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       # taz.de -- Kasino-Mogul Sheldon Adelson: Ein Typ nach Trumps Geschmack
       
       > Pro-Trump, pro-Netanjahu, und verdammt viel Geld zu verteilen: Der
       > US-Multimilliardär Sheldon Adelson ist im Alter von 87 Jahren gestorben.
       
   IMG Bild: Mäzen der regressiven Kräfte: Sheldon Adelson 2016
       
       Berlin taz | Im März 2014, mehr als zwei Jahre vor der nächsten
       Präsidentschaftswahl, reisten vier Bewerber der Republikaner nach Las
       Vegas. Jeb Bush aus Florida, Chris Christie aus New Jersey, John Kasich aus
       Ohio und Scott Walker aus Wisconsin wurden beim wichtigsten Großspender
       ihrer Partei vorstellig, um Geld für ihren Wahlkampf zu erbitten. Sheldon
       Adelson und seine Frau hatten 2012 fast 100 Millionen US-Dollar in den
       republikanischen Wahlkampf gepumpt, und entsprechend unterwürfig traten die
       Bittsteller vor den Mäzen.
       
       Wie man weiß, hat es ihnen nichts genutzt. Adelson entschied sich, die
       Kandidatur Donald Trumps zu unterstützen. Mit 25 Millionen US-Dollar war er
       2016 der wichtigste Einzelspender des New Yorker Immobilienunternehmers,
       dazu kamen fünf Millionen Dollar für die Feierlichkeiten bei Trumps
       Amtseinführung. Adelson finanzierte auch Trumps Verteidigungsfonds gegen
       Sonderermittler Robert Mueller und Trumps Wahlkampf im vergangenen Jahr.
       
       Sheldon Adelson ist am Dienstag mit 87 Jahren in seinem Haus in Malibu
       einem Krebsleiden erlegen. Der rechte Flügel der Republikanischen Partei
       verliert damit seinen wichtigsten Finanzier.
       
       Auch in Israel mischte sich Adelson in die Politik ein, er unterstützte die
       Politik Benjamin „Bibi“ Netanjahus durch seine gratis verbreitete
       Tageszeitung [1][Israel Hayom] („Israel heute“), dem meistgelesenen Blatt
       des Landes. Adelson gründete die Zeitung 2007 als Gegengewicht zu der in
       seinen Augen linkslastigen Medienlandschaft Israels. Kritiker wie
       Ex-Premier Ehud Olmert verspotten Israel Hayom als „Bibiton“, hebräisch für
       „Bibi-Blatt“. Jahrelang kämpfte Adelson für den 2018 erfolgten [2][Umzug
       der US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem].
       
       ## Zwei Millionen Dollar – pro Stunde
       
       Adelson gehörte zeitweise zu den zehn reichsten Menschen des Globus, die
       Zeitschrift Forbes bezifferte sein Vermögen 2019 auf 35 Milliarden
       US-Dollar. Dabei war er in ärmlichen Verhältnissen in Boston in einer
       jüdischen Familie aufgewachsen. Auf dem Schulweg habe er sich mit seinen
       Fäusten gegen Angriffe irischer Kinder wehren müssen, die ihn als Juden
       attackieren wollten.
       
       Als Jugendlicher verdiente er Geld mit Süßigkeiten-Automaten. Ende der
       1970er-Jahre gründete er die Computermesse Comdex, die in den folgenden
       zwei Jahrzehnten den Siegeszug der digitalen Wirtschaft vorantrieb. Mit dem
       Verkauf der Messe 1995 verdiente Adelson 500 Millionen Dollar.
       
       Er lebte in einem 15-Millionen-Dollar-Haus an der Pazifikküste in Malibu
       und einem palastartigen Anwesen in Las Vegas. Vor allem gehören ihm die
       beiden größten Casino-Hotels der Erde, das Venetian Macao und das Venetian
       Las Vegas, letzteres mit 7.000 Zimmern und Suiten und einem Casino mit
       11.000 Quadratmetern Fläche.
       
       Die Besucher sollen sich nach Venedig versetzt fühlen, wenn sie aus ihren
       Suiten auf Kanäle und Gondeln blicken, vor einer Nachbildung des Campanile
       auf dem Markusplatz stehen oder die Rialtobrücke überqueren. Die Decken der
       Shopping Center auf dem Hotelgelände sind mit barocken Gemälden verziert.
       Adelsons Hotels und Casinos samt den Shows und anderen
       Vergnügungsmöglichkeiten waren so erfolgreich, dass die Umsätze an manchen
       Tagen zwei Millionen Dollar überstiegen – pro Stunde.
       
       ## Gegen den Irandeal
       
       In Trump fand Adelson einen Unternehmer mit ähnlicher Lebensphilosophie.
       2016 schrieb er in einem [3][Meinungsbeitrag] für die Washington Post:
       Trump „ist ein Kandidat mit der persönlichen Erfahrung eines
       Unternehmenschefs, geformt durch die Entschlossenheit, sein eigenes Geld zu
       riskieren. Er verkörpert eine Erfolgsgeschichte und ist ein Beispiel für
       den amerikanischen Geist der Zielstrebigkeit und Hingabe an die Sache und
       den Unternehmergeist.“
       
       Er unterstütze Trump, weil die Alternative angsteinflößend sei. Eine Wahl
       Hillary Clintons sei faktisch eine dritte Amtszeit Obamas – mit
       Entscheidungen wie dem [4][Nuklearabkommen mit dem Iran]. Adelson hielt es
       für falsch, und der Kampf dagegen sei „für ihn persönlich und andere auf
       der ganzen Welt ein Anliegen von größter Bedeutung“. Auch Israel bekämpfte
       das von der Uno und der EU unterstützte Abkommen mit dem Iran mit aller
       Kraft.
       
       In einem Interview mit Forbes sagte Adelson schon 2012, er sei bereit, bis
       zu 100 Millionen Dollar zu investieren, um Obamas Wiederwahl zu verhindern.
       Ein Teil davon floss damals an Organisationen, die den Wahlkampf Newt
       Gingrichs unterstützten. Gingrich war seit 2010 Sprecher des
       Repräsentantenhauses und war als Wortführer der Tea Party maßgeblich dafür
       verantwortlich, dass Obama schon zwei Jahre nach seiner ersten Wahl die
       Mehrheit im Kongress verlor und auf eine Blockade der Republikaner stieß.
       Die Tea Party forderte Steuersenkungen und rabiate Einschnitte in
       Sozialprogramme.
       
       2010 erst hatte der US Supreme Court Adelsons Rolle als Großspender der
       Republikaner möglich gemacht. In der Entscheidung „Citizens United vs.
       Federal Election Commision“ waren die Beschränkungen für Spenden von
       Privatleuten und Unternehmen aufgehoben worden, da auch finanzielle
       Zuwendungen eine Form der Meinungsäußerung seien.
       
       13 Jan 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.israelhayom.com/
   DIR [2] /Experte-ueber-US-Wahl-und-Nahostpolitik/!5725199
   DIR [3] https://www.washingtonpost.com/opinions/sheldon-adelson-i-endorse-donald-trump-for-president/2016/05/12/ea89d7f0-17a0-11e6-aa55-670cabef46e0_story.html?utm_term=.09492d8af74a
   DIR [4] /Iran-Expertin-ueber-das-Nuklearabkommen/!5738565
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Stefan Schaaf
       
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