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       # taz.de -- Rekordgehalt von Lionel Messi: Wo der eigentliche Fehler liegt
       
       > Lionel Messi hat in vier Jahren über 500 Millionen Euro vom FC Barcelona
       > erhalten. Aber es gibt zwei Deppen: die, die nehmen, und die, die zahlen.
       
   IMG Bild: Verdient 4,40 € pro Sekunde: Lionel Messi
       
       Wofür kann man dieses Geld wohl ausgeben, ja, kann man das überhaupt
       ausgeben? Wie viele Yachten, Villen, Autos kann man wohl kaufen, bevor sie
       fad werden, und üben die Kleinen mit dem Festgeldkonto höhere Mathematik?
       555.237.619 Euro lautet die Maximalsumme, die dem Fußballer Lionel Messi
       beim FC Barcelona in vier Jahren zusteht. Über 500 Millionen davon erhielt
       er.
       
       Das hat am Sonntag [1][die spanische Zeitung El Mundo enthüllt] und großes
       Aufsehen ausgelöst. Kein Sportler und erst recht keine Sportlerin haben je
       so viel verdient. Dem Messi sind [2][die 4,40 Euro, die er pro Sekunde
       verdient], nicht fad, ist er doch, wie so viele seiner Zunft, ein
       verurteilter Steuerhinterzieher. Nun hat er rechtliche Schritte gegen El
       Mundo angekündigt und gegen jene hochrangigen Angestellten des FC
       Barcelona, die seine Vertragsdetails kannten. Denn da sitzt wohl der
       Maulwurf.
       
       Gerne und viel wird über die Gehälter männlicher Fußballprofis geschimpft,
       allzu simpel ist diese moralische Empörung. Denn es gibt ja immer zwei
       Deppen: die, die es einstecken, und die, die es ausgeben. Der FC Barcelona,
       der aktuell mit über einer Milliarde Euro in der Kreide steht, wirtschaftet
       zwar schlecht, aber nicht völlig deppert. Angeblich, [3][so der Spiegel],
       gehen mindestens 20 Prozent der Klubumsätze von zuletzt 855 Millionen Euro
       jährlich auf Messi zurück. All die Werbeverträge und Werbespiele, all die
       Menschen weltweit mit Messi-Trikot. Perverse Gehälter, [4][deren Ausgabe
       sich perverserweise lohnt].
       
       ## Wie Softdrink-Marken auf Barockkleid
       
       Der Kardinalfehler liegt natürlich im Kapitalismus, der Leistungen
       Einzelner grotesk überhöht. Und in der Branche, deren andere Vertreter
       übrigens auch sehr gut verdienen. Wie kaum eine zweite Branche hat der
       Sport sich mit der Werbeindustrie vermählt, bei jedem Turnier verkauft er
       nicht nur ein Spiel, sondern Tausende Nebenprodukte. Man stelle sich vor,
       jede Netflix-Produktion zeigte SchauspielerInnen mit Softdrink-Marken auf
       dem Barockkleid. Und es ist kein Geheimnis, dass allerhand Klubs
       schwindelerregende 70 Prozent ihrer Einnahmen für Spielergehälter ausgeben
       – weil diese Ware, die über Sieg und Niederlage entscheidet, limitiert ist.
       
       Diese Gesetze sind so akzeptiert, kaum jemand hinterfragt sie. Außer
       kritische Fans. Aber die beißen auf Granit. Und so gibt es wohl nur einen
       Grund für die Enthüllung: Jemand beim krisengeschüttelten FC Barcelona will
       ihn loswerden, den Messi.
       
       1 Feb 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.elmundo.es/deportes/futbol/2021/01/31/60154779fdddfff4a78b461e.html
   DIR [2] https://www.sportschau.de/fussball/international/lionel-messi-gehalt-fc-barcelona-ronald-koeman-100.html
   DIR [3] https://www.spiegel.de/sport/fussball/lionel-messi-vertrag-veroeffentlicht-der-entbloesste-fussballkoenig-a-13a864b8-b617-48ea-8024-b7f79bfa45d4
   DIR [4] /Scheindebatte-ueber-Fussballer-Gehaelter/!5707295
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Alina Schwermer
       
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