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       # taz.de -- Aktuelle Entwicklungen in der Coronakrise: Allergiker*innen vor Impfung gewarnt
       
       > Bundeskanzlerin Angela Merkel will weiterhin einen harten Lockdown.
       > Großbritannien gibt Hinweise für Allergiker*innen zum Impfen heraus. Die
       > Coronalage.
       
   IMG Bild: Die Lage spitzt sich zu: Auf deutschen Intensivstationen häufen sich die Coronatodesfälle
       
       ## UK warnt Allergiker*innen vor Impfung mit Biontech/Pfizer-Impfstoff
       
       Nach zwei Fällen von allergischen Reaktionen [1][bei den ersten
       Corona-Impfungen in Großbritannien] mit dem Vakzin von BioNTech und Pfizer
       rät die britische Arzneimittelaufsicht von Impfungen bei Menschen mit einer
       erheblichen allergischen Vorgeschichte ab. Wie es bei neuen Impfstoffen
       üblich sei, habe die Arzneimittelaufsicht MHRA dazu als Vorsichtsmaßnahme
       geraten, erklärte der nationale Gesundheitsdienst NHS am Mittwoch. Zwei
       NHS-Mitarbeiter hätten nach der Impfung schwere allergische Reaktion
       erlitten. Sie erholten sich davon aber gut. Das MHRA will den Fällen nun
       näher auf den Grund gehen. Die beiden Partner Biontech und Pfizer
       erklärten, die Behörde bei der Untersuchung zu unterstützen.
       
       Großbritannien hatte am Dienstag als weltweit erstes Land mit
       Massenimpfungen mit dem Vakzin der beiden Pharmaunternehmen begonnen.
       Biontech und Pfizer erklärten, in der klinischen Studie mit über 44.000
       Teilnehmern sei der Impfstoff allgemein gut vertragen worden und es seien
       keine ernsten Sicherheitsbedenken aufgetreten. Laut dem von Pfizer
       veröffentlichten Studienprotokoll wurden in der zulassungsrelevanten
       Untersuchung aber keine Teilnehmer aufgenommen, die eine Vorgeschichte
       schwerer Nebenwirkungen im Zusammenhang mit einem Impfstoff und/oder
       schwerer allergischer Reaktionen auf einen Inhaltsstoff der Studie haben.
       (rts)
       
       ## Merkel will den harten Lockdown
       
       Im Kampf gegen die Corona-Pandemie plädiert Bundeskanzlerin Angela Merkel
       (CDU) auf einschneidende Einschränkungen rund um den Jahreswechsel. Merkel
       sagte am Mittwoch im Bundestag in Berlin, sie halte die Empfehlung der
       Wissenschaftsakademie Leopoldina für richtig, in einer Phase ab dem 24.
       Dezember bis vielleicht 10. Januar auch Geschäfte und Schulen zu schließen.
       Zudem plädierte sie dafür, die Weihnachtsferien schon am 16. Dezember
       beginnen zu lassen. Doch ob alle Bundesländer dabei mitziehen, ist
       fraglich.
       
       Die Leopoldina hatte sich dafür ausgesprochen, ab Anfang nächster Woche
       Kontakte im beruflichen wie im privaten Bereich auf das absolute Mindestmaß
       zu reduzieren, um die Kontrolle über das Infektionsgeschehen
       zurückzuerlangen. Ab dem 24. Dezember bis mindestens zum 10. Januar soll
       nach ihrer Forderung in ganz Deutschland ein „harter Lockdown“ gelten.
       
       Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) plädierte
       für bundeseinheitliche Regeln. „Wir müssen gemeinsame Lösungen finden“,
       sagte er am Mittwoch im ARD-„Morgenmagazin“. Eine Ausnahme gelte allerdings
       für Bundesländer, in denen das Infektionsgeschehen „aus dem Ruder läuft“,
       wie etwa Sachsen. Diese Länder müssten handeln. Sachsen will bereits von
       Montag an Schulen, Kindertagesstätten und Geschäfte schließen.
       
       Die niedersächsische Regierungssprecherin Anke Pörksen sagte am Mittwoch
       der „Neuen Osnabrücker Zeitung“, ihr Bundesland wolle die Schulen auch
       weiterhin bis zum 18. Dezember geöffnet lassen. Zurückhaltend äußerte sie
       sich zudem zu weiteren Lockdown-Plänen: „Ohne den eventuell anstehenden
       Beratungen vorzugreifen: In den verschiedenen Regionen in Deutschland gibt
       es sehr unterschiedliche Infektionslagen. Selbstverständlich wird sich die
       Landesregierung bei weiteren Maßnahmen an der Situation in Niedersachsen
       orientieren.“
       
       Unklar blieb zunächst auch, ob sich die Regierungschefinnen und –chefs von
       Bund und Ländern kurzfristig zu neuen Beratungen verabreden. Einen nächsten
       Termin für die seit Pandemie-Beginn üblichen Abstimmungsgespräche konnte
       die stellvertretende Sprecherin der Bundesregierung, Martina Fietz, am
       Mittwoch in Berlin nicht nennen. (epd)
       
