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       # taz.de -- Entwicklungen in der Coronakrise: Viel zu viele Neuinfektionen
       
       > Die Coronazahlen sinken nicht, immer mehr Politiker:innen sprechen über
       > strengere Regeln. Auch Rudy Giuliani, der Anwalt Donald Trumps, ist
       > erkrankt.
       
   IMG Bild: Was wird aus Weihnachten? Bisher zeigt der Teillockdown nicht die erhoffte Wirkung
       
       ## Viele Neuinfektionen
       
       Die Zahl der Neuinfektionen mit dem [1][Coronavirus] bleibt auf hohem
       Niveau, auch wenn die deutschen Gesundheitsämter dem Robert-Koch-Institut
       (RKI) zum Wochenstart wieder vergleichsweise wenig neue Infektionen
       gemeldet haben. Innerhalb eines Tages wurden 12.332 neue Fälle übermittelt,
       wie das RKI am Montagmorgen bekanntgab. Das sind über 1.000 Fälle mehr als
       am vergangenen Montag, als die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen bei
       11.168 lag. Der bisherige Höchstwert war am 20. November mit 23.648 Fällen
       erreicht worden. An Sonntagen und Montagen sind die erfassten Fallzahlen
       allerdings meist niedriger, unter anderem weil am Wochenende weniger
       getestet wird.
       
       Die deutschen Gesundheitsämter meldeten zudem am Montag 147 neue Todesfälle
       binnen 24 Stunden. Vor genau einer Woche hatte dieser Wert bei 125 gelegen.
       [2][Der bisherige Höchststand] von 487 Todesfällen war am vergangenen
       Mittwoch erreicht worden. In der Tendenz war die Zahl der täglichen
       Todesfälle zuletzt nach oben gegangen, was nach dem steilen Anstieg bei den
       Neuinfektionen auch erwartet wurde. Die Gesamtzahl der Menschen, die an
       oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2
       gestorben sind, stieg auf 18.919.
       
       Der sogenannte Sieben-Tage-R-Wert lag laut RKI-Lagebericht vom Sonntag bei
       1,10 (Vortag: 1,10) und damit über dem kritischen Wert von 1. Das heißt,
       dass 100 Infizierte rechnerisch 110 weitere Menschen anstecken. Der Wert
       bildet jeweils das Infektionsgeschehen vor 8 bis 16 Tagen ab. Liegt er für
       längere Zeit unter 1, flaut das Infektionsgeschehen ab. (dpa)
       
       ## Auch Schleswig Holstein Risikogebiet
       
       Am Sonntagabend meldete die Landesregierung Schleswig Holsteins 51,6
       Infektionen je 100 000 Einwohner in den letzten sieben Tagen. Damit
       überschritt Schleswig-Holstein als letztes Bundesland in Deutschland den
       wichtigen Warnwert von 50,1. Seit dem 17. November hatte der Norden
       darunter gelegen.
       
       Schleswig-Holstein aber hat immer noch eine der geringsten Inzidenzen im
       Vergleich der Bundesländer. Im benachbarten Mecklenburg-Vorpommern wurde am
       Sonntag ein Wert von 50,6 gemeldet. Mit Stand 6. Dezember 0.00 Uhr meldete
       das Robert Koch-Institut für Niedersachsen einen Wert von 71,9. Alle
       anderen Bundesländer lagen über der Marke von 100.
       
       Schleswig-Holstein geht bislang einen Sonderweg mit teilweise weniger
       strengen Corona-Beschränkungen als in anderen Bundesländern. Als einziges
       Bundesland gestattet es seinen Bürgern derzeit, sich zu zehnt zu treffen.
       Überall sonst in der Bundesrepublik sind bis zum 20. Dezember nur Treffen
       zu fünft erlaubt. Wegen hoher Infektionszahlen schloss sich der besonders
       eng mit Hamburg verbundene Kreis Pinneberg allerdings der
       Fünfer-Kontaktregel bereits Ende November an. (dpa)
       
       ## Rufe nach schärferen Regeln
       
       Kanzleramtschef Helge Braun plädiert wegen wieder steigender Coronazahlen
       für ein erneutes Treffen von Kanzlerin Angela Merkel und den 16
       Ministerpräsident:innen noch vor Weihnachten. „Wenn wir es schaffen, noch
       vor Weihnachten einmütig Verschärfungen zu beschließen, sind wir dabei“,
       sagte der CDU-Politiker der Bild.
       
       Braun sagte, der Bund sei seit Mitte Oktober aus jeder
       Ministerpräsidentenkonferenz mit der Aussage herausgegangen, dass man
       eigentlich zusätzliche Maßnahmen hätte beschließen müssen. Nun zeige sich,
       dass die beschlossenen Beschränkungen zwar die Anstiegsdynamik bei den
       Fallzahlen gestoppt, aber die Zahlen der Neuinfektionen nicht gesenkt
       hätten.
       
