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       # taz.de -- Deutsche Handballer im WM-Achtelfinale: Corona entscheidet Spiel
       
       > Die deutschen Handballer gewinnen gegen Kap Verde, weil das Team zu viele
       > Corona-Ausfälle zu verbuchen hat. Ungarn ist der nächste Gegner.
       
   IMG Bild: Im Spiel gegen Ungarn noch vollzählig: die Handball-Nationalmannschaft von Kap Verde
       
       Kairo taz | Als sich die deutschen Nationalspieler Sonntag gegen 13 Uhr
       Ortszeit auf den Weg zum Speisesaal des Teamhotels machten, war die
       Unsicherheit von ihnen gewichen. „Im Laufe des Vormittags wollten wir schon
       wissen, ob wir spielen oder nicht“, berichtete Kapitän Uwe Gensheimer von
       der fehlenden Klarheit zuvor. Erst kurz vor Mittag hatte der
       Handball-Weltverband die Entscheidung verkündet, auf die Gensheimer & Co.
       zuvor warten mussten – und die einmalig in der Geschichte von
       Weltmeisterschaften ist.
       
       Nie zuvor musste ein Match während der globalen Titelkämpfe abgesagt
       werden, immerhin seit 1938 gibt es Weltmeisterschaften im Handball. Der
       zweite Auftritt der Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) fiel aus,
       die Partie gegen Kap Verde wird mit 2:0-Punkten und 10:0-Toren gewertet,
       weil die Nordafrikaner wegen zu vieler Corona-Infektionen nicht genügend
       einsatzfähige Akteure aufbieten konnten.
       
       „Es ist eine richtige Entscheidung, um auch etwas Ruhe in die Situation zu
       bringen“, sagte DHB-Vize Bob Hanning, ehe er in Richtung Mittagessen
       schlenderte. „Wir haben immer gesagt, dass wir die Spieler keinen unnötigen
       Risiken aussetzen wollen“, fügte er hinzu. Die Besonderheiten für den Sport
       in den Zeiten einer weltweit wütenden Pandemie spüren die deutschen
       Handballer am eigenen Leib.
       
       Durch den Sieg am „grünen Tisch“ haben sie vorzeitig die Hauptrunde der WM
       erreicht, sparen Energie während eines kräftezehrenden Turniers – trotzdem
       schwingt auch die Befürchtung mit, dass der Rhythmus durch den
       kurzfristigen Spielausfall verlorengehen könnte. Das auf vielen Positionen
       neu zusammengestellte Team wollte die 60 Minuten gegen die Afrikaner
       nutzen, um sich weiter einzuspielen, ehe am Dienstag (20.30 Uhr) das
       wichtige Vorrundenfinale gegen Ungarn ansteht.
       
       ## Artikel F, Absatz 7c
       
       „Wir werden den heute gewonnenen Trainingstag nutzen, um
       wettkampfspezifische Reize zu setzen und das Zusammenspiel weiter zu
       stabilisieren“, sagte Alfred Gislason. Der Bundestrainer simulierte in
       einer Trainingseinheit am Abend die Partie und feilte mit seinen Spielern
       an den Feinheiten, um für die nun anstehenden schweren Aufgaben im Turnier
       gerüstet zu sein. „Aus sportlicher Sicht wäre es gut gewesen, gegen Kap
       Verde anzutreten, aber die IHF hat eine richtige Entscheidung getroffen“,
       sagte Hanning.
       
       Der formale Grund für die Spielabsage waren nicht die positiv getesteten
       Akteure des WM-Debütanten, sondern eine Folge daraus. In Artikel F, Absatz
       7c der Spielordnung des Turniers ist festgelegt, dass mindestens zehn
       einsatzfähige Akteure zur Verfügung stehen müssen – bei den Kapverdiern
       waren es Sonntagmorgen nur neun. Nach insgesamt zehn Covid-19-Infekionen
       vor dem WM-Start hatten die Afrikaner bei der 27:34-Niederlage am Freitag
       gegen Ungarn mit elf Akteuren gespielt, nach weiteren zwei Infektionen
       waren sie für das Duell mit den Deutschen nicht spielbereit.
       
       Der Plan ist, bis zum letzten Vorrundenduell gegen Uruguay am Dienstag
       Spieler aus dem erweiterten Kader nach Ägypten einfliegen zu lassen. Von
       vier bis sieben Spielern war am Sonntag aus unterschiedlichen Quellen die
       Rede, die sich auf dem Weg nach Kairo befinden sollen. Wenn die Nachrücker
       am Nil eintreffen und zwei negative Coronatests nachweisen, können sie
       nachgemeldet werden.
       
       Der Weltverband rang sich gemeinsam mit WM-Ausrichter Ägypten nicht dazu
       durch, Kap Verde nach vielen positiven Corona-Infektionen komplett aus dem
       Turnier auszuschließen – und damit ein Signal an den Rest der Handballwelt
       zu senden. „Wenn die Spieler weiterhin negativ getestet werden, sehe ich
       kein Risiko für die anderen Teams“, sagte Hanning. Mittlerweile werden alle
       WM-Akteure in Ägypten täglich einem PCR-Test unterzogen, das Schutznetz ist
       damit maximal eng gezogen.
       
       Uwe Gensheimer wendet den Blick in eine andere Richtung. „Von jetzt an gilt
       der Fokus komplett Ungarn“, sagte der Kapitän. Bei der deutschen Mannschaft
       ist die Hoffnung groß, dass sie das Thema Corona fortan hinter sich lassen
       kann. Von den verbliebenen Spielern von Kap Verde, die im selben Hotel wie
       die Deutschen untergebracht sind, war am Sonntag auf der Anlage nichts zu
       sehen.
       
       17 Jan 2021
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Michael Wilkening
       
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