URI: 
       # taz.de -- Sportler gegen Trump: Mit den Falschen angelegt
       
       > Kelly Loeffler verlor in Georgia auch, weil ihr die Unterstützung ihres
       > Basketball-Teams fehlte. NBA-Profis protestieren gegen den Trump-Mob.
       
   IMG Bild: Endgültig geblockt: Kelly Loeffler (l.) und ihre Co-Besitzerin der Atlanta Dream, Mary Brock
       
       Dass Donald Trump gehen muss, dass seine Kandidatin für den Senat Kelly
       Loeffler gescheitert ist, das war ohne Basketball nicht möglich. Sue Bird
       von den Seattle Storm, nach vier Olympiasiegen eine der aktuell besten
       Spielerinnen der Welt und, ganz nebenbei Lebensgefährtin der Fußballikone
       [1][Megan Rapinoe], berichtete von einem Lob, das sie gehört hatte: „Deine
       vier Goldmedaillen sind cool und alles, aber heute habt ihr wohl die
       Demokratie gerettet.“
       
       Das kam so: Kelly Loeffler hält 49 Prozent Anteile an Atlanta Dream, ein
       Profiteam der Frauenliga WNBA. Als die Republikanerin im vergangenen Sommer
       mit besten Aussichten für den US-Senat kandidierte, attackierte sie die
       [2][WNBA], weil die Black Lives Matter unterstützte. Da lag ihr
       demokratischer Konkurrent, Raphael Warnock, in den Umfragen nur bei 9
       Prozent.
       
       Aber dann. Koordiniert von ihrer Gewerkschaft überlegten sich die
       Spielerinnen eine Reaktion. „Ich bin keine politische Strategin“, sagte Sue
       Bird, „wer bin ich schon?“ Im August 2020 ließ sich die gesamte WNBA-Liga,
       nicht nur Atlanta Dream, T-Shirts mit der Textzeile „Vote Warnock“ drucken,
       wählt den schwarzen Bürgerrechtler, stimmt gegen Loeffler! Seit August 2020
       liefen alle Spielerinnen der WNBA mit diesen T-Shirts auf. Warnocks
       Kampagne nahm Fahrt auf.
       
       Die Basketballerinnen werden in den USA und in der Sportöffentlichkeit
       deutlich weniger beachtet als die männlichen Kollegen. Auch politisch haben
       die NBA-Stars Gewicht. Als am Mittwoch ein Mob von
       Donald-Trump-Unterstützern das Capitol stürmte, reagierte die NBA sofort.
       Beim Spiel der Boston Celtics gegen Miami Heat verließen die Celtics beim
       Aufwärmen zunächst die Halle. Bevor die Hymne gespielt wurde, verlasen sie
       eine Erklärung: „Wir bestreiten das Spiel heute schweren Herzens.“ Das
       Statement nahm Bezug, dass in Kensha/Wisconsin keine Anklage erhoben wird
       gegen den Polizisten, der Jacob Blake mit Schüssen in den Rücken
       niederstreckte. Während der Hymne knieten fast alle Profis. Nach dem Spiel
       sagte Celtics-Profi Jaylen Brown mit Blick auf den Fall Blake, es gebe zwei
       Amerikas. „In dem einen wirst du erschossen, weil du in deinem Auto
       schläfst, Zigaretten verkaufst oder im Hinterhof spielst. In dem anderen
       Amerika kannst du das Capitol stürmen – es gibt kein Tränengas, keine
       Massenverhaftungen, nichts davon.“
       
       ## „Was, wenn Schwarze das Capitol gestürmt hätten?“
       
       Viele NBA-Profis und Coaches reagierten auf die Ausschreitungen von
       Washington. Celtics-Trainer Brad Stevens sagte, er habe damit gerechnet,
       dass die Spieler in den Streik treten, „dann hätten sie die volle
       Unterstützung von mir und dem Club gehabt“. Der Trainer der Philadelphia
       76ers, Doc Rivers, fragte: „Können Sie sich vorstellen, was los gewesen
       wäre, wenn Schwarze Leute das Capitol gestürmt hätten?“ Er kennt die
       Antwort, denn das war geschehen: „Es wurden ja keine Polizeihunde auf die
       Leute losgelassen, niemand mit Schlagstöcken geschlagen, die Leute wurden
       friedlich aus dem Capitol geleitet.“
       
       Bei einem anderen Spiel machten sich die Golden State Warriors in T-Shirts
       mit dem Aufdruck „Black Lives Matter“ warm, beide Teams, auch die Los
       Angeles Clippers, entschieden sich dann für das Symbol des Niederkniens
       während der Hymne. Als der Footballprofi Colin Kaepernick diese Geste im
       August 2016 erstmals – und allein – durchführte, wurde er von Donald Trump
       als „Hurensohn“ beschimpft, den man rausschmeißen solle. Mittlerweile
       koordiniert die Profiliga NBA die Proteste.
       
