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       # taz.de -- Impfkampagne in den Niederlanden: Die Spätzünder
       
       > Die Niederlande starten ihre Impfkampagne erst nächste Woche. Ärzt*innen
       > und Krankenhauspersonal haben durchgesetzt, an erster Stelle zu stehen.
       
   IMG Bild: Auch in den Niederlanden füllen sich die Intensivstationen mit Coronakranken. Eindhoven, 30.12.2020
       
       Stichtag 8. Januar – mit diesem Datum für den Beginn ihrer Impfkampagne
       gingen die Niederlande ins neue Jahr. 3,89 Prozent der EU-Kapazitäten
       entfallen auf das Land – 11,7 Millionen Dosen Biontech-Pfizer und 6,2
       Millionen Moderna. Ab Montag können Mitarbeiter von Alten- oder
       Behinderteneinrichtungen, mobiler Pflege und Nachbarschaftsversorgung einen
       Impftermin vereinbaren. Gestaffelt bis Mitte Januar wird dann an sämtlichen
       Standorten des Gesundheitsdienstes GGD geimpft.
       
       Scharfe Kritik [1][am späten Zeitpunkt] übten kurz vor der Weihnachtspause
       die Oppositionsparteien. Gesundheitsminister Hugo de Jonge wies diese
       zurück: Der Beginn am 8. Januar sei im Interesse von Sicherheit, Sorgfalt
       und eines störungsfreien Ablaufs, da sonst das Vertrauen und die
       Impfbereitschaft in der Bevölkerung in Gefahr wären: „Es geht nicht um eine
       Woche früher oder später, es geht um die Deckung an Impfungen.“ Die Eile
       anderer Länder bezeichnete De Jonge als „symbolisch“.
       
       Unabhängig vom durchaus symbolpolitischen Gehalt der Corona-Impfung ist der
       niederländische Zeitplan indes auch strategischen Mängeln geschuldet. Eine
       [2][Rekonstruktion der Tageszeitung Volkskrant]bilanzierte Ende Dezember,
       man habe versäumt, zusätzliche Räumlichkeiten zum Impfen zu schaffen, und
       das technologische System sei nicht adäquat ausgerüstet.
       
       Zudem sei der Plan, auf kleinerer Ebene mit Impfungen zu beginnen, nicht
       für den Pfizer-Biontech-Stoff geeignet, der in Stückelungen von 1.000 Dosen
       geliefert und bei minus 70 Grad aufbewahrt werden müsse.
       
       ## Hausärzte wollen schnell geimpft werden
       
       Weiter unter Druck gerät die Regierung nun durch die Forderung nach einer
       vorgezogenen Impfung für das Krankenhauspersonal. Diese war kurz vor dem
       Jahreswechsel aufgekommen, parallel zu Warnungen des Verbands der
       Intensivabteilungen, wonach man Ende Januar gezwungen sein könnte,
       Patienten je nach Überlebenschancen zu selektieren.
       
       Derzeit liegen 2.710 Covid-Patienten in niederländischen Krankenhäusern,
       704 von ihnen auf Intensivstationen. Am Sonntag wurden 270 neue Patienten
       aufgenommen. [3][Seit dem Lockdown Mitte Dezember] sind die wöchentlichen
       Infektionszahlen leicht gesunken. Am Sonntag kamen knapp 7.500 positive
       Testergebnisse hinzu.
       
       Gesundheitsminister de Jonge gab am Wochenende dem Druck aus den
       Krankenhäusern nach und sagte zu, bis zum Montag einen Plan zum
       vorgezogenen Impfen von 30.000 Mitarbeitern aufzustellen. [4][Die
       Vereinigung der Hausärzte fordert] nun ebenfalls eine schnellere Impfung
       ihrer Mitglieder.
       
       3 Jan 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.rnd.de/gesundheit/corona-impfung-in-den-niederlanden-spater-start-obwohl-175000-impfdosen-bereit-sind-3TWTDCOIOF5Q7ZHNZRS2FSSSAQ.html
   DIR [2] https://www.volkskrant.nl/nieuws-achtergrond/zo-raakte-nederland-achterop-bij-het-vaccineren~bdabe6a1/
   DIR [3] /Coronamassnahmen-in-den-Niederlanden/!5739460
   DIR [4] https://nos.nl/artikel/2362862-ook-huisartsen-willen-sneller-vaccinatie-overleg-met-ministerie.html
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Tobias Müller
       
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