# taz.de -- Umweltzerstörung für einen Neubau: Kahlschlag in Kiel
> Bei den Bauarbeiten für eine neue Filiale von Möbel Höffner wurden
> Flächen außerhalb des Bauplatzes zerstört. Die Stadt hat Strafanzeige
> gestellt.
IMG Bild: Bis in Kiel die Höffner-Fahnen wehen dauert es noch, Stress gibt es jetzt schon
Neumünster taz | So sieht’s aus, wenn Bodo mit dem Bagger Amok fährt: Am
Kieler Stadtrand fräsen sich breite Spuren durch ein Grüngelände. Zwischen
Autobahn und Stadtring entsteht ein Möbelhaus, dessen Bau in der Stadt
ohnehin umstritten ist. Nun wurde bekannt, dass von den Erdarbeiten große
Flächen außerhalb des Bauplatzes betroffen sind.
Zerstört wurden Teile eines ehemaligen Kleingartengeländes am Prüner
Schlag, angedacht als Ausgleichsflächen für den Höffner-Koloss mit 40.000
Quadratmetern Verkaufs- und Parkflächen. Die Stadt stellt wegen der
[1][Umweltzerstörung] Strafanzeige gegen den Konzern. Allerdings muss sich
die Verwaltung selbst peinlichen Fragen stellen.
Angeblich war es ein einzelner Bagger, der so „derartig in Schwung war,
dass er fröhlich das ganze Grünzeug abgeholzt hat“, zitieren die Kieler
Nachrichten Höffner-Geschäftsführerin Edda Metz. Dagegen sprechen aber
Berichte von Augenzeug*innen, die seit Monaten die Arbeiten auf dem Gelände
beobachten. Von Ende Oktober bis Dezember 2020 seien die Flächen
„nachweislich mit schwerem Gerät bearbeitet“ worden, heißt es in einer
[2][Petition, die „Gerechtigkeit für den Prüner Schlag“ fordert] und die
bis Freitag schon mehr als 5.500 Unterschriften erhalten hat.
Strittig ist, wann die Information über die Schäden und die unberechtigten
Bauarbeiten im Rathaus bekannt wurden. Laut Berichten hatte ein Mitarbeiter
des Planungsamtes den Kahlschlag bereits Anfang November bemerkt. Einige
Tage später ging die Information an die Untere Naturschutzbehörde, deren
Leiter am 12. November die zuständige Stadtbaurätin Doris Grondke
(parteilos) informierte.
## Ratsfraktionen fordern Aufklärung
Dennoch holzten die Bagger weiter, und die Ratsversammlung erfuhr nicht
davon: „Die Kommunikation rund um das Geschehen auf dem Prüner Schlag ist
in Zukunft zu verbessern“, stellten in einer [3][gemeinsamen Erklärung] die
Ratsfraktionen von SPD, Grünen und FDP fest, die im Stadtparlament
kooperieren. Sie verlangen nun eine Antwort auf die offenen Fragen: „Wie
groß ist der Schaden? Welche Konsequenzen sind daraus zu ziehen?“
Im Raum stehen 50.000 Euro Strafe. Zudem müssen neue Ausgleichsflächen
geschaffen werden, auch von einer „Überkompensation“ ist die Rede.
Kommenden Donnerstag wird sich der Bauausschuss mit der Frage befassen.
31 Jan 2021
## LINKS
DIR [1] /Umweltschutz/!t5010330
DIR [2] https://www.change.org/p/stadt-kiel-gerechtigkeit-im-pr%C3%BCner-schlag-a9eff221-29b8-445d-91b3-56f3f0a2cc06
DIR [3] https://gruene-kiel.de/home/home-single/article/kooperation_fordert_lueckenlose_bestandsaufnahme/
## AUTOREN
DIR Esther Geißlinger
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