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       # taz.de -- Kinderbetreuung in der Coronakrise: Kita-Türen bleiben geschlossen
       
       > Der Lockdown wird wohl verlängert, auch Kitas sollen geschlossen bleiben.
       > Das ruft gemischte Gefühle bei Kita-Leitungen und Eltern hervor.
       
   IMG Bild: Ein bisschen verloren: Eltern haben es in der Krise nicht leicht, Kitas bleiben weiter geschlossen
       
       Berlin taz | Kleinkinder bleiben weiterhin Zuhause. Das machte
       Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) am Montag klar. [1][Das
       derzeitige Infektionsgeschehen] lasse eine Wiederöffnung von Kitas vorerst
       nicht zu, sagte Giffey, sobald die Zahlen sinken, sollten die Kitas jedoch
       mit als Erstes öffnen. Wann das ist, bleibt unklar.
       
       In sieben Bundesländern sind Kitas derzeit geschlossen, dort wird lediglich
       eine Notbetreuung angeboten. In den neun anderen Ländern sind die Kitas
       geöffnet, verbunden allerdings mit einem Appell an die Eltern, ihre Kinder
       [2][nach Möglichkeit zu Hause zu betreuen].
       
       Der [3][Lockdown] in Thüringen wurde bereits bis zum 31. Januar verlängert.
       „Das Infektionsgeschehen in Thüringen lässt eine Öffnung der Krippen und
       Kindergärten ab dem 11. Januar nicht zu“, sagt eine Sprecherin des
       Bildungsminsteriums auf taz-Anfrage. Auch Sachsen erwägt eine eine
       Verlängerung des harten Lockdowns bis Ende Januar.
       
       „Kitas ab dem 11. Januar wieder zu öffnen, hätte überhaupt keinen Sinn
       gemacht“, sagt Christina Künne, Kitaleiterin in Pinneberg und Vorsitzende
       der Vereinigung Kita-Leitungen in Schleswig-Holstein. Sie fordert, dass in
       Schleswig-Holstein weiterhin nur Eltern in „systemrelevanten Berufen“ die
       Notbetreuung in Anspruch nehmen können.
       
       Daniela Heimann vom Landeselternbeirat Nordrhein-Westfalen ist anderer
       Meinung. Sich nur auf systemrelevante Berufe zu fokussieren, sei der
       falsche Weg. „Was ist mit Kindern, deren Eltern alleinerziehend und
       berufstätig sind oder mit der Betreuung überfordert?“, fragt Heimann.
       Derzeit gilt in Nordrhein-Westfalen eine Betreuungsgarantie für alle. Das
       heißt: Wenn Eltern Hilfe bei der Betreuung brauchen, dürfen sie ihre Kinder
       in die Kita bringen – egal, welchen Job sie ausüben. „Wir wünschen uns,
       dass es ab dem 11. Januar genauso weitergeht“, sagt Heimann.
       
       Auch der Deutsche Kitaverband ist gegen eine Notbetreuung nur für Kinder
       von Eltern in systemrelevanten Berufen. „Alle Kinder sind systemrelevant
       und haben ein Recht auf Bildung“, sagt eine Sprecherin der taz. Der Verband
       fordert eine baldige Öffnung der Kitas und einen langfristigen Plan für das
       Frühjahr 2021. „Bisher hat die Politik nicht gezeigt, dass sie ihre
       Ankündigungen auch umsetzt. Es wurden weder die Herausforderungen bei der
       personellen Ausstattung der Einrichtungen in Angriff genommen noch wurden
       Testkapazitäten zur Verfügung gestellt“, sagt die Sprecherin.
       
       Katharina Queisser von der Bundeselternvertretung der Kinder in
       Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflege fordert bezahlte Urlaubstage
       für Eltern sowie einen Coronakinderbonus von 1.000 Euro pro Kind und Monat,
       falls Kitas ab dem 11. Januar weiter geschlossen bleiben. „Mit dem
       Kinderbonus wollen wir Familien vor Existenzängsten bewahren und damit das
       Kindeswohl schützen“, sagt Queisser.
       
       Darüber hinaus müsse die Regierung endlich anerkennen, dass Kinderbetreuung
       und Home-Office nicht zu vereinbaren seien. Eltern, die wegen der Pandemie
       von zu Hause aus arbeiten, sollten sowohl Anspruch auf Notbetreuung haben
       als auch auf Lohnersatzleistungen. „Wir wünschen uns ein Forum, in dem sich
       die Bundesministerien mit Arbeitgebern und berufstätigen Eltern
       zusammensetzen und gemeinsam langfristige Konzepte entwickeln“, sagt
       Queisser.
       
       ## Lösungsansatz: Die Corona-Kita-Räte-Republik
       
       Ab wann Kitas wieder öffnen sollten, könne man pauschal nicht sagen, sagt
       Björn Köhler von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. Da die
       Inzidenzen von Landkreis zu Landkreis variierten, brauche es lokale
       Corona-Kita-Räte, in denen Träger, Eltern, Politik und Gewerkschaften
       gemeinsam über Maßnahmen entscheiden. „Hilfreich wären konkrete
       Empfehlungen von der Bundesebene, ab wann eine Einrichtung schließen soll“,
       sagt er. Etwa ab einer bestimmten Anzahl an Erzieher*innen in Quarantäne
       oder an positiv getesteten Kindern.
       
       Darüber hinaus fordert Köhler langfristige Lösungen. „Das größte Problem,
       das Erzieher*innen und Eltern haben, ist die Planungsunsicherheit.“
       Derselben Meinung ist Heinz Hilgers vom deutschen Kinderschutzbund: „Dass
       manche Eltern an einem Sonntagabend erfahren, dass am Montag die Kita
       geschlossen bleibt, ist ein unhaltbarer Zustand.“
       
       4 Jan 2021
       
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