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       # taz.de -- Rechtsextremismus in der Polizei: Vier Polizisten suspendiert
       
       > In Schleswig-Holstein wurden vier Polizisten vom Dienst suspendiert. Wie
       > auch in anderen Bundesländern fanden Ermittler:innen rechtsextreme
       > Inhalte in Chatgruppen.
       
   IMG Bild: Vier Polizisten in Schleswig-Holstein wurden wegen des Verdachts auf Rechtsextremismus suspendiert
       
       Kiel dpa/lno | Nun auch in Schleswig-Holstein: Wie schon in anderen Ländern
       mussten Polizisten wegen Zweifeln an ihrer Verfassungstreue den Dienst
       quittieren. Es geht um rechtsextremistische und menschenverachtende
       Äußerungen. Ein rechtes Netzwerk soll es allerdings nicht geben.
       
       In Schleswig-Holstein laufen straf-, dienst- und disziplinarrechtliche
       Ermittlungen gegen vier Beamte der Landespolizei. Darüber informierte
       Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) am Mittwoch den Innen- und
       Rechtsausschuss des Landtages. Die mittlerweile suspendierten Beamten
       hätten sich nach bisherigen Erkenntnissen in unterschiedlicher
       Konstellation in [1][WhatsApp-Chats] in zum Teil rechtsextremistischer,
       rassistischer und menschenverachtender Weise geschrieben.
       
       In zwei Fällen sei im Zuge von Durchsuchungen Munition sichergestellt
       worden, in einem Fall eine unbrauchbar gemachte Sammlerwaffe. Hinweise auf
       ein rechtsextremes Netzwerk gebe es nicht, sagte die Ministerin. Alle vier
       Beamten sind mittlerweile nicht mehr im Dienst. Sie kamen aus den
       Polizeidirektionen Kiel und Neumünster. Es handle sich weder um Angehörige
       der Spezialkräfte noch um Auszubildende, sagte Sütterlin-Waack. Die
       Polizisten seien im Dienst nicht auffällig gewesen, sondern als tüchtige
       Beamte aufgetreten.
       
       In Chats seien Sätze zu finden wie „Alle an die Wand – fertig!“ oder mit
       Bezug auf einen gewalttätigen Angriff auf einen Politiker: „Was für
       widerwärtige Untermenschen. Aber die fühlen sich durch die Medien
       vollkommen legitimiert.“ Die Ministerin führte noch weitere ähnliche
       Beispiele an.
       
       ## Menschenverachtende Chat-Nachrichten
       
       Sütterlin-Waack und Landespolizeidirektor Michael Wilksen betonten,
       Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus würden in der Polizei nicht
       toleriert. Die Handys würden weiterhin ausgewertet. Allein bei der
       bisherigen Auswertung eines Handys seien 23.000 Nachrichten, 55.000 Bild-
       und mehr als 3.000 Videodateien festgestellt worden. „Wir werden jede
       einzelne Datei sichten und das dauert“, kündigte Sütterlin-Waack an.
       
       Das interne Frühwarnsystem habe funktioniert, berichtete der Leiter der
       Polizeiabteilung im Innenministerium, Torsten Holleck. „Dadurch wurde ich
       als Polizeiabteilungsleiter umfassend informiert und konnte die weiteren
       Schritte für die Organisation bezogen auf die laufenden straf-, dienst-
       oder disziplinarrechtliche Maßnahmen koordinieren lassen.“ Die ersten
       Hinweise habe es im Juli gegeben.
       
       „Ich danke allen beteiligten Behörden, dass sie diese Fälle mit so hoher
       Intensität bearbeitet haben und weiterbearbeiten“, sagte Ministerin
       Sütterlin-Waack. Sie habe den Polizeiabteilungsleiter gebeten, die
       Dienststelle für interne Vorgänge und Ermittlungen einzusetzen.
       
       Dabei handelt es sich um eine unabhängige Ermittlungseinheit, die aus der
       Polizeiorganisation herausgelöst und an Polizeiabteilung im Ministerium
       angebunden wird. Sie habe den Auftrag, den Ermittlungskomplex unter dem
       speziellen Blickwinkel „rechte Netzwerkstrukturen“ zu untersuchen.
       
       ## Munition bei Hausdurchsuchungen gefunden
       
       „Seit ich Ministerin bin, hat mich sehr beeindruckt, wie intensiv gerade in
       der Ausbildung unseres Polizeinachwuchses das Thema Rechtsextremismus
       bearbeitet wird“, sagte die Ministerin. Die Landespolizei habe die
       notwendigen Sofortmaßnahmen schnell und konsequent ergriffen. „Und ich bin
       sicher, dass die [2][Aufarbeitung der Fälle] ebenso konsequent fortgesetzt
       und zu weiteren Verbesserungen in der Auswahl sowie der Aus-, Fort- und
       Weiterbildung unseres Personals führen werden wird.“
       
       Landespolizeidirektor Wilksen betonte, die Polizei sehe sehr genau hin bei
       fremdenfeindlichen, rassistischen oder menschenverachtenden Haltungen,
       Äußerungen oder Handlungen von Vollzugsbeamten. Solche Sachverhalte würden
       gründlich und intensiv mit einer Null-Toleranz-Linie verfolgt. „Die Polizei
       steht in der Pflicht, Ausgrenzung, Hass und Hetze entschieden
       entgegenzutreten.“
       
       16 Dec 2020
       
       ## LINKS
       
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