URI: 
       # taz.de -- Amtsenthebungsverfahren in den USA: Impeachment gegen Trump eröffnet
       
       > Auch zehn republikanische Abgeordnete stimmten für das Verfahren. Der
       > Präsident muss sich nun im Senat für seine Rolle bei der Erstürmung des
       > Kapitols verantworten.
       
   IMG Bild: Die Sprecherin des Repräsentantenhauses Nancy Pelosi bei der Schlussabstimmung
       
       Washington dpa | Nach der [1][Erstürmung des Kapitols] durch seine Anhänger
       muss sich Donald Trump als erster US-Präsident in der Geschichte einem
       zweiten Amtsenthebungsverfahren stellen. Neben allen 222 Demokraten
       stimmten am Mittwoch auch zehn von Trumps Republikanern im
       Repräsentantenhaus für die Eröffnung eines neuen Impeachment-Verfahrens.
       
       197 Republikaner votierten dagegen. Trump muss sich damit im Senat wegen
       „[2][Anstiftung zum Aufruhr]“ verantworten. Nach Angaben des
       republikanischen Mehrheitsführers im Senat, Mitch McConnell, ist ein Urteil
       in der Kammer vor der [3][Vereidigung von Trump-Nachfolger Joe Biden] am
       kommenden Mittwoch ausgeschlossen.
       
       In der Resolution zur Eröffnung des Verfahrens wird Trump für den Angriff
       auf den Kongress vergangener Woche persönlich mitverantwortlich gemacht.
       Aufgebrachte Trump-Unterstützer waren am Mittwoch vergangener Woche nach
       einer aufstachelnden Rede des Präsidenten in das Kapitol eingedrungen. Dort
       war zu dem Zeitpunkt der Kongress zusammengekommen, um den Wahlsieg Bidens
       formell zu bestätigen. Fünf Menschen kamen bei den Krawallen ums Leben,
       darunter ein Polizist.
       
       Der beispiellose Gewaltausbruch im politischen Zentrum der USA löste
       national wie auch im Ausland einen Schock aus.
       
       In der Resolution zur Eröffnung des Verfahrens wird [4][Trump als „eine
       Gefahr für die nationale Sicherheit], die Demokratie und die Verfassung“
       bezeichnet. Trump muss sich nun einem Impeachment-Verfahren im Senat
       stellen, das einem Gerichtsprozess ähnelt. Im Senat wäre eine
       Zweidrittelmehrheit nötig, um Trump am Ende zu verurteilen. Dafür müssten
       sich mindestens 17 republikanische Senatoren auf die Seite der Demokraten
       schlagen.
       
       ## Impeachment mehr als ein Symbol
       
       Ob es dazu kommen könnte, ist derzeit unklar. Trump scheidet mit Bidens
       Vereidigung am Mittwoch kommender Woche automatisch aus dem Amt. Neben der
       Amtsenthebung sieht die Resolution aber auch vor, dass Trump für künftige
       Regierungsämter gesperrt werden soll. Damit würde ihm eine etwaige
       Präsidentschaftskandidatur 2024 verwehrt. Deswegen wäre das
       Impeachment-Verfahren mehr als ein symbolischer Schritt.
       
       Führende Demokraten hatten außerdem argumentiert, es sei wichtig, ein
       Beispiel zu setzen, um Trumps Vorgehen zu verurteilen und damit auch
       möglichen ähnlichen Verfehlungen künftiger Präsidenten vorzubeugen.
       
       McConnell teilte am Mittwoch mit: „Selbst wenn der Prozess im Senat in
       dieser Woche beginnen und schnell voranschreiten sollte, würde es kein
       endgültiges Urteil geben, bis Präsident Trump aus dem Amt ausgeschieden
       ist.“ Er verwies auf Verfahrensregeln und Präzedenzfälle. Die bisherigen
       drei Amtsenthebungsverfahren im Senat hätten 83, 37 beziehungsweise 21 Tage
       gedauert, sagte McConnell.
       
       Einzelne Republikaner im Senat haben sich bereits offen gegen Trump
       gestellt, aber bisher kein Ja zum Impeachment zugesagt. Der demokratische
       Vorsitzende des Geheimdienstausschusses im Repräsentantenhaus, Adam Schiff,
       sagte dem Sender CNN, es könne womöglich ein politisches „Erdbeben“ im
       Senat geben, das zur Mehrheit für ein Impeachment führen könnte.
       
       Schiff bezog sich auf einen Bericht der New York Times, wonach Mitch
       McConnell intern erkennen ließ, dass er die Absetzung für gerechtfertigt
       halte. Unter Berufung auf nicht näher genannte Quellen aus McConnells
       Umfeld schrieb die Zeitung, dieser sei froh, dass die Demokraten ein
       Impeachment-Verfahren angestoßen hätten. Das könne es seiner Partei
       erleichtern, sich von Trump loszusagen. In seiner Mitteilung äußerte sich
       McConnell nicht dazu, ob er das Amtsenthebungsverfahren für gerechtfertigt
       halte.
       
       14 Jan 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Angriff-auf-US-Demokratie/!5742501
   DIR [2] /Bericht-von-Human-Rights-Watch/!5744180
   DIR [3] /Drohungen-vor-Bidens-Amtseinfuehrung/!5743004
   DIR [4] /Trump-und-der-Sturm-aufs-Kapitol/!5742463
       
       ## TAGS
       
   DIR US-Wahl 2024
   DIR USA
   DIR Impeachment
   DIR Donald Trump
   DIR Schwerpunkt USA unter Donald Trump
   DIR Donald Trump
   DIR Telekom
   DIR Menschenrechte
   DIR US-Wahl 2024
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR USA vor der Amtseinführung Bidens: Höchste heimische Terrordrohung
       
       Das FBI und das Ministerium für Heimatsicherheit warnen vor weiteren
       Angriffen im ganzen Land. Rechtsradikale fühlten sich ermutigt wie nie.
       
   DIR Impeachment gegen Donald Trump: Riskante Hoffnung
       
       Das zweite Impeachment gegen Donald Trump ist ein historisches Ereignis –
       allerdings ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass die Republikaner nun
       umdenken.
       
   DIR Deutsche Konzerne spenden für Trumpisten: Eine Schande
       
       Es ist ein Skandal, dass Bayer und Telekom an Trump- Anhänger gespendet
       haben. Die Konzerne müssen ihr Sponsoring für Verfassungsfeinde einstellen.
       
   DIR Bericht von Human Rights Watch: „Trump war ein Desaster“
       
       Den Menschenrechten sei Trumps US-Regierung feindselig gegenüber gestanden,
       heißt es im Jahresbericht der Organisation. Auch Deutschland wird gerügt.
       
   DIR Tech-Riesen sperren rechte Plattform: Vorerst ausgehetzt
       
       Google, Apple und Amazon sperren das bei Rechten beliebte Netzwerk Parler
       aus. Warum das Vorgehen erfreulich ist – aber gleichzeitig problematisch.