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       # taz.de -- Entführte Schüler in Nigeria: Boko Haram bekennt sich zu Angriff
       
       > Die Islamisten wollen für die Geiselnahme hunderter Schüler aus einem
       > Internat verantwortlich sein. Einige konnten fliehen.
       
   IMG Bild: Zurückgelassene Schuhe der entführten Schüler im nordnigerianischen Bundesstaat  Katsina
       
       Berlin taz | Die islamistische Terrorgruppe Boko Haram hat sich zur
       [1][Entführung Hunderter Schüler] aus einem Internat im Norden Nigerias
       bekannt. Man habe die Operation durchgeführt, „um den Islam zu fördern und
       unislamische Praktiken zu verhindern“, sagte Boko-Haram-Führer Abubakar
       Shekau in einer am Dienstagfrüh verbreiteten Audiobotschaft.
       
       In der Nacht zum Samstag hatten mehr als 100 Bewaffnete auf Motorrädern die
       technische Oberschule von Kankara im nordnigerianischen Bundesstaat
       Katsina gestürmt und so viele Internatsschüler verschleppt wie sie
       konnten. Viele konnten fliehen, aber nach Presseberichten werden immer noch
       333 vermisst.
       
       Einer, der entkommen konnte, berichtete der BBC, sie hätten die ganze Nacht
       bis kurz vor Morgengrauen durch den Busch marschieren müssen. Während einer
       Ruhepause habe er sich hinter einem Baum versteckt und dort ausgeharrt, als
       der Tross weiterzog. Dann schlich er sich ins nächste Dorf.
       
       Es war die größte Geiselnahme in Nigeria seit Boko Harams Massenentführung
       von 276 Schülerinnen aus einem Internat in Chibok im Nordosten Nigerias im
       April 2014. Die hatte breite [2][Proteste unter dem Motto „Bring Back Our
       Girls“] hervorgerufen, die dazu beitrugen, dass der damalige Präsident
       Goodluck Jonathan die Wahlen 2015 an Exgeneral Muhammadu Buhari verlor.
       
       Jetzt bringt die Massenentführung von Kankara Buhari in ähnliche
       Bedrängnis. Erste Proteste unter dem Motto „Bring Back Our Boys“ melden
       sich im Internet zu Wort – zumal im blutigsten Überfall der Gruppe dieses
       Jahr erst zwei Wochen zuvor Boko Haram in Zamarmari nahe Maiduguri
       [3][mehrere Dutzend Reisbauern getötet] hatte.
       
       ## Totgesagte Islamisten erstarken wieder
       
       Die von Buhari oft totgesagte islamistische [4][Untergrundarmee ist
       offenbar wieder erstarkt], und auch ihr mehrmals für tot erklärter Führer
       Shekau lebt demnach noch – sofern nicht jemand anderes diesen Namen
       angenommen hat und sofern nicht andere Gruppen sich mit dem
       angsteinflößenden Namen Boko Haram schmücken.
       
       Boko Harams Bekennerbotschaft für Kankara kam überraschend. Denn am Vortag
       hatte die Provinzregierung gesagt, sie stehe mit den Kidnappern in
       Verhandlungen. Nicht alle Beobachter sind daher davon überzeugt, dass
       wirklich die Islamisten dahinterstecken. Experten weisen darauf hin, dass
       demobilisierte Islamisten sich oft als Straßenräuber neu erfinden. In jedem
       Fall ist der Flurschaden für [5][Präsident Buhari], dem in der eigenen
       Partei zunehmend Führungsschwäche vorgeworfen wird, erheblich.
       
       15 Dec 2020
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Dominic Johnson
       
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