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       # taz.de -- Corona-Todesfälle in Deutschland: 1.000 Tote und mehr
       
       > Der neue Höchststand an Todesfällen war von StatistikerInnen erwartet
       > worden. In den nächsten Wochen gibt es kaum Aussicht auf Besserung.
       
   IMG Bild: Trauriger Höchststand: 1.129 Todesfälle in Zusammenhang mit dem Coronavirus
       
       Berlin taz | Die Zahl der gemeldeten Todesfälle in Zusammenhang mit dem
       [1][Coronavirus] hat zum ersten Mal die Marke von 1.000 überschritten und
       damit einen Höchststand erreicht. Binnen eines Tages übermittelten die
       deutschen Gesundheitsämter dem Robert-Koch-Institut (RKI) 1.129 neue
       Todesfälle, wie aus den RKI-Zahlen vom Mittwochmorgen hervorgeht. Außerdem
       wurden 22.459 Neuinfektionen gemeldet.
       
       Damit liegen beide Kennziffern drei- bis viermal so hoch wie an den
       Weihnachtsfeiertagen. Viel spricht allerdings dafür, dass sie in
       Wirklichkeit nie deutlich niedriger lagen.
       
       Bereits vor den Weihnachtstagen hatte das RKI mitgeteilt, dass die
       aktuellen Zahlen nur bedingt mit den Werten der Vorwochen vergleichbar
       seien, da es zum Jahreswechsel hin mit einer geringeren Zahl an Tests und
       auch weniger Meldungen von den Gesundheitsämtern rechnete. Viele Fälle von
       Neuinfektionen und Toten sind daher noch immer nicht in die Statistiken
       eingeflossen. Es ist erwartbar, dass die Zahl der registrierten Fälle in
       den nächsten Tagen noch deutlich steigen wird.
       
       Das zeigt auch ein Blick auf die Lage in den Krankenhäusern. Dort ist die
       Zahl der Corona-IntensivpatientInnen auch über Weihnachten kontinuierlich
       gestiegen. [2][Wie eine Übersicht der Vereinigung für Intensiv- und
       Notfallmedizin (Divi) zeigt], sind in vielen Regionen die Kapazitäten der
       Kliniken schon vollends ausgelastet.
       
       Weil stets ein gewisser Anteil der PatientInnen in den Kliniken sterben
       wird, wird die Zahl der Todesfälle in den nächsten Tagen und Wochen auf dem
       jetzigen Niveau bleiben oder noch weiter steigen.
       
       ## Düstere Prognosen der StatistikerInnen
       
       Für ExpertInnen kommt das keineswegs überraschend. So hatten
       StatistikerInnen der Ludwig-Maximilians-Universität in München [3][in ihrem
       letzten Newsletter] vor Weihnachten geschrieben, dass „in nächster Zeit mit
       einer weiteren Erhöhung der berichteten Todesfallzahlen gerechnet werden“
       muss.
       
       Die Münchner WissenschaftlerInnen nutzen für ihre Berechnungen das
       sogenannte Nowcasting-Verfahren. Sie schauen auf die gemeldeten
       Neuinfektionen und berechnen dann, wie viele Todesfälle in nächster Zeit zu
       erwarten sind.
       
       Besonders wichtig ist hierbei eine genaue Analyse der Altersgruppen. In den
       vergangenen Wochen lag die Infektionsrate der besonders gefährdeten über
       80-Jährigen doppelt so hoch wie in der Gesamtbevölkerung, die der über
       90-Jährigen sogar fast viermal so hoch. Das erklärt, warum die Zahl der
       Todesfälle stärker zunimmt als die Zahl der Neuinifizierten. Von allen in
       der Kalenderwoche 51 – also in der Woche bis zum 20. Dezember –
       Neuinfizierten würden „etwa 6.500, das heißt durchschnittlich 900 pro Tag,
       die Krankheit nicht überleben“, schreiben die WissenschaftlerInnen.
       
       Daran wird auch der nun geltende härtere Lockdown nichts mehr ändern. Durch
       ihn könnten erst die Infektionszahlen in der 52. Kalenderwoche gesunken
       sein. Ob das der Fall ist, kann aufgrund der Meldeverzögerungen aber
       derzeit niemand seriös sagen.
       
       Besonders dramatisch ist die Lage in Sachsen, Thüringen und Brandenburg.
       Dort, so schreiben die Münchner ForscherInnen, werde es „zum Jahresende
       eine circa 3-fach höhere Sterblichkeit als in den meisten anderen
       Bundesländer“ geben. Herausstechend sei die Lage in Thüringen und
       Brandenburg. Dort würden die Todesfallzahlen noch höher liegen als in
       Sachsen, [4][das aktuell am schwersten betroffen ist].
       
       ## Wachsende Übersterblichkeit im November
       
       Anders als die WissenschaftlerInnen von der LMU schaut das Statistische
       Bundesamt nicht nach vorn, sondern zurück. [5][Am Mittwoch veröffentlichte
       es seine jüngste Analyse der Sterbefallzahlen in Deutschland.] Darin sind
       nun alle registrierten Fälle bis zu Kalenderwoche 48, also bis Ende
       November, eingeflossen.
       
       Im gesamten Monat November, schreibt das Bundesamt, wurden 11 Prozent mehr
       Todesfälle als im Schnitt der Vorjahre gezählt. In der letzten
       Novemberwoche gab es sogar [6][eine Übersterblichkeit] von 14 Prozent.
       
       Auffällig dabei ist, dass die Übersterblichkeit in allen vier Wochen des
       November in absoluten Zahlen sehr nah an der Zahl der vom RKI registrierten
       Covid-19-Toten liegt. So gab es in der letzten Novemberwoche 2.519
       Corona-Tote, die Übersterblichkeit betrug 2.525.
       
       Legt man die Hochrechnungen der StatistikerInnen aus München zugrunde, muss
       man folglich davon ausgehen, dass es spätestens Anfang Januar in
       Deutschland bundesweit eine Übersterblichkeit von etwa 35 Prozent geben
       wird.
       
       30 Dec 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Schwerpunkt-Coronavirus/!t5660746
   DIR [2] https://npgeo-corona-npgeo-de.hub.arcgis.com/app/3a132983ad3c4ab8a28704e9addefaba
   DIR [3] https://www.covid19.statistik.uni-muenchen.de/newsletter/index.html
   DIR [4] /Aktuelle-Entwicklungen-in-der-Coronakrise/!5739822
   DIR [5] https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/Sterbefaelle-Lebenserwartung/sterbefallzahlen.html
   DIR [6] /Coronamythen-und-Fakten-5/!5738506
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Gereon Asmuth
       
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