       Braun forderte die Ministerpräsident:innen auf, wie Ende November
       verabredet zumindest in den Coronahotspots mit einer Sieben-Tages-Inzidenz
       von mehr als 200 Fällen pro 100.000 Einwohner:innen zusätzliche Regeln
       einzuführen. Jede Stadt und jeder Landkreis müsse das Ziel haben, die Zahl
       „zügig auf die 50“ zu drücken. Man müsse unbedingt die Kontakte weiter
       reduzieren, forderte der Kanzleramtschef.
       
       Braun schlug erneut vor, dazu in den Schulen ab der 8. Klasse entweder rein
       digitalen Unterricht oder Mischmodelle zu organisieren. Nutzer:innen des
       öffentlichen Nahverkehrs sollten prüfen, ob sie nicht von zu Hause aus
       arbeiten oder aber andere Verkehrsmittel benutzen könnten. Man müsse sich
       auch das Einkaufsgeschehen erneut anschauen. Der derzeitige Teillockdown
       werde auf Dauer nicht funktionieren.
       
       Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hält die bisherigen
       Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus für nicht ausreichend. Altmaier
       sagte am Montag mit Blick auf die anhaltend hohen Infektionszahlen, man
       werde in den nächsten Tagen und Wochen sehr intensive Beratungen führen
       müssen. Die Entwicklung der Zahlen sei „weit hinter unseren Erwartungen
       zurück“, sagte Altmaier.
       
       „Man wird sagen können und sagen müssen, dass unsere bisherigen Maßnahmen
       nicht ausreichen, um die zweite Infektionswelle wirklich zu brechen.“ Der
       Minister äußerte sich in Berlin vor einer Videokonferenz der für
       Telekommunikation zuständigen EU-Minister.
       
       Zuletzt hatte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder für das Bundesland
       [3][eine Verschärfung der Coronaregeln angekündigt]. Söder sagte am
       Montagmorgen im ZDF, er rechne mit einer weiteren Bund-Länder-Runde zur
       Coronakrise noch vor Weihnachten. Die bisher verabredeten Maßnahmen
       reichten nicht aus, um die Coronazahlen zu drücken, sagt der CSU-Chef im
       ZDF. Alle vier Minuten sterbe ein Menschen mit dem Virus. „Ich bin sicher,
       dass wir uns noch mal vor Weihnachten treffen.“
       
       Auch Städtetagspräsident Burkhard Jung (SPD) spricht sich für regionale
       Verschärfungen der Coronaschutzmaßnahmen aus. „Wenn eine Inzidenz erreicht
       ist von über 200 oder jetzt in Sachsen insgesamt von über 300, dann ist es
       dringend geboten, auch noch einmal für einigen Wochen einen stärkeren
       Lockdown zu machen“, sagt Jung am Montag im „Morgenmagazin“ der ARD. „Ich
       glaube, das muss sein“, fügte der Leipziger Oberbürgermeister hinzu.
       
       Anders sei die Infektionslage nicht in den Griff zu bekommen. Vor allem die
       Lage in den Krankenhäusern verschärfe sich, sagte Jung: „Das kann nicht im
       Sinne unserer aller Gesundheit sein.“
       
       (epd/Reuters) 
       
       ## Rudy Giuliani an Covid-19 erkrankt
       
       Donald Trumps persönlicher Anwalt Rudy Giuliani ist nach einer
       Corona-Infektion zur Behandlung ins Krankenhaus gebracht worden. Der
       76-Jährige wurde nach Angaben aus informierten Kreisen am Sonntag
       (Ortszeit) im Georgetown University Medical Center in der Hauptstadt
       Washington aufgenommen. Demnach zeigte er Symptome der Krankheit Covid-19.
       
       Der US-Präsident hatte zuvor den positiven Coronatest Giulianis öffentlich
       gemacht. Dabei hatte er Giulianis Einsatz in seinem juristischen Kampf
       gegen das Ergebnis der Präsidentenwahl gewürdigt. „Werde schnell gesund,
       Rudy, wir werden weitermachen!!!“, schrieb er. Giuliani teilte den Tweet am
       Sonntagabend, reagierte aber zunächst nicht auf Anfragen.
       
       Giuliani unternahm im Zusammenhang mit seinem Engagement gegen das
       Wahlergebnis zuletzt ausgedehnte Reisen, insbesondere in
       Battleground-Staaten, in denen sich Trumps Wahlkampfteam die größten
       Chancen auszurechnen schien, knappe Ergebnisse anzufechten. Teils traf sich
       der Anwalt dabei mehrere Stunden lang mit lokalen Amtsträger:innen und
       Behördenvertreter:innen- ohne Mund-Nasen-Schutz.
       
       Das Wahlkampfteam Trumps erklärte, Giuliani sei vor seinen Reisen in die
       US-Staaten Arizona und Michigan zweimal negativ auf das Virus getestet
       worden. Nicht näher identifizierte Mitarbeiter aus dem Trump-Team sollen
       sich in Selbstisolation befinden. (ap)
       
       7 Dec 2020
       
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