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       # taz.de -- Chinesische Jets in Taiwans Luftraum: Peking testet Joe Biden
       
       > Die neue US-Regierung fordert von China den Stopp der Einschüchterung
       > Taiwans, nachdem Peking mit Kampfflugzeugen provoziert hatte.
       
   IMG Bild: Chinesischer Bomber im Luftraum nahe Taiwan, aufgenommen von Taiwans Luftabwehr
       
       Peking taz | Zwar hat die chinesische Staatsführung nur wenige Minuten nach
       Joe Bidens Amtseinführung diesem die obligatorischen Glückwünsche
       übermittelt. Doch im Pazifik begrüßte sie den neuen US-Präsidenten mit
       einer deutlichen Machtdemonstration: Acht Bomber, vier Kampfjets und ein
       U-Boot-Abwehrflugzeug hat Chinas Volksbefreiungsarmee am Samstag in den von
       Taiwan kontrollierten Luftraum über dem Südchinesischen Meer entsandt.
       
       Am Sonntag folgte ein ähnlich prominentes Militäraufgebot. Dabei besteht
       kein Zweifel, dass der eigentliche Adressat dieser militärischen Botschaft
       im Weißen Haus sitzt.
       
       Der geopolitische Konflikt um Taiwan, das China als abtrünnige Provinz
       betrachtet und mit militärischem Zwang „wiedervereinigen“ will, lässt sich
       am ehesten als Tauziehen zwischen den zwei führenden Weltmächten verstehen:
       Peking und Washington provozieren sich gegenseitig, doch haben sie
       letztlich kein Interesse an einem Krieg. Dennoch besteht immer wieder eine
       solche Gefahr, denn die Spirale der Eskalation ist unkalkulierbar.
       
       Taipeh hat sich längst an Pekings Einschüchterungen gewöhnen müssen, doch
       die Provokation vom Wochenende hat eine neue Dimension. Bidens prompte
       Antwort war entsprechend deutlich: Die USA stünden felsenfest zu Taiwan und
       würden [1][der dortigen Führung] auch weiterhin zur Selbstverteidigung
       verhelfen. China solle seinen „militärischen, diplomatischen und
       wirtschaftlichen Druck“ auf den Inselstaat beenden.
       
       ## Bidens Rückendeckung kommt in Taiwan gut an
       
       Für Taiwans Bevölkerung, die zunehmend eine Zwangseingliederung in die
       Volksrepublik fürchtet, sind solche Beistandsbekundungen Balsam für die
       verängstigte Volksseele. Auch dass bei Bidens Inauguration mit Hsiao
       Bi-khim erstmals seit Jahrzehnten eine offizielle Vertreterin von
       [2][Taiwans international isolierter Regierung] eingeladen wurde, wird als
       wichtige diplomatische Rückenstärkung gefeiert.
       
       Doch darf nicht nur infrage gestellt werden, wie weit der Beistand der USA
       für den kleinen Inselstaat mit 23 Millionen Einwohnern im Ernstfall
       wirklich gehen würde. Auch muss die Allianz vor allem nach dem
       Nutzenprinzip betrachtet werden: Denn im alles überschattenden Konflikt mit
       China ist Taiwan zuallererst ein geopolitisches Geschenk an die USA, um den
       Erzrivalen international in die Enge zu treiben.
       
       ## US-Flugzeugträger ist in der Taiwan-Straße unterwegs
       
       Am Samstag hat nämlich nicht nur die Volksbefreiungsarmee ihre Muskeln
       angespannt, sondern auch die US-Marine: So hat Washington seinen
       Flugzeugträger „Theodore Roosevelt“ ins Südchinesische Meer entsandt, um –
       so die offizielle Erklärung – „Frieden auf den Meeren zu sichern“.
       
       Chinas Staatschef Xi Jinping hat bei dem gefährlichem Kräftemessen stets
       einen konsistenten Kurs gewählt: unter keinen Umständen auch nur den
       leisesten Hauch von Schwäche zu zeigen.
       
       24 Jan 2021
       
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