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       # taz.de -- Nach Wahl von Laschet zum CDU-Chef: Merz lenkt ein – ein bisschen
       
       > Friedrich Merz ruft nun doch zur Unterstützung für den neuen CDU-Chef
       > Laschet auf. Für viele Delegierte aber dürfte das zu spät kommen.
       
   IMG Bild: Kein Beginn einer wunderbaren Freundschaft: Merz und Laschet
       
       Berlin taz | Kriegt Friedrich Merz doch noch die Kurve? Zumindest ist er am
       Montagabend ein Stückchen in diese eingebogen. Merz, der am Samstag zum
       zweiten Mal [1][bei der Wahl zum CDU-Vorsitzenden gescheitert ist], hat
       seine AnhängerInnen in einem Brief aufgerufen, den [2][neuen Parteichef
       Armin Laschet] zu unterstützen. Die Union brauche Geschlossenheit und gute
       Zusammenarbeit: „Wir müssen zusammen kämpfen: für unsere Überzeugungen und
       unser Land“, heißt es in dem Brief, der am Montag per Mail an alle
       CDU-Mitglieder ging und der taz vorliegt.
       
       Merz war am Samstag auf den CDU-Parteitag bei der Wahl zum Vorsitzenden
       seinem Rivalen Laschet [3][mit 55 Stimmen knapp unterlegen]. Eine
       Kandidatur für das Parteipräsidium hatte er abgelehnt.
       
       Anders als der dritte Kandidat, Norbert Röttgen, hatte Merz zunächst weder
       selbst gesagt, er werde Laschet nun unterstützen, noch hatte er seine
       AnhängerInnen dazu aufgefordert. Beides wären Signale gewesen, die die
       gespaltene Partei etwas hätten zusammen führen können. Stattdessen ließ
       Merz, kurz nachdem der Parteitag beendet war, per Twitter wissen, dass er
       Laschet anbiete, sofort als Wirtschaftsminister in die Bundesregierung
       einzutreten, was die Kanzlerin aber umgehend ablehnte.
       
       Mit dieser Einlassung hatte Merz sogar bei seinen überzeugtesten
       AnhängerInnen für Unverständnis gesorgt. Carsten Linnemann,
       stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag und als
       Chef der Mittelstandsvereinigung so etwas wie ein Merz-Ultra, sagte ntv,
       der Merz-Vorstoß habe ihn „mehr als irritiert“. In seinem Brief schreibt
       Merz nun: „Ich bitte alle Delegierten, an der schriftlichen
       Schlussabstimmung teilzunehmen und unseren neuen Vorsitzenden Armin Laschet
       mit einem starken Votum auszustatten. Und dann gehen wir gemeinsam an die
       Arbeit.“
       
       ## Sind die Briefe schon verschickt?
       
       Aus rechtlichen Gründen müssen die Delegierten das Ergebnis der Abstimmung
       noch in einer Briefwahl bestätigen. Auf dem Wahlzettel wird aber nur noch
       Laschets Name stehen. Das Ergebnis, das am Freitag vorliegen soll, könnte
       also ein erster Stimmungstest für Laschet sein. Merz hatte die Latte dafür
       schon im Vorfeld des Parteitags hochgelegt: Bei der schriftlichen Wahl
       müsse der neue Parteichef mehr als 80 Prozent erreichen.
       
       Seine Aufforderung, Laschet nun zu unterstützen, könnte für viele
       Delegierte zu spät kommen. Die CDU hatte die Delegierten aufgefordert,
       ihren Wahlbrief bis Montag um 18 Uhr einzuwerfen, damit er auch sicher bis
       Donnerstagabend in der CDU-Zentrale ankomme. Viele Delegierte dürften also
       längst abgestimmt haben, als Merz' Brief, der einer Mail von
       CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak angehängt war, bei ihnen einging. Nach
       Informationen der ARD war dies am Montagabend gegen 21 Uhr. Was Merz mit
       dem Brief wirklich bezweckt und was er vorhat, bleibt also offen.
       
       In seinem Brief schreibt Merz weiter, ihm sei vor einem Jahr von der
       damaligen CDU-Führung der Vorschlag unterbreitet worden, seine Mitarbeit
       sehr konkret einzubringen. „Ich war und bin für diesen Gedanken unverändert
       aufgeschlossen“, so Merz. „Zugleich bedauere ich sehr, dass in diesem
       Zusammenhang am Wochenende Irritationen um meine Person entstanden sind.“
       Er wolle deutlich machen: „Auch ohne Amt werde ich mein Versprechen
       einlösen, für die Partei weiter engagiert zu arbeiten.“
       
       In „dieser historischen Stunde“ der Coronapandemie dürfe man Deutschland
       nicht rot-rot-grünen Experimenten überlassen, so Merz weiter. Wenn die
       Partei nicht geschlossen sei, drohe Deutschland „in rechten Populismus oder
       grün-linken Neo-Sozialismus abzurutschen. Unserem Land würde schwerer
       Schaden zugefügt“. Zur Kanzlerkandidatur und seinen konkreten Plänen
       äußerte Merz sich nicht.
       
       19 Jan 2021
       
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