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       # taz.de -- Eishockey-WM wurde Belarus entzogen: Peinliches Zaudern
       
       > Sportwettbewerbe haben selten die oft beschworene pazifierende Wirkung
       > auf Autokraten. Die IIHF hätte sich im Fall Belarus fast selbst
       > disqualifiziert.
       
   IMG Bild: Kürzlich schüttelten sich Alexander Lukaschenko und IIHF-Chef René Fasel noch die Hand
       
       Na endlich, die Kuh ist vom Eis! Nun hat sich die Internationale
       Eishockey-Föderation (IIHF) doch noch dazu durchgerungen, [1][Belarus die
       Ausrichtung der diesjährigen Eishockey-Weltmeisterschaft zu entziehen] und
       Staatschef [2][Alexander Lukaschenko] sein liebstes Spielzeug wegzunehmen.
       Welch beeindruckender Sinnswandel! Noch in der vergangenen Woche hatte
       IIHF-Chef René Fazel in Minsk bei Lukaschenko höchstpersönlich
       vorgesprochen und sich nicht entblödet, den Autokraten zu umarmen und ihm
       ausgiebig die Hände zu schütteln – ein Besuch bei Freunden eben.
       
       Doch nach der Absage des Mitausrichters Lettland und angesichts wachsenden
       politischen Drucks wandelte Fazel schon da auf dünnem Eis. Der Entscheidung
       nachgeholfen haben dürfte jetzt auch die Androhung dreier gewichtiger
       Sponsoren, sich von dem Turnier zurückzuziehen. Interessant in diesem
       Zusammenhang ist, wie die IIHF ihren Schritt begründete. Leider könne das
       Wohlergehen der Mannschaften, Zuschauer*innen und offiziellen Gäste
       unter den gegenwärtigen Bedingungen nicht sichergestellt werden. Zugegeben:
       Es wäre ja auch unschön und der Feierlaune abträglich, wenn begeisterte
       Sportfans mit ansehen müssten, [3][wie Sicherheitskräfte
       Demonstrant*innen in gepanzerte Mannschaftswagen prügeln].
       
       Auch der Satz Fazels, die WM habe als Instrument der Versöhnung dienen und
       helfen sollen, die politische Situation zu beruhigen, lässt doch stark
       daran zweifeln, ob der Mann noch bei Sinnen ist.
       
       Dahinter steht jedoch die grundsätzliche Frage, inwieweit Politik und Sport
       miteinander verknüpft werden sollten. Kritiker*innen bemühen gerne das
       Argument, derartige Wettbewerbe könnten auf die Machthaber auch eine
       pazifierende Wirkung haben und eine Öffnung der jeweiligen Staaten
       befördern. Wie gut das klappt, war bei den Olympischen Winterspielen 2014
       in Sotschi zu beobachten. Kaum war das olympische Feuer erloschen,
       verleibte sich Russland die Krim ein.
       
       Die Präsidentschaftskandidatin Swetlana Tichanowskaja verbucht die
       WM-Absage vor allem als einen Erfolg der belarussischen
       Oppositionsbewegung, die auch nach monatenlangen Protesten nicht bereit
       ist, Lukaschenko das Spielfeld zu überlassen. Da mag etwas dran sein. Das
       ändert jedoch nichts daran, dass das lange Zaudern der Eishockey-Föderation
       peinlich und unwürdig war. Doch immerhin ist der IIHF seiner
       Disqalifizierung gerade noch einmal entgangen.
       
       19 Jan 2021
       
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