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       # taz.de -- Gedenktafel vorm Haus zur Erinnerung: „Der Mord macht wütend“
       
       > Zum 1. Todestag trauert die linke Szene um Maria, eine von einem
       > Polizisten getötete Frau aus Friedrichshain. Ein großes Polizeiaufgebot
       > war vor Ort.
       
   IMG Bild: Die Gedenkplatte vor dem Eingang des Hauses, in dem Maria B. vor einem Jahr getötet wurde
       
       Berlin taz | Eine kleine Tafel ist seit Sonntagnachmittag am Boden vor dem
       Eingang der Grünbergerstraße 46 in Berlin-Friedrichshain eingelassen, mit
       dieser Inschrift: „In diesem Haus wurde Maria am 25.1.2020 in ihrer Wohnung
       in ihren Zimmer von 4 Polizisten erschossen. Der Mord an Maria macht wütend
       + traurig. Maria rest in Power.“
       
       Rund um die Tafel sind Blumen, mehrere Dutzend Kerzen sowie Fotos der Toten
       drapiert. Am Sonntagnachmittag hatten dort rund 150 Menschen zum 1.
       Todestag für Maria B. eine Trauer-und Gedenkveranstaltung abgehalten.
       
       Immer wieder gab es Sprechchöre gegen die Polizei, die mit einem großen
       Aufgebot vor Ort war. Besonders laut wurden die Rufe, als
       KundgebungsteilnehmerInnen kontrolliert wurden, weil sie Flyer mit
       angeblich unvollständigen Impressum verteilt haben sollen.
       
       Auch in den kurzen Reden kam die Trauer über den Tod der 33-jährigen Frau –
       aber auch die Wut und das Unverständnis, dass sie vor einem Jahr in ihren
       Zimmer [1][von der Polizei erschossen] wurde.
       
       ## Unverständnis noch heute
       
       Am 24. Januar 2020 war ein Streit mit einem Mitbewohner eskaliert, der
       daraufhin die Polizei verständigte. Als diese in der Wohnung eintraf, hatte
       sich Maria in ihrem Zimmer eingeschlossen. Als die Beamten die Tür
       aufbrechen wollten, habe sie ein Messer in der Hand gehalten und nicht auf
       die Anweisungen der Polizisten reagiert, hieß es damals in einer
       Stellungnahme der Polizei nach dem tödlichen Schuss.
       
       Die Ermittlungen gegen den Beamten wurden schon nach wenigen Wochen
       eingestellt. Das löst bei den KundgebungsteilnehmerInnen noch immer
       Unverständnis aus. „Maria hatte sich in ihrem Zimmer eingeschlossen und war
       hocherregt. Wieso versucht dann schwerbewaffnete Polizei die Tür
       aufzubrechen?“ Diese Frage einer Rednerin bekam viel Applaus.
       
       Es wurde auch gefragt, warum in solchen Fällen nicht Einrichtungen wie der
       Sozialpsychiatrische Dienst gerufen werden, die mit den Betroffenen reden,
       statt bewaffnet Türen aufzubrechen. Bei einigen TeilnehmerInnen der
       Kundgebung gab es auch selbstkritische Töne: „Selbst in linken
       Zusammenhängen habe ich es erlebt, dass Menschen, die psychologisch
       auffällig reagieren, oft wenig Hilfe bekommen. Da heißt es schnell, wir
       sind keine SozialarbeiterInnen“, sagt eine Frau.
       
       Auch ein Bewohner der Grünbergerstraße 46 ist sehr betroffen über den Tod
       seiner Nachbarin. „Ich hoffe, dass die Tafel dauerhaft an sie erinnert“,
       sagte er der taz. Die Tafel wurde von Marias FreundInnen ohne Einwilligung
       der Hausverwaltung gestaltet.
       
       25 Jan 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Getoetete-Frau-in-Berlin-Friedrichshain/!5656527
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Peter Nowak
       
       ## TAGS
       
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