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       # taz.de -- Konzerttipps der Woche: Abschied leicht gemacht
       
       > Im Radialsystem geht es um den Übergang in eine andere Epoche, im HAU 4
       > gibt´s Art-Pop und in den Weiten des Netzes Phoebe Bridgers und Damon
       > Albarn.
       
   IMG Bild: Das Solistenensemble Kaleidoskop entschlackt Gustav Mahler
       
       Dieses vermaledeite Jahr verabschiedet man doch gerne ein paar Wochen
       früher – auch wenn auch so bald wohl nichts besser wird. Auf eine leise
       Weise macht es das Solistenensemble Kaleidoskop, zusammen mit Solist*innen
       des Niedersächsischen Staatsorchester Hannover mit dem Stream „Abschied“.
       
       Am Sonntag (13. 12.) nehmen sie in kleiner Besetzung den letzten Satz aus
       Gustav Mahlers Neunter Sinfonie zum Ausgangspunkt für eine vom orchestralen
       Pomp entschlackte Interpretation (19 Uhr, [1][www.radialsystem.de],
       umsonst). Das elegische Stück behandelt nicht nur den Tod, sondern auch den
       Übergang in eine andere Epoche – den wir durchaus brauchen könnten.
       
       Ein gelungene Sache ist das einstündige Konzert der immer wieder charmanten
       Combo The Chap, das über HAU 4, die digitale Bühne des Hebbel am Ufer,
       abrufbar ist. Beziehungsweise direkt über den [2][YouTube-Kanal]. Als hätte
       man es als Musiker derzeit nicht schwer genug, leben die Mitglieder der
       Artpop-Band in Berlin und London, können sich also nicht einmal spontan zur
       Probe mit Maske treffen, bei Durchzug natürlich.
       
       Trotzdem haben sie ein kurzweiliges, multiperspektivisches Video gezaubert.
       Mit Hilfe von Go-Pro-Kameras wurden neun Screen bespielt, die gleichzeitig
       zu sehen sind und für unterhaltsame Verwirrung sorgen; zusammengehalten
       wird das von catchy Songs.
       
       Ebenfalls auf der digitalen Bühne des HAU wird ab Freitag (11. 12.)
       getalkt, und zwar vom Deutsches Museum für Schwarze Unterhaltung und Black
       Music. Auf den [3][Programm] stehen spannende Einblicke, etwa zur
       „Rassistischen Imagination der Deutschen bzw. der Deutschen
       Schlager-Hörer:innen“, von dem Professor für Ethnomusikologie Julio
       Mendívil (12. 12., 19 Uhr).
       
       Oder zu ausbeuterischen Strukturen des Musikgeschäfts beim Gespräch zu
       „Black Voices – White Producers“ (16. 12, 19 Uhr). Der Eröffnungsvortrag
       findet am Freitag (11. 12.) um 19 Uhr statt, die Beiträge sind bis zum
       Festivalende am 16. 12. verfügbar.
       
       Wem der Sinn nach Diskursen steht, findet Anregendes auch auf der Seite des
       HKW, auf der ja zu dem in den digitalen Raum gewanderte Festival [4][„Das
       Verschwinden der Musik“] immer wieder neues Material veröffentlicht wird.
       In den letzten Tagen waren das Talks zum Thema „Soundtracking Every Moment:
       Music as Data“ ebenso wie ein Kommentar von [5][Matthew Herbert & dem s t a
       r g a z e-Ensemble] zum Beethoven-Jahr – das Orchester ist, ganz zeitgemäß,
       lediglich als Sample vertreten.
       
       Außerdem stehen vielversprechende Streams aus aller Welt auf dem Programm,
       weswegen wir die Grenzen der Stadt diesmal verlassen. Dass das per
       Mouseklick möglich ist, ist ja vielleicht der einzige Vorteil der aktuellen
       Situation. Etwa, um bei einem Fundraiser von Cyndi Lauper & Friends dabei
       zu sein: Nutznießer ist die US-amerikanische Organisation True Colours
       United, die obdachlose Jugendliche aus der LGBTQ-Community unterstützt.
       
       Dabei ist ein breites Spektrum von Musiker:innen von Dolly Parton über
       Henry Rollins bis zur tollen Phoebe Bridgers. Wegen der Zeitverschiebung
       muss man allerdings lange aufbleiben, nämlich bis 2 Uhr morgens (12. 12.,
       auf Tik Tok, 14.12. auf [6][Youtube]).
       
       Ebenfalls ein eklektischer Spaß dürfte das Konzert der Gorillaz werden.
       Mastermind Damon Albarn hat im Oktober mit einer sehr bunten Gästeriege das
       vielleicht beste Album der virtuellen Band in den immerhin 20 Jahren ihrer
       Existenz veröffentlicht. Mal sehen, wer am Sonntag (13. 12.) um 20 Uhr bei
       der [7][digitalen Sause] für 15 Euro alles dabei ist.
       
       11 Dec 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://www.radialsystem.de/livestream-13-12-2020-abschied-musiktheater-mit-solistenensemble-kaleidoskop-und-solistinnen-des-niedersaechsischen-staatsorchesters/
   DIR [2] https://www.youtube.com/watch?v=9m0kFI0l8TU
   DIR [3] https://www.hebbel-am-ufer.de/programm/hau4/
   DIR [4] https://www.hkw.de/de/programm/projekte/2020/das_verschwinden_der_musik/start.php
   DIR [5] http://www.hkw.de/de/programm/projekte/2020/das_verschwinden_der_musik/programm_verschwinden_der_musik/video_matthew_herbert_stargaze_alone.php
   DIR [6] https://truecolorsunited.org/homefortheholidays/
   DIR [7] https://gorillazlivenow.com/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Stephanie Grimm
       
       ## TAGS
       
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