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       # taz.de -- Nominierungen für die „Golden Globes“: Jury übersieht das Offensichtliche
       
       > Die Nominierungen für die „Golden Globes“ wurden bekannt gegeben. Vieles
       > ist erfreulich – aber die beste Serie „I May Destroy You“ fehlt
       > überraschend.
       
   IMG Bild: Gingen leer aus: Michaela Coel und ihre Dramaserie „I May Destroy You“
       
       Eine wirkliche Überraschung findet sich unter den Nominierungen für die
       Golden Globes auch in diesem Jahr nicht. Die Streaminganbieter bauen ihre
       Dominanz gegenüber den TV-Sendern weiter aus: Netflix steht mit 42
       Nominierungen einsam an der Spitze, HBO und Amazon teilen sich den zweiten
       Platz mit je lediglich sieben Nominierungen.
       
       Die Anwärter:innen auf die Trophäen sind größtenteils superbekannte
       Schauspieler:innen und Serien wie „[1][The Crown“] (das Epos übers
       britische Königshaus) oder das Schachdrama „[2][The Queen’s Gambit“], die
       beide vielfach positive Kritiken erhalten haben.
       
       Erfreulich ist, dass in der Männerdomäne Spielfilmregie gleich drei Frauen
       nominiert sind: Emerald Lilly Fennell („Promising Young Woman“), Regina
       King („One Night in Miami“) und Chloé Zhao („Nomadland“). Doch bei aller
       Freude – auch hinsichtlich der Diversität der Nominierten – fällt eines
       negativ auf: Die Serie „I May Destroy You“ fehlt unter den Nominierten.
       
       Nun gibt es keine starren Kriterien dafür, was eine gute Serie ausmacht,
       und über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten, aber dass die
       Dramaserie [3][„I May Destroy You“] von Michaela Cole keine Nominierung
       erhält, kann man nicht anders bezeichnen denn als Fehler.
       
       ## Selbst eine Nominierte ist sich nicht so sicher
       
       In „I May Destroy You“ versucht die Protagonistin Arabella nach einer
       Vergewaltigung ein Stück Normalität zurückzugewinnen – und wie nebenbei
       werden große Fragen um Sexualität, race, Klasse und Identität behandelt. In
       den vergangenen Jahren haben sich zwar viele TV-Produktionen mit
       sexualisierter Gewalt auseinandergesetzt, doch keiner gelang es, die
       Thematik so klischeefrei, dramatisch und lustig zu erzählen. Die
       Zuschauer:innen waren begeistert. Time nannte die Serie „einzigartig“,
       der Guardian betitelte sie als „beste Serie des Jahres“.
       
       Warum die Jury der Globes das anders sieht, ist nicht zu erklären.
       Besonders schmerzt, dass die objektiv schlechte Netflix-Serie „Emily in
       Paris“ gleich mehrmals nominiert ist. Das verwirrt nicht nur die Fans in
       den sozialen Medien, sondern selbst die „Emily in Paris“-Drehbuchautorin
       Deborah Copaken. In einem [4][Gastbeitrag für den Guardian ] schreibt
       Copaken, „I May Destroy You“ habe die Nominierung deutlich mehr verdient.
       Vielleicht ein Anstoß für die Jury, ihren Fehler einzugestehen – und die
       Serie nachzunominieren.
       
       4 Feb 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Debatte-ueber-The-Crown/!5737719
   DIR [2] /Netflix-Serie-ueber-Schachgenie/!5722650
   DIR [3] /Serie-I-May-Destroy-You/!5720013
   DIR [4] https://www.theguardian.com/tv-and-radio/2021/feb/03/emily-in-paris-writer-on-i-may-destroy-you-snub-golden-globes
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Carolina Schwarz
       
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