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       # taz.de -- Coronapolitik in Österreich: Grenzen der Macht
       
       > Österreichs Kanzler Kurz hat sich mit seiner unausgegorenen Coronapolitik
       > eine Watschn eingeholt. Zu mehr Demut bei ihm wird das wohl nicht führen.
       
   IMG Bild: Dämpfer für Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz nach Aufstand im Bundesrat
       
       In Österreich ist das Management der Coronapandemie Chefsache. Egal, ob es
       um einen neuen Lockdown geht, um die Öffnung von Handel und
       Dienstleistungen, um den Betrieb auf den Skipisten oder die Verabreichung
       der ersten Covidimpfung, Bundeskanzler Sebastian Kurz tritt als der große
       Kommunikator auf. Oft kommuniziert Kurz einen gerade erst in seinem engsten
       Zirkel ausgekochten Plan, auch wenn dem noch Hand und Fuß fehlen. Kritik an
       fehlerhaften Gesetzen, die vor dem Verfassungsgerichtshof nicht halten, tut
       er gern als „juristische Spitzfindigkeiten“ ab.
       
       Auch der Plan, den aktuellen Lockdown für alle jene um eine Woche zu
       verkürzen, die sich „frei testen“, war unausgegoren. Die Juristen
       grübelten, wie sie die Bestimmungen verfassungsrechtlich wasserdicht
       formulieren sollten. Die Mühe können sie sich jetzt sparen, denn die
       Opposition hat das Gesetz mit der Androhung eines Vetos im Bundesrat, der
       Länderkammer Österreichs, [1][zu Fall gebracht.]
       
       SPÖ, FPÖ und Neos handelten aus unterschiedlichen Motiven, aber mit dem
       gemeinsamen Ziel, der [2][türkis-grünen Bundesregierung] einen Dämpfer zu
       verpassen. Eine kleine Revanche für die Alleingänge von Kurz, der seit
       Ausbruch der Pandemie einen Schulterschluss aller Parteien einfordert und
       darunter versteht, dass alle unter seinem Kommando Habachtstellung
       einnehmen.
       
       Wissenschaftlich fundierte Maßnahmen, die SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner
       als studierte Epidemiologin einfordert, übernimmt Kurz oft mit Verzögerung,
       wenn er sie als seine Ideen ausgeben kann – mit Erfolg, seine an sich hohen
       Beliebtheitswerte sind im Verlauf der Krise noch gestiegen. Nicht einmal
       die zweite Welle, die im November zu den weltweit höchsten Infektions- und
       Sterbezahlen im Verhältnis zur Bevölkerung führte, konnte ihn nachhaltig
       beschädigen.
       
       Der Aufstand im Bundesrat, zu dem sich ideologisch höchst konträre Parteien
       verabredet haben, zeigen jetzt auch Kurz die Grenzen seiner Macht auf. Ob
       ihn das etwas mehr Demut lehrt, muss angesichts seiner bisherigen
       Amtsführung aber bezweifelt werden.
       
       5 Jan 2021
       
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