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       # taz.de -- Genugtuung für Football-Star Tom Brady: Einzigartiger Dauersieger
       
       > Football-Legende Tom Brady, 43, erreicht sogar mit den Tampa Bay
       > Buccaneers die Superbowl. Im Finale trifft er auf seinen möglichen
       > Nachfolger.
       
   IMG Bild: Gute Leistung mit Abstrichen: Tom Brady beim Wurf gegen die Green Bay Packers
       
       Patrick Mahomes ist der Jungstar der NFL. Der Footballspieler mit dem
       spektakulärsten Spiel, mit mehr als dreieinhalb Millionen
       Instagram-Followers und einem bis zu 450 Millionen Dollar schweren Vertrag.
       Bloß mit den Mathematikkenntnissen ist es beim aktuell besten Quarterback
       der Welt nicht so weit her. Nachdem Mahomes mit seinen Kansas City Chiefs
       die Superbowl erreicht hatte, ließ er wissen, er freue sich darauf, im
       NFL-Endspiel am 7. Februar in Tampa Bay auf Tom Brady zu treffen. Es sei
       eine besondere Ehre, den im vergangenen Jahr errungen Titel gegen den
       „größten Quarterback aller Zeiten in seiner 150. Superbowl“ zu verteidigen.
       
       Mahomes hatte tatsächlich nur ein wenig übertrieben. Denn nach dem
       31:26-Halbfinalerfolg der Tampa Bay Buccaneers bei den Green Bay Packers
       steht fest: Brady, nun 43 Jahre alt, steht zum zehnten Mal in der
       Superbowl. Wie einzigartig die Leistung ist, zeigt die Tatsache, dass der
       Zweitbeste auf der Liste mit den meisten Final-Teilnahmen, ein Kicker
       namens Stephen Gostkowski, es gerade mal auf sechs Superbowls bringt – und
       die hat er mit Brady erreicht, als der noch für die New England Patriots
       spielte.
       
       Dass Brady mit seinem neuen Klub nahtlos an die glorreichen vergangenen
       Zeiten anknüpft, macht ihn endgültig zum größten Football-Profi aller
       Zeiten. Seine Trophäen zuvor [1][holte er stets im Verbund mit Bill
       Belichick] nach New England. Nun steht er auch ohne den genialischen
       Chefcoach wieder prompt im Endspiel, während Belichick mit den Patriots
       nicht mal die K.-o-Runde erreichen konnte. Für Brady dürfte das eine späte
       Genugtuung sein. Die Tageszeitung Boston Globe schrieb denn auch unter der
       Überschrift „Endstand: Tom Brady – Patriots 1:0“, Brady habe seinem Ex-Klub
       den „ultimativen Mittelfinger-Gruß geschickt“.
       
       Tatsächlich war Bradys Abgang aus New England eher unschön verlaufen. Er
       wollte weiterspielen, der legendär humorlose Belichick lieber einen
       Neuaufbau starten. Das Vater-Sohn-Verhältnis zum Trainer hatte schon Jahre
       zuvor erste Risse gezeigt, auch weil Brady als Aushängeschild der NFL mit
       seinem perfekten Schwiegersohn-Image samt harmonischer Supermodel-Ehe mit
       Gisele Bündchen längst größer geworden war als der Klub.
       
       ## Geringschätzung als Treibstoff
       
       Trotzdem pflegt Brady weiterhin geschickt sein Underdog-Image. Zwar
       antwortete er nach dem Halbfinale auf die Frage, was es ihm bedeutet, die
       Kritiker eines Besseren belehrt zu haben, mit einer für ihn so typischen
       Floskel: „Football ist der ultimative Mannschaftssport.“ Doch dass einst
       kaum ein College an ihm interessiert war, er vor mehr als zwei Jahrzehnten
       beim Draft als einer der letzten Spieler ausgesucht wurde, die Experten
       seit Jahren seinen sportlichen Niedergang prophezeien, daraus bezieht Brady
       den Treibstoff, der ihn noch zu einem der Besten in seinem Gewerbe macht.
       
       Der Beste ist er nicht mehr, auch das hat der Sonntag gezeigt. Mahomes nahm
       trotz eines frühen Rückstands die Buffalo Bills nach allen Regeln der Kunst
       auseinander und bügelte die Fehler seiner Mitspieler aus. Nach einer
       teilweise etwas fahrigen Saison scheinen die Kansas City Chiefs in der Form
       zu sein, die sie vor Jahresfrist zum Superbowl-Champion machte.
       
       Im Gegensatz dazu warf Brady zwar drei Touchdowns, allerdings auch drei
       Interceptions. Diese drei Fehlwürfe waren untypisch für Brady. Er hatte nur
       Glück, dass sein Gegenüber Aaron Rodgers daraus kein Kapital schlagen
       konnte, weil die Defensive der Buccaneers einen sehr guten Tag erwischt
       hatte. Überhaupt begingen die Green Bay Packers ein paar eklatante Fehler
       und trafen merkwürdige taktische Entscheidungen, die entscheidend dazu
       beitrugen, dass Tampa Bay nun der erste Klub in der 55-jährigen Geschichte
       der Superbowl ist, der das Endspiel im eigenen Stadion bestreiten darf.
       
       Pandemiebedingt wird der sonst übliche Hype davor ausfallen und die
       Zuschauer werden im Stadion fehlen; dieses „Finale dahoam“ hat aber dennoch
       das Potenzial zum Klassiker. Denn am 7. Februar trifft der größte
       Quarterback aller Zeiten [2][auf den momentan besten], der vielleicht
       einmal seine Nachfolge antreten wird.
       
       25 Jan 2021
       
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