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       # taz.de -- Neue Corona-Regeln ab Sonntag: Trostpflaster für Alleinerziehende
       
       > Der Senat bestätigt die verabredete Lockdown-Verlängerung, weicht die
       > Verschärfung aber für Single-Eltern auf. Unterricht in Grundschulen ab
       > dem 18.
       
   IMG Bild: Drei aus drei Haushalten ist bei Corona einer zuviel – aber nicht bei der Pressekonferenz des Senats
       
       taz | Berlin Düster zeigt sich die Stadt an diesem Mittwoch, an dem der
       Senat die tags zuvor von den Ministerpräsidenten vereinbarten verschärften
       Coronaregeln auch für Berlin übernimmt – ab Sonntag sollen sie gelten. Im
       Umfeld des Roten Rathauses scheint allein das Konzerthaus am Gendarmenmarkt
       das triste Grau mit einer Lichtinstallation zu durchbrechen. Doch ist das
       Rot in seinen Fenstern nun traurig blutrot oder aufmunternd leuchtend? Die
       Auswahl passt zu einem Satz, der von Vize-Regierungschefin Ramona Pop
       (Grüne) im Rathaus mit Blick auf verschärfte Regeln, aber auch mehr
       Impfungen zu hören ist: „Einschränkungen und Hoffnung lagen noch nie so eng
       zusammen.“
       
       Michael Müller, der Regierende Bürgermeister von der SPD, sitzt bei diesen
       Worten neben ihr – er hat den Journalisten gegenüber Berlin gerade erst in
       Blut-Schweiß-Tränen-Rhetorik auf ein Durchhalten bis Ende Januar
       eingeschworen. „Das sind noch mal drei wirklich harte Wochen, die vor uns
       liegen“, ist seine Wortwahl und: „Wir wissen alle, dass jetzt viele an ihre
       Grenzen kommen.“
       
       Es gibt aus seiner Sicht durchaus Erfolge des bisherigen Lockdowns – auf
       100.000 Berliner kommen nicht länger wie noch vor Weihnachten über 200
       Corona-Infizierte, sondern nur rund 130. Doch auf den Intensivstationen,
       bei den Schwererkrankten, gebe es „überhaupt noch keine Entlastung“. Im
       Gegenteil, die Charitè habe am Mittwochmorgen mitgeteilt, dass die
       Kapazitäten in den nächsten Tagen erschöpft seien.
       
       Für unausweichlich hält Müller darum, was er mit den anderen 15
       Ministerpräsidenten und Kanzlerin Angela Merkel am Dienstag vereinbart hat
       und was der Senat einvernehmlich übernommen habe: den Lockdown bis Ende
       Januar zu verlängern und vor allem dadurch zu verschärfen, dass sich jetzt
       nicht mehr fünf Menschen aus zwei Haushalten treffen dürfen, sondern nur
       ein Haushalt mit einer anderen Person.
       
       ## Unterricht in Grundschulen
       
       Für Berlin als Hauptstadt der Singles hat der Senat allerdings eine
       Ausnahme festgelegt: Alleinerziehende können bei Treffen mit anderen
       Haushalten, egal ob drinnen oder draußen, ihre bis zwölfjährigen Kinder
       dabei haben. Alles andere hätte bedeutet, dass die Alleinerziehenden, wenn
       sie ihre kleinen Kinder nicht allein lassen wollten, gar keine Kontakte
       mehr haben, hieß es zur Begründung. Eine schon länger geltende Berliner
       Sonderregelung aus dem Sport hat laut Vize-Regierungschef Klaus Lederer
       (Linkspartie) zudem weiter Bestand: dass Kinder bis zwölf Jahren in festen
       Gruppen zusammen draußen trainieren können. Für die Schulen kündigt Lederer
       an, dass es für die Klassen eins bis drei ab dem 18. Januar Unterricht in
       halber Klassenstärke geben soll, für die Klassen vier bis sechs eine Woche
       später ab dem 25. Das Probejahr an den Gymnasien sei ausgesetzt.
       
       Offen hingegen bleibt an diesem Mittwoch, was die neue 15-Kilometer-Regel
       für das Zusammenspiel von Berlin und Brandenburg bedeutet. Ihr zufolge
       dürfen sich Personen aus Städten und Landkreisen mit mehr als 200
       Corona-Infektionen pro 100.00 Einwohner binnen sieben Tagen nur noch 15
       Kilometer von ihrem Wohnort entfernen dürfen. So kommt es beispielsweise zu
       der Situation, dass es östlich der Glienicker Brücke keine derartigen
       Einschränkungen gibt, weil Berlin mit einem Wert von rund 130 weiter unter
       dem Grenzwert liegt, auf der Westseite in Potsdam hingegen die Regel
       aktuell anzuwenden wäre: Dort lag der Wert am Mittwoch bei 228.
       
       Wer darf nun wie weit ab wo? Müller und seine Vizes verweisen auf die
       Kabinettssitzung der Brandenburger Landesregierung am Donnerstag, nach der
       sich diese Fragen klären sollen. „Da wird noch was kommen“, kündigt Lederer
       an. Alle drei Senatsvertreter warnen allerdings davor, nach Schlupflöchern
       und Ausnahmen zu suchen. Als Grundregel gelte weiter, zu Hause zu bleiben,
       sagt Pop: „Grundsätzlich muss man keine Tagesausflüge nach Potsdam machen,
       um sich das Barberini (derzeit geschlossenes Museum, d. taz) von außen
       anzuschauen.“
       
       6 Jan 2021
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Stefan Alberti
       
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