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       # taz.de -- Schweiz plötzlich bei Handball-WM: „Es ist alles surreal“
       
       > Die Schweiz darf kurzfristig zur Handball-WM, weil andere Teams zu viele
       > Coronafälle haben. Spielmacher Andy Schmid, 37, kann es noch nicht
       > fassen.
       
   IMG Bild: Steht vor seiner ersten WM: Andy Schmid, hier im Einsatz für die Rhein-Neckar Löwen
       
       taz: Herr Schmid, als Nachrückteam dürfen Sie jetzt plötzlich mit der
       Schweiz zur Weltmeisterschaft nach Ägypten. Stellen Sie [1][aus
       Gesichtspunkten der Hygiene ein Risiko für die Weltmeisterschaft] dar? 
       
       Andy Schmid: Ich habe am Dienstag in Mannheim einen PCR-Test gemacht und
       wurde nach meiner Ankunft beim Team der Schweizer noch einmal getestet. Ich
       denke deshalb, dass ich kein größeres Risiko darstelle als die anderen
       Spieler, die bei der WM spielen werden.
       
       Die Nationen, die für die WM geplant waren, befinden sich seit knapp zehn
       Tagen in Isolation, wurden in diesem Zeitraum immer wieder getestet. Wie
       sieht das beim Team der Schweiz aus? 
       
       Wir hatten bis vergangenen Samstag ein fünftägiges Trainingslager,
       währenddessen wir getestet wurden. Nach der Abreise sollten wir uns in
       häusliche Isolation begeben, um bereit zu sein, falls wir nachrücken. Ich
       habe das befolgt, war seit Samstag nur mit meiner Frau und unseren beiden
       Kindern zusammen. Ich habe getan, was möglich war.
       
       Ist es nicht zu riskant, wenn mit Nordmazedonien und der Schweiz Teams
       kurzfristig zur WM stoßen? 
       
       Ich denke, es ist kein größeres Risiko als jenes, was wir in der Bundesliga
       seit ein paar Monaten eingehen. Die Alternative ist, dass wir uns
       verbuddeln und warten, bis alles vorbei ist. Wir werden in der Schweiz vor
       dem Abflug getestet, sind danach isoliert auf unseren Zimmern und werden
       nach unserem Flug in Kairo noch einmal getestet.
       
       [2][ Ist die WM aus Ihrer Sicht in der Pandemie sicher genug? ] 
       
       Ja, davon gehe ich aus. Ich sehe keine Risiken, die wir in der Bundesliga
       und in der Champions League nicht auch haben. Und mal ganz ehrlich: Würde
       das Turnier in Frankreich oder Deutschland stattfinden, hätten wir eine
       andere Diskussion.
       
       Sie mussten sich ganz spontan entscheiden, ob Sie während einer Pandemie
       eine WM in Ägypten spielen wollen. Einige Bundesliga-Kollegen haben sich
       dagegen entschieden. Haben Sie keine Sorge, die Familie zurückzulassen? 
       
       Ich habe darüber mit meiner Frau gesprochen, und sie hat mich bestärkt, zur
       WM zu fliegen, weil sie weiß, was mir der Sport bedeutet. Wir haben
       Lösungen gefunden, wie sie das in meiner Abwesenheit mit den Kindern
       hinbekommt.
       
       In Deutschland wird eine Debatte geführt, weil Nationalspieler wegen der
       familiären Situation auf die WM verzichten. 
       
       Ich finde es pervers, dass über private Entscheidungen diskutiert wird, die
       die familiäre Situation einzelner Spieler betreffen. Wenn ein Familienvater
       sich ein Urteil bildet, sollte das respektiert werden.
       
       Welchen sportlichen Wert hat die WM insgesamt und für die Schweiz als
       kurzfristigen Nachrücker? 
       
       Der sportliche Wert ist gegeben. Wir wissen ja, dass es keine Fairness zu
       100 Prozent geben kann während dieser Pandemie. Für uns geht es gar nicht
       darum, Ziele festzulegen. Ich konnte mich bislang ja nicht gar nicht damit
       beschäftigen, dass ich eine WM spielen werden. Natürlich haben wir uns
       nicht auf das Turnier vorbereitet wie die anderen Teams.
       
       Sie sind 37 Jahre alt und stehen nun vor Ihrer ersten WM, können Sie sich
       trotzdem freuen? 
       
       Puh, im Moment ist es so hektisch, da war für Freude noch keine Zeit. Ich
       werde da sicher etwas spüren, wenn wir am Donnerstag gegen Österreich auf
       dem Feld stehen. Gerade ist alles surreal, Dienstagabend habe ich mich mit
       meinem Sohn um die Schulaufgaben der nächsten Tage gekümmert,
       Mittwochmorgen hat er mich dann gefragt, ob wir jetzt Weltmeister werden.
       Es ist verrückt.
       
       13 Jan 2021
       
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