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       # taz.de -- Situationsbericht des Bauernverbands: Bauern erwarten niedrigere Gewinne
       
       > Coronakrise und Afrikanische Schweinepest setzen Höfe unter Druck, warnt
       > der Bauernverband. Lidl erhöht nach Protesten von Landwirten einige
       > Preise.
       
   IMG Bild: 650.000 Schweine warten auf ihre Schlachtung
       
       Berlin taz | Der Deutsche Bauernverband rechnet damit, dass der
       durchschnittliche Gewinn der Agrarbetriebe im laufenden Wirtschaftsjahr
       fällt. Das geht aus dem am Donnerstag veröffentlichten
       [1][Situationsbericht] der Organisation hervor. „Bei den Schweinebetrieben
       sieht es zappenduster aus“, sagte Präsident Joachim Rukwied über den
       zweitwichtigsten Zweig der Branche. Diese Bauern erhielten nur noch
       „katastrophale Erzeugerpreise“. Die im vergangenen Jahr
       unterdurchschnittlichen Ergebnisse von Milchvieh- und Ackerbaubetrieben
       würden sich kaum verändern.
       
       Die 270.000 deutschen Landwirte produzieren rechnerisch laut Statistischem
       Bundesamt rund [2][90 Prozent] der Lebensmittel, die hierzulande verbraucht
       werden. In den vergangenen Wochen blockierten Hunderte Bauern mit ihren
       Traktoren Zentrallager von Supermarktketten wie Aldi und Lidl. Vor allem
       die Schweine- und Milchpreise gelten als zu niedrig, um die Kosten der
       Landwirte zu decken.
       
       Die Coronakrise habe den Absatz mancher Produkte belastet, ergänzte
       Rukwied. Weil die Gastronomie mehrmals schließen musste, hätten Bauern
       einen Abnehmer verloren. „Hart getroffen hat uns der Ausbruch der
       Afrikanischen Schweinpest jetzt in der zweiten Hälfte des Jahres“ in
       Deutschland, so der Landwirt. Seitdem lassen die meisten Nicht-EU-Länder
       keine Importe von deutschem Schweinefleisch mehr zu. Die Bauern bekommen
       nur noch 1,19 Euro pro Kilogramm, benötigen aber laut
       Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands mindestens 1,70
       Euro.
       
       „Sie verlieren nach unseren Schätzungen rund 40 Millionen Euro pro Woche im
       Moment“, klagte Rukwied. Da die Fleischwerke coronabedingt weniger Tiere
       verarbeiteten, stauten sich in den Ställen immer noch 650.000 Schweine, die
       eigentlich schon hätten geschlachtet werden sollen. Das trug dazu bei, das
       die Erzeugerpreise landwirtschaftlicher Produkte im Oktober um 6 Prozent
       niedriger waren als ein Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt am
       Donnerstag berichtete.
       
       Lidl hebt Preise 
       
       Zwar verdiente der durchschnittliche Agrar-Haupterwerbsbetrieb laut
       Bauernverband im Wirtschaftsjahr von Juli 2019 bis Juni 2020 mit 64.500
       Euro 13 Prozent mehr als im Vorjahr. Aber: „Der starke Einbruch des
       Vorjahres konnte nicht ausgeglichen werden“, so die Lobbyorganisation. Das
       jetzige Preistief fresse die Gewinne auf, die die Schweinehalter 2019/20
       gemacht hätten.
       
       Während die Erlöse fielen, würden die Regeln etwa für den Tierschutz
       strenger, so Rukwied. „Das hat dazu geführt, dass die Frustration bei den
       Bauern sehr hoch ist, dass da Wut da ist.“
       
       Lidl hat inzwischen als Reaktion auf die jüngsten Protestaktionen den
       Einkaufspreis für zehn Artikel aus dem Schweinefleischsortiment um 1 Euro
       pro Kilogramm angehoben. Als Folge steige der Verkaufspreis im gleichen
       Umfang, teilte der Discounter am Donnerstag mit. Er hatte vergangene Woche
       angekündigt, 50 Millionen Euro zusätzlich an die Landwirte über die
       Initiative Tierwohl auszuzahlen. Jetzt folge eine weitere
       Soforthilfemaßnahme, hieß es.
       
       Das reiche nicht, kritisierte die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche
       Landwirtschaft. „Wir brauchen weitergehende Maßnahmen, damit die
       tierhaltenden Betriebe auskömmliche Preise erhalten“, sagte
       Pressesprecherin Berit Thomsen der taz. Ein Vorschlag ist, dass sich zum
       Beispiel die Milchbauern zu Kartellen zusammenschließen, die die
       Produktionsmenge senken. Diese Idee lehnte Rukwied jedoch ab, weil sie
       aufgrund der hohen Zahl etwa von Molkereien „schlichtweg nicht umsetzbar“
       sei.
       
       10 Dec 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.bauernverband.de/situationsbericht/5-fakten-zur-wirtschaftlichen-lage-der-landwirtschaft-1/52-buchfuehrungsergebnisse
   DIR [2] https://www.destatis.de/DE/Methoden/WISTA-Wirtschaft-und-Statistik/2018/02/preisentwicklung-2017-022018.pdf?__blob=publicationFile
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jost Maurin
       
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