       Mit der erfolgreichen Unterstützung für Raphael Warnock dürften die
       Basketballerinnen nun zum politischen Gewicht der männlichen Kollegen
       aufgeschlossen haben. „Es ist ein bisschen so, als wären wir gezwungen
       gewesen, unsere Macht zu zeigen“, sagte Angel McCoughtry von den Las Vegas
       Aces. „Wir wussten nicht, wieviel Macht wir haben.“
       
       Die gescheiterte Senats-Kandidatin Kelly Loeffler will und soll sich wohl
       bald von ihren Anteilen an Atlanta Dream trennen. Auf Twitter hat
       NBA-Superstar LeBron James angedeutet, einsteigen zu wollen.
       
       7 Jan 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /US-Fussballstar-Megan-Rapinoe/!5610407
   DIR [2] https://www.wnba.com/socialjustice/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Martin Krauss
       
       ## TAGS
       
   DIR Kolumne Press-Schlag
   DIR US-Wahl 2024
   DIR WNBA
   DIR American Pie
   DIR Basketball
   DIR American Pie
   DIR Kolumne Frühsport
   DIR Schwerpunkt USA unter Trump
   DIR US-Wahl 2024
   DIR 2020 in guten Nachrichten
   DIR NBA
   DIR Kolumne Über den Ball und die Welt
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR US-Frauenbasketball hat Pläne: Chicago jubelt wieder
       
       Die US-Liga Women’s National Basketball Association steckt in der Krise –
       und will mit Diversität und Inklusion punkten.
       
   DIR Basketballliga der Frauen: Nur eine lokale Größe
       
       Die Basketballerinnen aus Keltern werden kaum beachtet deutscher Meister.
       Eine „Agenda 2030“ soll die schlechten Bedingungen in der Liga verbessern.
       
   DIR Angriff gegen Basketballer LeBron James: Halt’s Maul und dribble!
       
       LeBron James wird kritisiert – von Zlatan Ibrahimović. Auf so etwas hat er
       schon einmal reagiert: mit einer Doku über politische Sportler.
       
   DIR Athleten-Widerstand nicht nur in den USA: We the Sport – We the People
       
       Während Donald Trump Ex-Golfprofis ehrt, kämpfen Basketball- und
       Tennisprofis für Menschenrechte. Sport hat ein enormes demokratisches
       Potenzial.
       
   DIR Der Sturm auf das Kapitol: Vom Algorithmus getrieben
       
       Verschwörungstheorien haben Trump zur Macht verholfen und zur
       Radikalisierung der US-Republikaner beigetragen. Und sie verbreiten sich
       weiter.
       
   DIR Weltweite Reaktionen zum Angriff aufs Kapitol: Retourkutschen für die USA
       
       Gerne erklären die USA anderen Ländern Demokratie. Nach der gewalttätigen
       Erstürmung des Kapitols muss sich Washington nun selbst etwas anhören.
       
   DIR Politischer Aktivismus im US-Sport: Von der versteckten Macht
       
       Rassismus und Diskriminierung sind Alltag in den Ligen. 2020 streikten
       Spitzensportler:innen und setzten Zeichen gegen strukturellen Hass.
       
   DIR Die NBA auf weltweitem Eroberungszug: Darf’s ein bisschen mehr sein?
       
       Schrumpfen im Inland, Wachstum im Ausland: Die NBA startet mehr denn je als
       globale Marke in die neue Basketballsaison.
       
   DIR Politische Themen im Profisport: Der Sportler als Rebell?
       
       In den USA gibt es eine lange Tradition der politischen Pose im
       Spitzensport. So etwas könnte der deutsche Fußball im Moment auch gut
       gebrauchen.