       ## Menschen ab 60 und Risikogruppen erhalten vor Weihnachten kostenlos
       FFP2-Masken
       
       Der Bund versorgt Menschen ab 60 und Angehörige anderer Risikogruppen noch
       vor dem Jahreswechsel mit ersten FFP2-Atemschutzmasken. Jeweils drei Stück
       werden an jeden Berechtigten kostenfrei in der Apotheke abgegeben, wie
       Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Mittwoch in Berlin sagte. Für
       das kommende Jahr sollen die Berechtigten dann zusätzlich zwei Coupons für
       je sechs Masken erhalten.
       
       Die ersten drei Masken in diesem Jahr erhalten die Berechtigten durch
       Vorlage ihres Personalausweises in der Apotheke „oder nach
       nachvollziehbarer Darlegung des Anspruchs durch Eigenauskunft“, wie es in
       Spahns Verordnungsentwurf heißt. Die Maßnahme soll am 15. Dezember in Kraft
       treten.
       
       Dir fälschungssicheren Coupons sollen von den Krankenkassen ausgegeben
       werden, und zwar in zwei genau definierten Zeiträumen. „Damit wollen wir
       verhindern, dass auf Kosten der Schwächsten Geschäfte gemacht werden“,
       sagte Spahn. Es bleibe oberstes Ziel, die Risikogruppen in der Pandemie zu
       schützen.
       
       Erhalten sollen die Masken gut 27 Millionen Menschen, die zu den vom
       Gemeinsamen Bundesausschuss definierten Risikogruppen gehören – darunter
       Menschen etwa mit Herzinsuffizienz oder Diabetes vom Typ 2. Die Masken
       sollen sowohl gesetzlich als auch privat Versicherte bekommen, für die
       beiden Sechser-Packs im kommenden Jahr ist eine Eigenbeteiligung von
       jeweils zwei Euro vorgesehen.
       
       Spahn verwies darauf, dass auch die FFP-2-Masken keinen hundertprozentigen
       Schutz vor einer Corona-Infektion böten. Sie seien „kein Freifahrtschein,
       um unachtsam zu sein“. (afp)
       
       ## Neuer Höchstand bei Coronatoten
       
       Die Zahl der binnen 24 Stunden gemeldeten Todesfälle im Zusammenhang mit
       dem [2][Coronavirus] ist sprunghaft angestiegen und hat einen neuen
       Höchststand erreicht. Die deutschen Gesundheitsämter meldeten dem
       Robert-Koch-Institut (RKI) 590 neue Todesfälle innerhalb eines Tages, wie
       aus den RKI-Zahlen vom Mittwochmorgen hervorgeht. Das sind über 100 Fälle
       mehr als beim bisherigen Rekordstand von 487 Toten vom vergangenen
       Mittwoch.
       
       Insgesamt wurden binnen 24 Stunden 20.815 neue Infektionen mit dem
       Coronavirus gemeldet. Am Mittwoch in der Vorwoche lag der Wert noch bei
       17.270. Den bisher höchsten Tageswert gab es am 20. November mit 23.648
       Fällen.
       
       In der Tendenz war die Zahl der [3][täglichen Todesfälle] zuletzt nach oben
       gegangen, was nach dem steilen Anstieg bei den Neuinfektionen erwartet
       wurde. Die Gesamtzahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer
       nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg am Mittwoch
       auf 19.932.
       
       Für ganz Deutschland gab das RKI außerdem einen neuen Höchstwert von 149,1
       Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner:innen in sieben Tagen an. Zu Beginn
       des Teillockdowns im November waren es um die 120 gewesen. Bund und Länder
       wollen erreichen, dass es weniger als 50 werden – so könnten
       Gesundheitsämter Infektionsketten wieder nachverfolgen. (dpa)
       
       ## Laschet für harten Lockdown nach Weihnachten
       
       Der Ruf nach einem harten Coronalockdown in der Zeit nach Weihnachten wird
       lauter. Nach der Nationalen Wissenschaftsakademie Leopoldina plädieren auch
       immer mehr Politiker:innen dafür, im Kampf gegen die hohen Infektionszahlen
       nach den Festtagen einschneidende Einschränkungen zu erlassen. In Bayern
       gelten bereits von diesem Mittwoch an strengere Regeln wie
       Ausgangsbeschränkungen, Alkoholverbot in Innenstädten und Ausgangssperren
       in Hotspots.
       
       Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) plädierte dafür,
       die Zeit nach Weihnachten zu nutzen, um das öffentliche Leben weitgehend
       herunterzufahren. „Wir brauchen nach Weihnachten einen echten
       Jahreswechsel-Lockdown, um uns für 2021 wieder eine Perspektive hin zu mehr
       Normalität zu erarbeiten“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.
       
