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       # taz.de -- Ermittlungen gegen AfD-Geschäftsführer: AfDlerin zeigt Fraktionskollegen an
       
       > Dem Geschäftsführer der Hamburger AfD Thorsten Prenzler wird
       > Urkundenfälschung vorgeworfen. Angezeigt hat ihn eine AfD-Abgeordnete.
       
   IMG Bild: Früher hieß Prenzler noch Thümler und war auf diesem Bild aus dem Jahr 2003 noch CDU-Abgeordneter
       
       Hamburg taz | Der AfD in der Hamburger Bürgerschaft droht ein neuer Streit.
       Der Konflikt dürfte auch den gesamten Landesverband belasten. Die Hamburger
       Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Geschäftsführer der Fraktion,
       Thorsten Prenzler. Unter anderem gehe es um den Vorwurf der
       Urkundenfälschung, bestätigte die Pressesprecherin der Staatsanwaltschaft,
       Nana Frombach, der taz. Die Akten befänden sich aktuell aber noch beim
       Landeskriminalamt, weswegen sie keine weiteren Einzelheiten mitteilen
       könne. Ende Oktober sei die Anzeige erstattet worden, sagte Frombach.
       
       Die Strafanzeige kam aus den eigenen Reihen – aus der Fraktion um die
       Vorsitzenden Alexander Wolf und Dirk Nockemann. Die
       AfD-Bürgerschaftsabgeordnete Olga Petersen soll die Anzeige eingereicht
       haben. Sie hält ihrem Geschäftsführer vor, anders als dieser behauptet, den
       akademischen Grad Magister Artium gar nicht erreicht zu haben.
       
       In einem anonymen Schreiben an die taz und andere Redaktionen behaupten die
       Verfasser*innen zudem, dass „Urkundenfälschung und Betrug in mehreren
       Fällen“ im Raum stünden. Es gehe um „hohe Summen“, sowie um das „Fälschen
       von Arbeitsverträgen“. Einzelne AfD-Mandatsträger*innen sollen von den
       Straftaten wissen, Prenzler aber schützen.
       
       Petersen gehört in der Fraktion nicht zu den vermeintlich Moderaten. Bei
       der Bürgerschaftswahl erzielte sie mit provokanten Positionen mit 4.018
       Stimmen das drittbeste Ergebnis der AfD-Kandidat*innen. Sie wendet sich
       gegen schulische Umwelterziehung, gegen Ernährungserziehung und gegen eine
       vermeintlich verfrühte Sexualpädagogik.
       
       ## Prenzler bereits wegen Betrugs verurteilt
       
       Die „linke Genderpolitik“ lehnt sie wenig überraschend ebenso ab wie die
       Migration von Fachärzt*innen. Eine Impfpflicht bedeutet für sie eine
       Entmündigung der Bürger*innen. Auf ihrer Facebook-Seite stellte die
       Kandidatin aus dem Wahlkreis 17 Süderelbe sich vor Björn Höcke. Der
       Landtagsfraktionsvorsitzende dürfte zwar „Faschist“ genannt werden, doch
       das bedeute „noch lange nicht“, „das (sic!) er auch einer ist!“
       
       Inwieweit ein Richtungsstreit zu der Anzeige führte, ist bisher nicht
       bekannt. Als Geschäftsführer fällt Prenzler in der Öffentlichkeit nicht
       durch Positionierungen auf, es ist nicht seine Aufgabe.
       
       Zu den Anschuldigen möchte sich Prenzler nicht äußern. In einer
       Stellungnahme verteidigt die Fraktion ihren Mitarbeiter aber. Die Vorwürfe
       der Abgeordneten Petersen seien nicht neu. Die Fraktion habe sich eingehend
       damit befasst und festgestellt, dass die Vorwürfe falsch und grob
       ehrabschneidend sind. Die Staatsanwaltschaft werde das in ihrem
       Ermittlungsverfahren feststellen, heißt es in der Mitteilung.
       
       Der Geschäftsführer ist allerdings schon einmal wegen Betruges verurteilt
       wurden. Prenzler, der damals noch Thümler hieß, hatte sich bei Hotels in
       Mecklenburg-Vorpommern Rabatte erschlichen, indem er vorgab, als
       Reisejournalist zu arbeiten. Als Nachweis legte er Texte anderer Autoren
       vor. Die Oldenburger Nordwest-Zeitung hatte den Betrug aufgedeckt. Das
       Amtsgericht Oldenburg verurteilte ihn wegen Betrugs in zwei Fällen zu einer
       Geldstrafe.
       
       Für die CDU war Prenzler im Gemeinderat Hude und im Kreistag des
       Landkreises Oldenburg tätig. 2003 zog er mit einem Direktmandat in den
       Niedersächsischen Landtag ein. Im Zuge der Betrugsvorwürfe legte er 2005
       das Mandat im Landtag und die Ämter in der CDU nieder.
       
       Vor dem Skandal machte er auch politisch Schlagzeilen – und offenbarte
       seine Haltung. Er unterzeichnete einen Solidaritätsappell für den damaligen
       CDU-Bundestagsabgeordneten Martin Hohmann aus Hessen. Hohmann, heute
       AfD-Bundestagsabgeordneter, hielt am Tag der Deutschen Einheit 2003 eine
       Rede, die als antisemitisch kritisiert wurde. Er hatte die Juden wegen
       ihrer angeblichen Rolle im Stalinismus mit dem Begriff „Tätervolk“ in
       Verbindung gebracht, berichtete das Nachrichtenmagazin Der Spiegel. Die
       Unionsfraktion im Bundestag schloss Hohmann daraufhin aus. Prenzler
       solidarisierte sich mit ihm.
       
       Nach einer Hochzeit übernahm der AfD-Mitarbeiter den Nachnamen seiner Frau.
       2010 verließ der gerade 50 Jahre alt Gewordene die CDU, trat 2013 der AfD
       in Niedersachsen bei und ist Vorsitzender des AfD-Kreisverbandes
       Harburg-Land. Nach dem Einzug der vermeintlichen Alternative in die
       Bürgerschaft im Jahr 2015 wurde er Geschäftsführer der Fraktion. Schon 2016
       kam in der Partei Kritik an der Personalie wegen des Betrugsskandals auf.
       
       18 Jan 2021
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Speit
       
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