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       # taz.de -- Impfstart in der EU: Auf die Spritzen, fertig, los!
       
       > In der ganzen Europäischen Union haben die ersten Menschen Impfdosen
       > erhalten. Die Impfablehnung in manchen Ländern könnte den Erfolg
       > verzögern.
       
   IMG Bild: Andreas Raounas (84) bekam am Sonntag die erste Impfdosis von Pfizer Biontech in Zypern
       
       Paris/Berlin/London afp/taz | Nicht nur [1][in Deutschland], sondern auch
       in allen anderen EU-Staaten hat am Sonntag die offizielle Impfkampagne mit
       dem [2][Corona-Vakzin von Biontech und Pfizer] begonnen.
       EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bezeichnete den gemeinsamen
       Impfbeginn als „berührenden Moment der Einigkeit“ und als europäische
       „Erfolgsgeschichte“; Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sprach von einer
       „neuen Waffe im Kampf gegen das Virus“.
       
       Sechs Monate nach der Präsentation der Corona-Impfstrategie habe die EU ihr
       Versprechen eingelöst, „Impfstoffe für alle Mitgliedstaaten zur selben
       Zeit“ bereitzustellen, sagte EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides.
       Angesichts der Impfungen könne Europa „mit Optimismus“ in das neue Jahr
       starten.
       
       Für die gesamte EU waren am Samstag die ersten Impfstoffdosen aus der
       Pfizer-Fabrik im belgischen Puurs ausgeliefert worden. Vereinzelt wurden
       erste Impfungen noch am Samstag verabreicht. Neben einer 101-jährigen
       Pflegeheimbewohnerin in Sachsen-Anhalt erhielten auch Menschen in Ungarn
       und der Slowakei einen Tag vor dem offiziellen Impfstart in der EU das
       Vakzin.
       
       Die 29-jährige Krankenschwester Claudia Alivernini, die am Sonntag als
       erste Italienerin mit dem Vakzin geimpft wurde, sagte, sie empfinde „großen
       Stolz“ und Verantwortung angesichts dieses Privilegs. Während in Italien in
       der ersten Phase bevorzugt Mitarbeiter im Gesundheitswesen geimpft werden,
       waren unter anderem in Spanien und Frankreich die Bewohner von Pflegeheimen
       die ersten Impfstoff-Empfänger.
       
       ## Tschechiens Ministerpräsident darf als Erster
       
       Im Pariser Vorort Seine-Saint-Denis applaudierten die Mitarbeiter eines
       Krankenhauses einer 78-Jährigen, die sich als erste die Spritze geben ließ.
       „Ich bin bewegt“, sagte die pensionierte Haushälterin. Im von sozialen
       Problemen geprägten Seine-Saint-Denis liegen die Infektionszahlen mit dem
       Coronavirus besonders hoch.
       
       In Tschechien ließ sich zuerst öffentlichkeitswirksam der populistische
       [3][Ministerpräsident Andrej Babis] impfen. Zur Begründung erklärte er, er
       habe im Fernsehen eine Frau gesehen, die gesagt habe, sie wolle mit der
       Impfung „auf Babis warten“.
       
       Die EU hatte den Impfstoff von Biontech und Pfizer vor knapp einer Woche
       zugelassen. Der EU-weite Impfbeginn am Sonntag erfolgte später als in
       vielen anderen Weltregionen, [4][darunter Russland], Kanada, China, die
       USA, die Schweiz und Saudi-Arabien.
       
       Als erstes westeuropäisches Land hatte am 8. Dezember [5][Großbritannien
       mit seiner Impfkampagne mit dem Biontech-Pfizer-Präparat begonnen]. Bis zum
       20. Dezember hatten dort nach Regierungsangaben bereits 616.933 Menschen
       eine erste Dosis erhalten. Vor allem größere Pflegeeinrichtungen mit 50 bis
       70 Betten haben Priorität.
       
       In den kommenden Tagen wird zudem die Entscheidung der britischen Behörden
       über die Zulassung des Impfstoffs des britischen Herstellers AstraZeneca
       erwartet. Unternehmenschef Pascal Soriot sagte der Sunday Times, das
       gemeinsam mit der Universität Oxford entwickelte Vazin könne einen
       „hundertprozentigen Schutz“ gegen schwere Verlaufsformen von Covid-19
       bieten.
       
       ## Impfablehnung weiterhin verbreitet
       
       Politiker und Gesundheitsexperten erhoffen sich vom Start der Impfkampagne
       eine Trendwende in der Corona-Pandemie. Doch die Impfbereitschaft fällt
       vielerorts noch verhalten aus. Eine im Journal du Dimanche veröffentlichte
       Umfrage ergab, dass 56 Prozent [6][der Franzosen sich nicht impfen lassen
       wollten].
       
       In Spanien beobachteten Demoskopen derweil einen Anstieg bei der
       Impfbereitschaft: Dort gaben in einer diese Woche veröffentlichten Umfrage
       nur noch 28 Prozent der Befragten an, sich nicht impfen lassen zu wollen.
       Im November hatte dieser Wert noch bei 47 Prozent gelegen. Doch in Spanien
       kommt es am Montag bereits zu Verzögerungen bei der Impfstofflieferung. Der
       Hersteller Pfizer habe Logistik-Probleme und könne erst am Dienstag
       liefern.
       
       Europaweit steigen die Infektionszahlen derzeit wieder stark an. Mit 25
       Millionen nachgewiesenen Infektionen bleibt der Kontinent die am schwersten
       von der Pandemie betroffene Region der Welt, wie eine Bilanz der
       Nachrichtenagentur AFP vom Sonntag auf der Grundlage von Behördenangaben
       ergab. Weltweit stieg die Zahl der registrierten Ansteckungen laut der
       Zählung auf mehr als 80 Millionen, in 1,7 Millionen Fällen verliefen die
       Infektionen tödlich.
       
       28 Dec 2020
       
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