       „Von Weihnachten bis zum Ende der Ferien im neuen Jahr kann das Land am
       ehesten komplett heruntergefahren und so die Ausbreitung der Pandemie
       effektiv gestoppt werden“, betonte Laschet. „Zugleich halten wir in diesen
       Wochen die Schäden für Bildungschancen von Kindern sowie für Wirtschaft und
       Arbeitsplätze so gering wie in keiner anderen Zeit des Jahres.“
       
       Auch Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) kann sich so einen Schritt
       vorstellen. Seine ruhigste Zeit im Jahr seien tatsächlich die Tage um
       Weihnachten bis Anfang Januar. „Und mir fiele fast keine bessere Zeit im
       Jahr ein, in der Gesellschaft weiter runterzukommen, Kontakte zu
       reduzieren“, sagte Spahn bei „Bild live“. Bildungsministerin Anja Karliczek
       sagte der Heidelberger Rhein-Neckar-Zeitung: „Die Zeit um den Jahreswechsel
       muss genutzt werden, um mit effektiven Maßnahmen die Zahl der Infektionen
       zurückzuführen.“
       
       Auch der Deutsche Städtetag hält die Zeit nach den Feiertagen für ideal:
       Schulen und Kitas seien zu, es gebe Betriebsferien, viele Menschen hätten
       Urlaub „und shoppen muss man nach Weihnachten auch nicht unbedingt“, sagte
       Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy der Saarbrücker Zeitung. „Ich werbe
       deshalb für eine Art gesunden Stillstand vom 28. Dezember bis etwa zum 10.
       Januar.“
       
       Die Nationale Wissenschaftsakademie Leopoldina hatte bereits am Dienstag
       gefordert, [4][die Feiertage und den Jahreswechsel für einen harten
       Lockdown zu nutzen], um die Infektionszahlen schnell zu verringern. In
       einem ersten Schritt sollte nach Ansicht der Expert:innen die Schulpflicht
       ab 14. Dezember aufgehoben werden. Vom 24. Dezember bis mindestens zum 10.
       Januar 2021 sollte dann in ganz Deutschland das öffentliche Leben
       weitgehend ruhen, dabei sollten auch die Geschäfte außer für den täglichen
       Bedarf geschlossen bleiben.
       
       Das Papier der Leopoldina sollte verstanden werden als „deutliche und
       letzte Warnung der Wissenschaft“, sagte der Virologe Christian Drosten, der
       an der Stellungnahme mitgewirkt hatte, im neuen „Coronavirus-Update“ bei
       NDR-Info. Die Wahrscheinlichkeit sei groß, dass die Weihnachtszeit zu einem
       Anstieg der Fallzahlen führe. Werde jetzt nicht nachreguliert, drohe „Ende
       Januar und über den gesamten Februar hinaus“ ein Lockdown mit massiven
       Folgen für die Wirtschaft.
       
       In Bayern treten bereits an diesem Mittwoch schärfere Regeln in Kraft.
       Landesweit gelten seit Mitternacht Ausgangsbeschränkungen wie im Frühjahr,
       wenn auch mit einer Vielzahl von Ausnahmen, etwa für Weihnachtseinkäufe
       oder Treffen mit einem anderen Hausstand. Der Konsum von Alkohol in
       Innenstädten und an anderen öffentlichen Orten ist untersagt – wobei die
       Kommunen die genauen Orte benennen müssen.
       
       Auch an den Schulen ändert sich einiges: Ab Klassenstufe acht wird
       mindestens auf einen Wechsel von Präsenz- und Distanzunterricht umgestellt.
       In Landkreisen und kreisfreien Städten mit mehr als 200
       Corona-Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner:innen binnen einer Woche gibt
       es nur noch Distanzunterricht, zudem gilt hier eine nächtliche
       Ausgangssperre von 21 bis 5 Uhr. Menschen dürfen ihre Wohnungen dann nur
       noch aus wenigen triftigen Gründen verlassen.
       
       Auch andere Ministerpräsident:innen hatten sich für härtere Maßnahmen über
       die Feiertage ausgesprochen. Aktuell dürfen sich fast überall in
       Deutschland nur zwei Haushalte mit bis zu fünf Personen treffen. Zwischen
       dem 23. Dezember und dem 1. Januar soll dies vorübergehend gelockert
       werden. Ob und wie stark, entscheidet jedes Bundesland selbst. Je nach Land
       können dann bis zu zehn Personen zusammenkommen, Kinder unter 14 Jahren
       nicht mitgerechnet.
       
       Wann die Ministerpräsident:innen erneut mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU)
       zu Beratungen über mögliche Verschärfungen zusammenkommen, ist unklar.
       Nachdem Merkel an diesem Donnerstag und Freitag beim EU-Gipfel in Brüssel
       gebunden ist, war zwischenzeitlich auch ein Termin am kommenden Sonntag im
       Gespräch. Möglich wäre nach wie vor allerdings auch ein Treffen im Laufe
       der kommenden Woche. (dpa)
       
       9 Dec 2020
       
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