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       # taz.de -- Repressionen in Belarus: Zur Hälfte verbrannt
       
       > In Minsk zündet sich ein Mann an und verletzt sich dabei schwer. Neben
       > politischen könnten auch Privatprobleme die Aktion motiviert haben.
       
   IMG Bild: Die Proteste in Belarus ebben nicht ab, genau so wenig wie die staatlichen Repressionen
       
       Kiew | taz | Auf dem Unabhängigkeitsplatz direkt am Regierungssitz in der
       belarussischen Hauptstadt Minsk hat ein 35-jähriger Mann offensichtlich am
       Freitag versucht, sich mit Benzin selbst anzuzünden. Der Vorfall hatte sich
       am Vormittag um 11:13 Uhr Ortszeit ereignet. Das Feuer auf dem zu diesem
       Zeitpunkt fast menschenleeren Platz konnte nach wenigen Minuten von einem
       Wachmann und einem Passanten gelöscht werden. Derzeit, so das
       Gesundheitsministerium, werde der bewusstlose Mann, dessen Haut zu 50
       Prozent verbrannt sei, in einer Spezialklinik behandelt.
       
       Das Portal Mogilev.Online berichtet unter Berufung auf das Portal Nascha
       Niva, bei dem Verletzten handele es sich um den O-Bus-Fahrer Pawel
       Bankowskij. Dessen Umfeld rätselt indes über die Motive dieser Aktion.
       Während ein Freund berichtet, Bankowskij habe sich die politischen
       Ereignisse im Land sehr zu Herzen genommen, ist seine Ex-Frau der
       Auffassung, Bankowskij sei unglücklich, weil er sein Alkoholproblem nicht
       in den Griff bekomme.
       
       Unterdessen gehen [1][die Verurteilungen] von Aktivisten, Menschenrechtlern
       und auch Personen, die einfach zur falschen Zeit am falschen Ort waren,
       weiter. Für eine Verurteilung reichen auch schon kritische Kommentare im
       Internet.
       
       Am Donnerstag verurteilte ein Gericht in Ostrowez einen namentlich nicht
       genannten Mann zu einer Freiheitsstrafe von 15 Monaten. Der Angeklagte soll
       in einem Telegram-Kanal „unanständige und erniedrigende“ vulgäre Kommentare
       über [2][Präsident Alexander Lukaschenko] veröffentlicht haben. Der
       Angeklagte, so die russische Nachrichtenagentur lenta.ru, sei geständig
       gewesen. Ähnliche Kommentare soll er auch im vergangenen Oktober auf einem
       Telegram-Kanal über den Innenminister abgesetzt haben.
       
       ## Eingeschränkt beweglich
       
       Ebenfalls am Donnerstag wurde auch der 60-jährige Alexander Gubejko
       verurteilt. Gubejko soll sich bei einer Demonstration für die Freiheit von
       politischen Gefangenen seiner Festnahme widersetzt und einem Polizisten
       zwei Schläge versetzt haben.
       
       Gubejko bestreitet die Vorwürfe. Seit einem schweren Unfall vor mehreren
       Jahren könne er seine rechte Hand nur eingeschränkt bewegen. Deswegen sei
       er gar nicht in der Lage gewesen, einen Polizisten zu schlagen. Er habe
       nicht einmal an der Demonstration teilgenommen und sei nur zufällig als
       Passant an dem Versammlungsort vorbei gekommen, verteidigte sich der
       Angeklagte.
       
       Seit dem 18. Januar sind Leonid Sudalenko und Maria Tarasenko in Haft.
       Beide sind Mitarbeiter der Menschenrechtsorganisation Wjasnja. Deren
       Vorsitzender Alex Bjaljazki war im Dezember 2020 mit dem alternativen
       Nobelpreis sowie dem Sacharow-Preis für Menschenrechte des Europäischen
       Parlaments, der an die gesamte belarussische Opposition ging, ausgezeichnet
       worden.
       
       22 Jan 2021
       
       ## LINKS
       
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