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       # taz.de -- Wegbereiterin der RNA-Technologie: Die Grundsteinlegerin
       
       > Ohne Katalin Karikós Forschung gäbe es die RNA-Impfstoffe nicht. Doch die
       > revolutionären Ergebnisse der Ungarin erkannten viele erst nicht.
       
   IMG Bild: Katalin Karikó, ohne deren Forschung es den Corona-Impfstoff von Pfizer und Moderna nicht gäbe
       
       BERLIN taz | Unter Olympionik*innen ist der Name Zsuzsanna Francia ein
       Begriff. Als Ruderin gewann sie bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking
       und dann noch einmal 2012 in London Goldmedaillen. Hinzu kamen weitere
       Weltmeisterschaftstitel. Inzwischen hat sie ihre Sportkarriere beendet. Nun
       aber ist ihre Mutter in aller Munde: Katalin Karikó. Denn die 65-jährige
       Biochemikerin ist die [1][Wegbereiterin der Technik], auf denen die
       hochwirksamen Impfstoffe der Firmen Biontech und Moderna basiert, der
       RNA-Technologie.
       
       Geboren und aufgewachsen in Ungarn, studierte Katalin Karikó ab 1973 an der
       Universität Szeged, wo sie bereits während ihrer Promotionsarbeit an der
       Synthetisierung von RNA forschte. RNA ist die Abkürzung für
       Ribonukleinsäuren, einem Biomolekül, das in den Zellen fast aller Lebewesen
       wichtige Funktionen ausübt. Dazu gehört, genetische Informationen in
       Proteine umzusetzen, zu denen etwa auch Antikörper zählen.
       
       Noch vor dem Fall des Eisernen Vorhangs nahm Karikó eine Einladung der
       Temple University in Philadelphia an und siedelte mit ihrem Mann und ihrer
       damals zweijährigen Tochter in die USA über. Im Gepäck hatte ihre Tochter
       einen Teddybär, in dem 900 Dollar versteckt waren, das Startkapital für ihr
       neues Leben, das die Familie vor ihrer Abreise aus dem Verkauf ihres Autos
       erwirtschaftet hatte.
       
       Karikó wechselte später an die Medizinische Fakultät der renommierten
       University of Pennsylvania. Dort traf sie den Immunologen Drew Weissman,
       mit dem sie an der Entwicklung von Medikamenten auf RNA-Basis forschte. Sie
       fanden heraus, wie dieses Biomolekül in unseren Zellen als Boten-RNA (mRNA)
       dafür sorgt, genetische Information der DNA in Proteine umzuwandeln. Beide
       waren überzeugt, dass sich künstlich hergestellte mRNA zur Bekämpfung von
       sehr vielen Krankheiten nutzen lässt, darunter Aids, Krebs und Ebola.
       
       Medikament scheiterte zunächst 
       
       Gemeinsam gründeten die beiden Forscher ein Unternehmen. Doch sie
       scheiterten bei der Entwicklung eines Medikaments. Die Universität
       verkaufte daraufhin das von ihnen erlangte Patent auf die Technologie.
       Karikós Stelle als Forschungsprofessorin wurde von der Universität nicht
       verlängert, stattdessen wurde sie auf eine befristete Postdoc-Stelle
       zurückgestuft.
       
       Karikó gab nicht auf. Es gelang ihr schließlich, die viralen RNA-Moleküle
       so zu modifizieren, dass sie in menschlichen Zellen nicht mehr von der
       Immunabwehr zerstört werden. 2005 erschien ihre Entdeckung auch in einem
       der renommierten Wissenschaftsmagazine, wurde aber zunächst kaum beachtet.
       Nur wenige erkannten, dass damit die Biomedizin revolutioniert werden
       könnte. Einer von ihnen war ihr Kollege Derrick Rossi von der
       Harvard-Universität. Er griff ihre Erkenntnisse auf und gründete 2010 in
       Boston die Firma Moderna.
       
       Doch auch in Deutschland interessierten sich zwei Personen für ihre
       Entdeckungen: Ugur Şahin und Özlem Türeci, die Gründer der Firma
       [2][Biontech]. Sie holten Karikó nach Mainz. Seit 2013 ist die Forscherin
       dort Senior-Vizepräsidentin.
       
       29 Jan 2021
       
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