URI: 
       # taz.de -- US-Einstufung als Terrorunterstützer: Auf Kosten der Kubaner*innen
       
       > Kurz vor Amtsende setzt die Trump-Regierung die Karibik-Insel Kuba wieder
       > auf die Terrorliste – ein Geschenk für die Wählerschaft in Florida.
       
   IMG Bild: Ein Dankeschön an die kubanische Wählerschaft in Miami, die Trump den Wahlsieg in Florida bescherte
       
       Nur gut eine Woche vor der Amtsübergabe an Joe Biden verschärft die
       ausgehende Trump-Regierung noch einmal ihre ungelösten außenpolitischen
       Konflikte. [1][Nach der Stärkung der US-Beziehungen zu Taiwan] und der
       Erklärung, bei den von Iran unterstützten Huthi-Rebellen in Jemen handele
       es sich um Terroristen, setzt das von dem Trump-treuen Außenminister Mike
       Pompeo geführte Außenministerium nunmehr Kuba wieder [2][auf die Liste
       terrorunterstützender Staaten].
       
       Es ist offensichtlich, dass dieser Schritt rein politisch motiviert ist und
       mit der Faktenlage nichts zu tun hat. Dass sich etwa zehn Führungskräfte
       der kolumbianischen Guerilla ELN in Kuba aufhalten, ist Teil eines
       Abkommens zwischen der Guerilla und Kolumbiens Regierung von 2017 zu Beginn
       von Friedensgesprächen – das jetzt der kubanischen Regierung als
       Terrorunterstützung auszulegen, ist einfach nur perfide.
       
       Barack Obama hatte Kuba 2015 von der Liste gestrichen, um nach fünf
       Jahrzehnten gescheiterter Embargopolitik einen anderen Weg einschlagen zu
       können. Der hatte seinen symbolischen Höhepunkt 2016 durch Obamas Besuch in
       Kuba; Zehntausende US-Amerikaner*innen folgten als Tourist*innen – sehr zur
       Verärgerung der im Kalten Krieg stecken gebliebenen kubanischen
       Exilorganisationen in Miami und ihres Herolds, Senator Marco Rubio.
       
       Trump machte fast alle unter Obama geschaffenen Erleichterungen rückgängig
       und verschärfte die Sanktionen sogar. Biden kündigte im Wahlkampf eine
       Rückkehr zu Obamas Politik an. Das geht nicht, solange Kuba auf der
       Terrorliste steht.
       
       Pompeos Schritt ist vor allem ein Dankeschön an die kubanische Wählerschaft
       in Miami, die Trump den Wahlsieg in Florida bescherte. Aber er hat
       Wirkungen: Zwar kann eine Regierung Biden die Eintragung Kubas zurücknehmen
       – das aber ist ein langwieriges Verfahren, was selbst im günstigsten Fall
       viele Monate dauert. Unterdessen schlittert Kuba in eine immer schwerere
       Wirtschaftskrise. Pompeos innenpolitisches Ränkespiel geht direkt auf
       Kosten der Bevölkerung auf der Insel.
       
       12 Jan 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Diplomatische-Beziehungen-mit-Taiwan/!5742782
   DIR [2] /Letzte-Massnahmen-der-Trump-Regierung/!5743003
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Bernd Pickert
       
       ## TAGS
       
   DIR Kuba
   DIR USA
   DIR USA
   DIR Kuba
   DIR Schwerpunkt Coronavirus
   DIR US-Wahl 2024
   DIR USA
   DIR Kuba
   DIR Kuba
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Bericht der US-Geheimdienste: „Havanna-Syndrom“ wohl kein Angriff
       
       Untersuchung zu mysteriösen Gesundheitsproblemen von US-Diplomaten findet
       die Ursache nicht. Ein ausländischer Angriff ist aber unwahrscheinlich.
       
   DIR Regierungskritische Musik in Kuba: Eine Hymne der Hoffnung
       
       „Patria y Vida“, Vaterland und Leben, heißt der Song, der die kubanische
       Regierung herausfordert. Das Video wurde mehr als eine Million Mal
       geklickt.
       
   DIR Wirkstoffe gegen Coronavirus: Ein Impfstoff aus Havanna
       
       Soberana02 heißt der in Kuba entwickelte Impfstoff gegen das Coronavirus.
       Demnächst wird er im Iran die Testphase III durchlaufen.
       
   DIR US-Sanktionen gegen Kuba: Hoffen auf Joe Biden
       
       US-Präsident Trump hat auf Kuba die Filialen von Western Union schließen
       lassen. Seitdem stockt der wichtige Dollartransfer aus den USA.
       
   DIR Letzte Maßnahmen der Trump-Regierung: Kuba wieder auf US-Terrorliste
       
       Der Schritt dürfte eine entspannungsorientiertere Kuba-Politik der
       künftigen Biden-Regierung erschweren. Havanna reagiert empört.
       
   DIR Währungsreform in Kuba: Kuba schafft doppelten Peso ab
       
       Mit der Abschaffung seiner doppelten Währung will der Inselstaat die
       Binnenökonomie ankurbeln. Experten fordern weitere Neuerungen.
       
   DIR Verfassungsrang für die Privatwirtschaft: Kuba vor Facelifting der Verfassung
       
       Die KubanerInnen stimmen am Sonntag über eine neue Verfassung ab. Sie
       enthält Verbesserungen. Die Homoehe gibt es auf Druck der Kirchen aber
       nicht.