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       # taz.de -- Coronahilfe für Arme: Immerhin etwas mehr
       
       > Die Große Koalition beschließt Coronahilfen für Hartz IV-Empfänger und
       > Familien. Die Kritik, dass das viel zu wenig sei, ist überzogen.
       
   IMG Bild: Ärmere Familien in Deutschland sollen mehr Coronahilfen bekommen
       
       Die Koalition hat am Mittwoch beschlossen, dass ärmere Familien [1][mehr
       Coronahilfen bekommen]. Und das ist nicht wenig. Es gibt 150 Euro mehr pro
       Erwachsenen im Hartz-IV-Bezug. Und 150 Euro an Kinderbonus pro Kind. Eine
       vierköpfige Familie im Hartz-IV-Bezug erhält damit 600 Euro als einmalige
       Coronahilfe. Kindern, die bisher noch kein Laptop haben, muss das Jobcenter
       ein digitales Endgerät finanzieren.
       
       Jeder, der kein oder kaum Einkommen hat, kann Hartz IV beantragen, ohne
       dass für die ersten zwei Jahre enge Grenzen beim Vermögen und bei den
       Wohnkosten gelten. Diese Regelung wird bis Ende 2021 verlängert. Gut so.
       
       [2][Eine Gruppe von Sozialverbänden] und die Linkspartei haben zwar recht,
       wenn sie bemängeln, dass es keine spürbare dauerhafte Erhöhung des
       Regelsatzes von Hartz IV im Monat geben wird und auch nicht für jeden Monat
       der Pandemie einen Zuschlag von 100 Euro. Trotzdem ist es nicht in Ordnung,
       die Hilfen als „beschämend“ und „armutspolitisches Trauerspiel“ zu geißeln,
       wie es der Paritätische Wohlfahrtsverband tut. Eine Krise, die, mit den
       Soloselbstständigen, mit den Kulturschaffenden, mit vielen privaten
       DienstleisterInnen neue Opfergruppen hervorgebracht hat, ist vielleicht
       kein guter Zeitpunkt, um eine nochmal milliardenschwere dauerhafte
       erhebliche Aufstockung der Grundsicherung durchzusetzen.
       
       800 Millionen Euro kostet der Zuschlag für Hartz-IV-BezieherInnen, zwei
       Milliarden Euro der Kinderbonus für Familien. Eine Milliarde Euro kostet
       das verlängerte Förderprogramm für die Kulturbranche, 3,5 Milliarden die
       geringere Mehrwertsteuer in der Gastronomie – und das sind nur die am
       Mittwoch beschlossenen Programme der Coronahilfen.
       
       Es kann einem schon bange werden, wenn man sich fragt, wer wie genau die
       milliardenschweren Hilfen bezahlt, was dafür an neuen Staatsausgaben
       vielleicht in Zukunft nicht mehr möglich sein wird. In einer Zukunft, in
       der man dann womöglich auf die Vergangenheit der Pandemie und deren Zwänge
       verweist. Das muss man mitdenken.
       
       4 Feb 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Ergebnisse-des-Koalitionsausschusses/!5749081
   DIR [2] https://www.presseportal.de/pm/53407/4829775
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Barbara Dribbusch
       
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