Geschlechtseintrag „divers“ müsse ein ärztliches Attest vorliegen: „Viele
       [4][intergeschlechtliche Personen] empfinden dies als Zumutung.“
       
       Der Bundesverband Intersexuelle Menschen ergänzte: Einige Personen hätten
       Angst vor Diskriminierung im privaten und beruflichen Bereich, wenn sie den
       Eintrag in „divers“ ändern ließen. Dies spiegelt sich auch in der
       Beratungspraxis der Antidiskriminierungsstelle des Bundes wider: Seit Ende
       2018 habe es 120 Anfragen von Menschen gegeben, die als Grund ihrer
       Benachteiligung „inter*“ angegeben haben. Davon entfielen 29 auf den
       Bereich Arbeitsmarkt.
       
       6 Dec 2020
       
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