# taz.de -- Dekret während Corona in Spanien: Niemand wird auf die Straße gesetzt
> Zahlungsunfähigen darf in der Pandemie nicht die Grundversorgung gekappt
> werden. Auch vor Verlust der Wohnung gibt es besonderen Schutz.
IMG Bild: Die Grundversorgung ist in Spanien ein Grundrecht, solange die Covid-Pandemie anhält
Madrid taz | Wohnung, Wasser, Strom, Gas und Heizung sind in Spanien
Grundrechte, solange die Coronapandemie anhält. Wer nicht mehr zahlen kann,
der darf weder auf die Straße gesetzt noch darf ihm/ihr die Grundversorgung
abgedreht werden. Das hat die Koalitionsregierung des Sozialisten Pedro
Sánchez am Dienstag auf Initiative der [1][linksalternativen Unidas Podemos
(UP)] beschlossen und ein entsprechendes Dekret erlassen.
Dem Beschluss ging ein wochenlanges Hin und Her zwischen UP-Chef und
Vize-Premier Pablo Iglesias und einzelnen sozialistischen Ministern voraus,
die das Dekret auf die Stromversorgung reduzieren wollten. Die Maßnahme
wird mindestens bis zum 9. Mai in Kraft sein. Dann soll der derzeitige
Alarmzustand auslaufen, auf dem alle [2][Beschränkungen zur
Coronabekämpfung] beruhen. „Es geht uns darum, die verletzbarsten
Konsumenten zu schützen“, erklärte Regierungssprecherin María Jesús
Montero. Es handle sich um „außergewöhnliche Maßnahmen für eine
außergewöhnliche Situation“.
Die Sozialbehörden müssen die Notlage bestätigen, damit die Betroffenen in
den Genuss der Grundversorgung trotz Zahlungsrückstand kommen. Die
Aussetzung einer Zwangsräumung wegen nicht bezahlter Miete oder Monatsraten
eines Kredits müssen bei Gericht beantragt werden. Wie viele Menschen
diesen Schutz in Anspruch nehmen können, darüber gibt es keine
verlässlichen Zahlen. Doch es dürften nicht wenige sein. Denn allein
750.000 Menschen befinden sich aufgrund der Pandemie noch immer in
Kurzarbeit.
Davon betroffen ist vor allem das Hotel- und Gaststättengewerbe sowie der
Einzelhandel. Auch diese Branche wird im Dekret berücksichtigt. Die
Betreiber von Kneipen, Restaurants und Geschäften können ihre Miete um 50
Prozent heruntersetzen. Allerdings nur dann, wenn ihr Hausherr mindestens
zehn Liegenschaften besitzt. Der Antrag muss bis zum 31. Januar gestellt
werden. Und die Mietminderung gilt dann bis zum Ende des Alarmzustands.
Vermieter, die weniger als zehn Lokale besitzen, sollen mit
Steuererleichterungen zu Mietminderungen bewegt werden.
Kaum ist das Dekret verabschiedet, sorgt bereits ein weiterer Punkt der
Sozialpolitik für Streit in der Linkskoalition. Arbeitsministerin Yolanda
Díaz von UP will den Mindestlohn, der derzeit bei 950 Euro pro Monat liegt,
erneut anheben. Die sozialistische Wirtschaftsministerin Nadia Calviño
stemmt sich mit aller Macht dagegen.
23 Dec 2020
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## AUTOREN
DIR Reiner Wandler
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