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       # taz.de -- Bilanz des „Bündnisses für Mehrweg“: Plastik ist nicht immer böse
       
       > Das Bremer „Bündnis für Mehrweg“ tut sich schwer, Bilanz zu ziehen. Klar
       > ist: Es setzt auf Freiwilligkeit, aber weitere Ideen hat es noch nicht.
       
   IMG Bild: Zum Glück wiederverwendbar: Badeente
       
       Bremen taz | Das Bremer Bündnis für Mehrweg setzt sich dafür ein,
       Einwegprodukte und Plastikmüll zu reduzieren. Erreicht werden soll dies
       vorrangig durch freiwilliges Engagement teilnehmender Unternehmen. „Wir
       müssen Plastik vermeiden, wo wir können“, sagt Martin Schulze, Leiter der
       Geschäftsstelle von Umwelt Unternehmen Bremen.
       
       Hinter dem Bündnis stehen die Bremer Umweltbehörde und das dazugehörige
       Projekt Umwelt Unternehmen, das Nachhaltigkeitsnetzwerk Renn.nord, der BUND
       sowie die Handwerkskammer. Zu den bisher 21 Partner*innen zählen Konzerne,
       Handwerksbetriebe, Geschäfte und Vereine von Airbus bis Werder Bremen. Dem
       Bündnis beitreten können Unternehmen, die eine Strategie zur Vermeidung von
       Einwegprodukten vorweisen. Zehn Monate nach Gründung haben sich die
       Teilnehmenden im Rahmen einer Onlinekonferenz ausgetauscht, um auf das
       erste Jahr zurückzublicken.
       
       Auf der Tagesordnung standen allerhand Projekte und Ideen rund um
       nachhaltigen Konsum, wie etwa die Kampagne „Essen in Mehrweg“. Damit
       informiert der Bremer BUND gastronomische Betriebe, die Einwegverpackungen
       bei Bestellungen außer Haus durch Mehrwegverpackungen ersetzen möchten. Ein
       Thema, das gerade während der Pandemie stark an Bedeutung gewonnen habe,
       sagt Schulze. Durch Schließungen und Auflagen würden viele Restaurants und
       Imbisse auf Bestellungen zum Mitnehmen setzen, allerdings häufig ohne
       umweltverträgliche Verpackungen.
       
       Jürgen Schnier vom Verein Klimazone Bremen-Findorff referierte über das
       stadtteilbezogene Projekt Plastikarme Wochenmärkte. Auch akademische
       Initiativen wurden vorgestellt: Imke Lang, Professorin für Marine
       Biotechnologie an der Hochschule Bremerhaven, berichtete vom neuen Institut
       EcoMaterials, an dem Nachhaltigkeit, Rohstoffe und Prozesse erforscht
       werden. Für die Hochschule Bremen sprach Martin Wittmaier über die Aufgaben
       des Instituts für Energie und Kreislaufwirtschaft.
       
       Guido Ketschau von der Bremerhavener Gesellschaft für Investitionsforschung
       und Stadtentwicklung klärte über die Fördermöglichkeiten „Mehrweg“ durch
       das Programm zur Förderung anwendungsnaher Umwelttechniken auf. Hildegard
       Kamp, Abteilungsleiterin für Umweltwirtschaft, Klima- und Ressourcenschutz
       in der Umweltbehörde, hatte zu den Inititator*innen des Bündnisses für
       Mehrweg gehört. In einer Pressemitteilung lobte sie die positiven
       Rückmeldungen und stellte die Vernetzung in den Vordergrund, die Akteure
       aus Wirtschaft und Wissenschaft zusammenbringen solle.
       
       Konkrete Pläne des Bündnisses für 2021 lägen allerdings noch nicht vor,
       sagt Schulze. Eigentlich sollte im Rahmen der Online-Konferenz ein erstes
       Fazit gezogen werden. Spannende Diskussionen aber hätten den zeitlichen
       Rahmen gesprengt und einen Abschluss verhindert. Im Februar soll es daher
       ein weiteres Zusammentreffen geben, damit alle Teilnehmenden Gelegenheit
       bekommen, ihre Ideen zum Thema Plastikvermeidung einzubringen.
       
       „Letztlich wollen wir, dass alle in Unverpacktläden einkaufen und die
       Unternehmen in der Logistik auf Mehrweglösungen setzen“, sagt Schulze. Es
       gehe ihm jedoch nicht darum, Plastik zu verdammen. Plastik sei ein
       wichtiger Werkstoff und aus dem Alltag nicht wegzudenken. „Aber da es so
       billig ist, gehen wir achtlos damit um, und das ist ein riesiges Problem.“
       Vollgemüllte Städte und Meere seien die Folge. Durch Gesetze allein sei ein
       nachhaltiger Konsumwandel nicht zu bewerkstelligen. Manches lasse sich
       nicht regeln und dort setze Freiwilligkeit an.
       
       Die besten Lösungen entstünden Schulzes Einschätzung nach immer dann, wenn
       Unternehmen freiwillig Maßnahmen ergreifen. Gesetzliche Mindeststandards
       seien zweifellos wichtig, aber auf der anderen Seite gehe es darum, direkt
       Kreativität in der Wirtschaft zu erreichen.
       
       Er betont den informellen Charakter des Bündnisses. Austausch und
       Vernetzung stünden im Vordergrund. Viele Firmen hätten schon konkret
       Maßnahmen ergriffen, um Einwegprodukte aus ihren Kantinen oder der Logistik
       zu verbannen. Die Frage sei nun, was die Teilnehmenden als Netzwerk
       gemeinsam tun können.
       
       6 Jan 2021
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Sebastian Krüger
       
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