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       # taz.de -- Verlängerung der Coronamaßnahmen: Heiße Debatte um richtigen Schulweg
       
       > Die Kultusminister*innen ringen um den Zeitpunkt, an dem die Schulen und
       > Kitas wieder geöffnet werden können. Noch ist eine Einigung nicht in
       > Sicht.
       
   IMG Bild: Rodelspaß oder Schulweg?
       
       Berlin taz | Bis Dienstag, wenn sich Kanzlerin Angela Merkel mit den
       Ministerpräsident*innen der Länder trifft, haben die Kultusminister*innen
       noch einige heftige Diskussionen zu führen. Denn noch herrscht zwischen
       ihnen Uneinigkeit, wie es in den Schulen und Kitas nach dem 10. Januar
       weitergehen soll. An diesem Montag wollen sie über ihr weiteres Vorgehen
       entscheiden.
       
       Derzeit scheinen die Positionen der Länder noch weit auseinander zu liegen.
       So geht Berlins Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) davon aus, dass in
       der Hauptstadt die Phase des schulisch angeleiteten Lernens zu Hause noch
       mindestens bis zum 17. Januar verlängert werden muss – mit Ausnahme der
       abschlussrelevanten Jahrgänge, die Wechselunterricht erhalten sollen.
       
       Baden-Württembergs Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) plädiert im
       Gegensatz dazu für schnelle Öffnungen. „Ich gehe davon aus und werbe sehr
       dafür, dass wir Kitas und Grundschulen in jedem Fall wieder in Präsenz
       öffnen und auch Klasse 5, 6 und 7 sowie die Abschlussklassen im Blick haben
       – unabhängig von den Inzidenzzahlen“, sagte Eisenmann schon vor einigen
       Tagen.
       
       Unterstützung findet sie mit ihrer Position bei der Elterninitiative
       „Familien in der Krise Berlin“, die weitere Schulschließungen ablehnt.
       Stattdessen schlägt die Initiative vor, die Präsenzpflicht auszusetzen.
       „Wechselunterricht und Fernunterricht sollten nur das letzte Mittel sein,
       wenn es beispielsweise zu flächendeckenden Ausbrüchen an Schulen kommt“,
       erklärte der Berliner Sprecher der Initiative, Milan Renner, gegenüber der
       taz.
       
       Spahn gegen Schulöffnungen 
       
       Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sprach sich hingegen dafür aus,
       Schulen und Kitas weiterhin geschlossen zu halten. Die Infektionszahlen
       seien immer noch [1][zu hoch]. „Es ist für alle leichter, jetzt eine Woche
       länger die Schulen zu zu haben, als sie aufzumachen und dann irgendwann in
       einigen Wochen wieder vor Debatten zu stehen“, sagte er zu „RTL Aktuell“.
       
       Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach plädierte angesichts der Gefahr
       durch die Virusmutation ebenfalls für die Verlängerung der Schließungen –
       bis die Inzidenz bei 25 Infizierten pro 100.000 Einwohner*innen angekommen
       sei.
       
       Auch der bayerische Ministerpräsident [2][Markus Söder] (CSU) warnte vor
       „einer überstürzten Öffnung von Schulen und Kitas“. Gerade nach den Ferien
       sei die Infektionsgefahr am höchsten. Wie Bayern sollen bei einer
       Telefonschalte der Staatskanzleichefs am Samstag auch andere stark von der
       Pandemie betroffene Länder gegen Schulöffnungen argumentiert haben, wie die
       Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung berichtete. Zu den stärker
       betroffenen Ländern gehörten etwa Sachsen, Thüringen und Baden-Württemberg.
       Dessen Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) würde sich damit auch
       gegen seine Kultusministerin Susanne Eisenmann stellen.
       
       Weniger betroffene Länder überlegen hingegen, wenigstens Kindergärten und
       Schulen bis zur siebten Klasse wieder zu öffnen und in den höheren Klassen
       Wechsel- oder Distanzunterricht anzubieten. Gut möglich, dass vor diesem
       Hintergrund ab dem 11. Januar jedes Land für sich selbst entscheidet, wie
       es in Kitas und Schulen weitergeht.
       
       Während Schulen zunächst nicht als Pandemietreiber galten, gilt dies
       inzwischen aufgrund neuer Studien als widerlegt. Aufsehen erregte zuletzt
       eine Untersuchung aus Hamburg. Sie ergab, dass ein einziger Infizierter im
       September mit großer Wahrscheinlichkeit mindestens 25 Schüler*innen und
       Lehrer*innen ansteckte.
       
       Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD) hatte die Untersuchung zunächst
       wochenlang unerwähnt gelassen. Veröffentlicht wurde sie schließlich kurz
       vor Weihnachten – allerdings nicht von der Schul-, sondern der
       Sozialbehörde – und auch nicht automatisch, sondern erst nach einer
       Bürgeranfrage über das Portal „Frag den Staat“. (mit dpa)
       
       4 Jan 2021
       
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