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       # taz.de -- Linksradikale Szene in Berlin: „Ich lebe noch“
       
       > Das Szeneportal Indymedia hat den Berliner CDU Abgeordneten Kurt Wansner
       > für tot erklärt. Der spricht von einem unterirdischen Niveau.
       
   IMG Bild: Kurt Wansner am Oranienplatz beim Verteilen von Flugblättern
       
       taz: Herr Wansner, Totgesagte leben länger? 
       
       Kurt Wansner: Ja. Das habe ich auch auf der Internetseite meines
       Kreisverbands geschrieben. (lacht) Ich bin in Kreuzberg und lebe noch.
       
       Das linke Szeneportal Indymedia hat Sie für tot erklärt. Sie seien in einer
       Munitionsfabrik in der Türkei verbrannt, als sie einen Deal mit
       Gummigeschossen für die Berliner Polizei einfädeln wollten. 
       
       Kein deutscher Politiker würde zurzeit auf die Idee kommen, in die Türkei
       zu Erdoğan zu fahren. Außerdem habe ich in meinem ganzen Leben noch nie
       etwas mit Militär zu tun gehabt. Ich war nicht bei der Bundeswehr und habe
       nie eine Pistole in der Hand gehabt. Das Niveau der linksradikalen Kreise
       ist mittlerweile unterirdisch.
       
       War es mal besser? 
       
       Ja. Ich bin ja nicht erst seit gestern in Kreuzberg. Vor 40 Jahren hatten
       wir hier noch richtige Hausbesetzungen. Mit den Leuten habe ich auch
       diskutiert. Das war nicht einfach, es gab oft Gebrülle. Aber manchmal
       hatten wir auch einen Konsens.
       
       Wie sah der aus? 
       
       Wir wollten diese Stadt erhalten, wir wollten den Altbau erhalten. Ich war
       damals beim Bauamt und habe Altbausanierung gemacht. Jedes Haus, das
       abgerissen wurde, hat auch mir wehgetan. Mit den Linksradikalen von heute
       kann man sich nicht mehr unterhalten.
       
       Haben Sie sich nicht auch verändert und sind weiter nach rechts
       abgedriftet? 
       
       Mich ärgert es immer, wenn man mir das unterstellt. Im Gegenteil. Ich bin
       für eine weitere Erhöhung des Mindestlohns. Ich komme aus der
       Arbeiterschaft. Da wird man nicht rechtsradikal.
       
       Durch Indymedia haben Sie aber mal wieder Schlagzeilen gemacht. 
       
       Wissen Sie, ob ich in den Medien bin oder nicht, das ist mir egal. Wenn man
       so lange wie ich im Abgeordnetenhaus ist, ist man nicht mehr so verrückt
       danach.
       
       Die Autonomen waren immer Ihre Lieblingsfeinde. Auch auf die Kreuzberger
       Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann haben Sie sich eingeschossen. 
       
       Frau Herrmann macht sich das Leben selber schwer. In dieser Coronakrise aus
       rein ideologischen Gründen die Unterstützung der Bundeswehrsoldaten
       abzulehnen – das ist ja irre!
       
       Wie man hört, treten Sie bei der Abgeordnetenhauswahl im Herbst noch mal
       an. Wie kommt das? 
       
       Mein Kreisparteitag hat mich fast einstimmig auf Platz eins aufgestellt.
       Also kann ich nicht so viel falsch gemacht haben.
       
       Monika Herrmann geht auch ins Abgeordnetenhaus. Wie finden Sie das? 
       
       Offenbar hat sie sich vorgenommen, Verkehrspolitik zu machen. Da kann ich
       nur sagen: arme Stadt.
       
       Vielleicht sollten Sie in den Verkehrsausschuss wechseln? 
       
       Kommt nicht in Frage. Innenpolitik und Verfassungsschutz – das sind meine
       Themen.
       
       5 Feb 2021
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Plutonia Plarre
       
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