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       # taz.de -- Geschäftsöffnung trotz Lockdown?: „Querdenken“ setzt auf Händler
       
       > Unter dem Slogan „Wir machen auf“ wollen ab Montag Händler ihre Geschäfte
       > öffnen – trotz Lockdowns. Der Initiator steht „Querdenken“ nahe.
       
   IMG Bild: Der Handelsverband warnt vor rechtswidrigen Laden-Öffnungen: „Das ist ist nicht die Lösung“
       
       BERLIN taz | Am Montag um 11 Uhr soll es losgehen. Dann will Mecit Uzbay
       seinen Kosmetiksalon in Krefeld wieder aufmachen – trotz Shutdowns und
       wegen der Coronapandemie verordneter Geschäftsschließung. „Wir sind am Ende
       unserer Möglichkeiten“, heißt es in Uzbays Aufruf unter dem Slogan „Wir
       machen auf – kein Lockdown mehr“. „Die Läden werden sterben, die
       Innenstädte veröden.“
       
       Die Aktion findet in Online-Netzwerken regen Anklang. Der zugehörigen
       Telegramgruppe folgen inzwischen fast 60.000 NutzerInnen. Laut Uzbay wollen
       sich angeblich 3.200 Geschäfte beteiligen und öffnen.
       
       Überprüfen lässt sich das nicht und angesichts drohender Bußgelder werden
       es am Ende wohl weit weniger sein. Aber der Aufruf wird auch von Gruppen
       und AktivistInnen der „[1][Querdenken]“-Bewegung rege geteilt, die seit
       Monaten gegen die Corona-Schutzmaßnahmen agitieren. Und auch Uzbay ist kein
       Unbekannter.
       
       ## Die Stadt Krefeld droht mit Bußgeldern
       
       Die Stadt Krefeld warnt vor der Aktion. Ein Sprecher betont, dass Verstöße
       gegen die Coronaschutzverordnung durch den Ordnungsdienst geahndet würden.
       Man gehe dabei auch Hinweisen aus der Bürgerschaft nach. Für eine
       rechtswidrige Geschäftsöffnung würde ein Bußgeld von 2.500 Euro fällig.
       
       Uzbay kontert auf seinem Telegramkanal: „Wir sind längst über den Punkt
       einer möglichen Ordnungswidrigkeit hinaus.“ Es gehe „um das Überleben
       unserer aufgebauten Existenz“. Die 2.500 Euro „machen uns keine Angst“.
       Uzbay selbst gibt sich als besorgter Unternehmer, will „weder rechts noch
       links sein“. Ihm gehe es nur um sein Geschäft, behauptet er: Staatliche
       Hilfsgelder dafür seien zu spät gekommen oder längst aufgebraucht.
       
       Doch Uzbay macht anderswo schon seit Monaten gegen die Coronapolitik mobil.
       Schon im Herbst 2020 eröffnete er den Telegramkanal „Corona die Lüge“,
       später umbenannt in Coronapedia, und firmiert dort, auch mit eigenen
       Videos, als „MedMecit“. Verbreitet werden auf dem Kanal auch
       Verschwörungstheorien, etwa die des „Great Reset“, wonach die Pandemie
       politisch inszeniert sei, um eine neue Weltordnung zu schaffen.
       
       Zuletzt warb Uzbay für seine Ladenaktion auch in einem Videointerview mit
       dem „Querdenken“-Promoter und Verschwörungsideologen Samuel Eckert und ließ
       sich von ihm anwaltliche Hilfe zusichern.
       
       ## Initiator bedankt sich bei „Querdenken“-Anwälten
       
       Mit den „Querdenkern“, die seine Aktion bewerben, will er offiziell dennoch
       nichts zu tun haben. Auf seinem Telegramkanal dankt er aber allen Gruppen
       für die Verbreitung seiner Aktion – und explizit den beiden
       „Querdenken“-Anwälten Markus Haintz und Ralf Ludwig für „ihre Hilfe im
       Bereich Rechtswesen“.
       
       Der Handelsverband Deutschland geht auf Distanz zu Uztays Aktion. Diese
       mache „sicherlich die Verzweiflung bei vielen Handelsunternehmen deutlich“,
       erklärt ein Sprecher. Auch unterstreiche sie die Forderung nach [2][mehr
       staatlicher Unterstützung] und einer klaren Perspektive. „Eine Öffnung der
       Geschäfte im Widerspruch zu geltenden Verordnungen kann aus unserer Sicht
       aber nicht die Lösung sein. Wir müssen gemeinsam durch diese schwierige
       Zeit.“ Die wirkungsvolle Bekämpfung der Pandemie stehe an erster Stelle.
       
       Dass Uzbay rechtliches Ungemach ereilen könnte, scheint ihm auch zu
       schwanen. Der Kosmetiker ruft inzwischen dazu auf, die Geschäfte am Montag
       nur noch kurz für eine Fotoaktion zu öffnen. Gleichzeitig setzte er in
       einem Musterschreiben der Bundesregierung eine einwöchige Frist, um den
       Lockdown zu beenden. Das Schreiben sollen auch andere Händler einreichen.
       Habe der Lockdown Bestand, werde man in einer Woche wieder durchgängig
       öffnen. „Verhandlung ausgeschlossen.“
       
       10 Jan 2021
       
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