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       # taz.de -- Ende der Unamid-Mission in Darfur: Angst vor neuer Gewalt
       
       > In Sudans Region Darfur ist die Friedensmission von Vereinten Nationen
       > und Afrikanischer Union ausgelaufen. Viele sehen das mit Sorge.
       
   IMG Bild: Ist seit Neujahr Geschichte: Soldat der Unamid eskortiert eine Geflüchtete in Sudans Region Darfur
       
       Nairobi taz | Für die Region Darfur im Westsudan hat das neue Jahr ohne die
       gemeinsame Friedensmission der Vereinten Nationen und der Afrikanischen
       Union begonnen. Unamid war 2007 geschaffen worden, um der vom Krieg
       heimgesuchten Region Stabilität zu verleihen, während Friedensgespräche
       über eine endgültige Lösung stattfanden. Nach 13 Jahren Anwesenheit ist
       jetzt die sudanesische Übergangsregierung für Sicherheit und Frieden in der
       immer noch unruhigen Region verantwortlich.
       
       An vielen Orten in Darfur demonstrierte die Bevölkerung gegen den Rückzug
       von Unamid. Die Bewohner befürchten, dass sie jetzt trotz des
       [1][Friedensabkommens] noch anfälliger für Gewalt sind. Die ist an der
       Tagesordnung: Erst letzte Woche starben 15 Menschen in einem Konflikt
       zwischen zwei Bevölkerungsgruppen um Wasserressourcen.
       
       Auch [2][Amnesty International] äußerte sich in einem Bericht Anfang
       Dezember sehr besorgt über den Rückzug. Die Menschenrechtsorganisation
       zählte in drei Gebieten in Darfur zwischen Juli und September mindestens 70
       Todesfälle bei Zusammenstößen zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen.
       Diese Gebiete standen bereits unter der Kontrolle sudanesischer
       Sicherheitskräfte.
       
       Die sudanesische Regierung, die nach dem Sturz von Präsident Omar Hassan
       al-Bashir in 2019 aus Zivilisten und Militärs zusammengestellt ist, hatte
       den Rückzug von Unamid gefordert, nachdem sie ein Friedensabkommen mit
       einer Koalition von Rebellengruppen in verschiedenen Teilen des Landes
       ausgehandelt hatte. Die größte Rebellengruppe in Darfur jedoch unterschrieb
       nicht. Dieser Flügel der sudanesischen Befreiungsarmee (SLM) unter der
       Führung von Abdul Wahid al-Nur will erst teilnehmen, wenn die Regierung die
       arabischen Milizen in Darfur entwaffnet. Es gibt immer noch Berichte, dass
       die sogenannten [3][Janjaweed] auf Pferden, Kamelen und Motorrädern Dörfer
       mit nicht-arabischen Bewohnern angreifen.
       
       ## Misstrauen gegen die sudanesischen Sicherheitskräfte
       
       Der Bürgerkrieg in Darfur begann 2003 mit dem Aufstand nicht-arabischer
       Rebellen gegen die Regierung in der Hauptstadt Khartum. Sie fühlten sich
       von zentralen Behörden vernachlässigt. Bashir benutzte hauptsächlich die
       Janjaweed-Miliz, um den Aufstand zu unterdrücken. Dabei kam es zu weit
       verbreiteten Gräueltaten. Mindestens 300.000 Menschen wurden getötet und
       mehr als 2,5 Millionen vertrieben.
       
       Der Internationale Strafgerichtshof (IStGh) in Den Haag hat Bashir schon
       vor mehr als 10 Jahren wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die
       Menschlichkeit in Darfur angeklagt. Momentan sitzt er wegen [4][Korruption]
       in Khartum im Gefängnis. Im Rahmen des Friedensabkommens ist die Regierung
       im Gespräch mit dem IStGh über die Einrichtung eines eventuellen
       Sondergerichts für Kriegsverbrechen, um Bashir und andere zur Verantwortung
       zu ziehen.
       
       Viele Menschen in Darfur haben großes Misstrauen gegenüber den
       sudanesischen Sicherheitskräften, weil ein Teil von denen, die RSF (Rapid
       Support Forces), aus den Janjaweed hervorgegangen ist. Obwohl die RSF Teil
       der Armee ist, handelt sie regelmäßig autonom unter der Führung des
       gefürchteten Mohamed Hamdan Dagalo, besser bekannt als Hametti, der auch
       Anführer der arabischen Miliz in Darfur war.
       
       Bei Gewalt in der Region geht es oft um Landbesitz. Vertriebene,
       hauptsächlich nicht-arabische Bauern, wollen jetzt, da es einen
       Friedensvertrag gibt, auf ihre Felder zurückkehren, die andere in den
       letzten 17 Jahren in Besitz genommen haben. Dies führt manchmal zu
       tödlichen Konfrontationen. Darüber hinaus geraten Bauern regelmäßig in
       Konflikt mit arabischen Hirtenvölkern wegen Weideland und Wasserquellen.
       
       1 Jan 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Friedensabkommen-fuer-Sudan/!5706562
   DIR [2] https://www.amnesty.org/en/latest/news/2020/12/sudan-un-must-extend-darfur-peacekeepers-mandate-by-at-least-six-months/
   DIR [3] /Prozess-gegen-Omar-Al-Bashir/!5616233
   DIR [4] /Prozess-gegen-Omar-Al-Bashir/!5616233
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Ilona Eveleens
       
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