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       # taz.de -- Schul-und Kitaöffnungen in der Pandemie: Öffnen mit Maß und mit Abstand
       
       > Vor dem Bund-Länder-Gipfel am Mittwoch stehen Schulen und Kitas im Fokus.
       > Schulen wollen bis Ostern planen können. Die Kitas bekommen Schnelltests.
       
   IMG Bild: Laut und deutlich: Protest vor dem Bundeskanzleramt für ein Kitaangebot für alle Kinder
       
       Berlin taz | Vor dem Bund-Länder-Gipfel am Mittwoch zu einer möglichen
       Verlängerung des Lockdowns wird erneut über Kita- und Schulöffnungen in der
       Pandemie diskutiert. Insbesondere die Kitas, die in Berlin seit Weihnachten
       im Notbetrieb fahren, stehen im Fokus: Trägerverbünde kritisieren das
       Festhalten an den Systemrelevanzlisten und fordern klare Vorgaben für einen
       Wechselbetrieb, der allen Kindern ein Angebot machen soll. Auch was die
       Schulen betrifft, wünschen sich sowohl Schulleitungen als auch die
       Gewerkschaft GEW klare Ansagen für die Zeit bis Ostern.
       
       „Diese Pandemie ist zum Marathon geworden – was wir brauchen, sind
       entsprechend langfristige Planungszeiträume“, sagt Gunilla Neukirchen,
       Schulleiterin am Lankwitzer Beethoven-Gymnasium und Vorsitzende der
       Vereinigung der Berliner SchulleiterInnen in der GEW, der taz. Hilfreicher
       als Diskussionen darüber, welche Jahrgangsstufen zuerst wieder in die
       Schulen kommen sollen, findet Neukirchen eine Debatte um klarere
       Rahmenvorgaben für die Schulen.
       
       „Wir wünschen uns ein einheitliches Vorgehen, das eng an Inzidenzwerte
       gekoppelt ist“, sagt Neukirchen. Ausgehend davon sollten die Schulen dann
       selbst priorisieren dürfen, welchen Jahrgängen und Schülergruppen sie ein
       Präsenzangebot machen wollen – so, dass gleichzeitig die Abstandsregeln
       eingehalten werden können. „Die Schulen wissen selbst am besten, wie viel
       Platz sie haben und welche Schüler Unterstützung im Präsenzunterricht
       brauchen“, sagt die Schulleiterin. „Ich stelle mich auf Einschränkungen bis
       mindestens zu den Osterferien ein, das müssen wir jetzt organisieren.“
       
       ## Sehr kurzfristige Planbarkeit
       
       Der Ansatz von [1][Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD)] war bisher –
       solange die Schulen im Herbst noch geöffnet waren – ein gegenteiliger: Jede
       Woche entschieden die bezirklichen Gesundheitsämter für jede Schule
       individuell über die Pandemieauflagen. Für die Schulen – und für Familien –
       bedeutete das mitunter eine nur sehr kurzfristige Planbarkeit.
       
       Am Montag begann nach den Winterferien in Berlin erneut die Schule. Alle
       SchülerInnen sind derzeit seit Weihnachten im Homeschooling, nur für
       Abschlussklassen kann es Präsenzunterricht mit Abstand geben, sofern die
       Schule das organisieren kann und will. Diese Regelung gilt zunächst bis
       kommenden Montag.
       
       Allerdings ist es trotz sinkender Infektionszahlen – in Berlin lag die
       7-Tage-Inzidenz am Wochenende bei 70,5 – wahrscheinlich, dass der Lockdown
       verlängert wird. Auch angesichts der immer noch unklaren Auswirkungen durch
       mutierte Coronaviren hatte der Regierende Bürgermeister Michael Müller
       (SPD) bereits am Wochenende erklärt, er halte nichts von einer Diskussion
       um vorzeitige Lockerungen. Ähnliches hatte auch Kultursenator und Müllers
       Stellvertreter [2][Klaus Lederer (Linke) im taz-Interview] gesagt.
       Weitgehender Konsens besteht zudem – auch auf Bundesebene und unter den
       LänderchefInnen – darin, dass der Bildungsbereich Priorität haben müsse bei
       etwaigen Lockerungen.
       
       Bildungssenatorin Scheeres hatte bereits im Januar angekündigt, zuerst die
       jüngeren Grundschulkinder wieder in die Schulen holen zu wollen. Zuspruch
       bekommt sie dafür am Montag von der Gewerkschaft GEW: „Die Priorität muss
       auf Wechselunterricht für die kleineren Grundschüler liegen“, sagt
       GEW-Landesvorsitzender Tom Erdmann. Allerdings müssten dann auch die von
       der Bildungsverwaltung vergangene Woche in Aussicht gestellten 350.000
       Masken zuverlässig geliefert werden – mit Aussicht auf Nachschub.
       
       ## Kitas öffnen, aber wie?
       
       Über das Wie der schrittweisen Öffnungen dürfte auch im Kitabereich noch
       weiter gestritten werden. Die Liga der Wohlfahrtsverbände und der Berliner
       Dachverband der Kinder- und Schülerläden fordern vom Senat „ein Umdenken
       bei der Kitabetreuung“, heißt es in einer Pressemitteilung. Man schlage
       einen Wechselbetrieb in kleinen, festen Gruppen vor. Konkret sollen Eltern
       auf 50 Prozent ihres individuellen Betreuungsanspruchs verzichten, damit am
       Ende „alle Familien profitieren“ und es für jeden, nicht nur die
       „Systemrelevanten“, ein tägliches Angebot gebe.
       
       Fragezeichen gab es am Montag beim Thema Schnelltests, die eine Öffnung
       flankieren könnten. Bis Ende der Woche sollen alle Bezirke Schnelltests an
       alle rund 2.700 Kitas ausliefern können, Schnelltests für die Schulen seien
       der nächste Schritt. Laut einer Sprecherin von Senatorin Scheeres geht es
       um 240.000 Tests, die „ausdrücklich keine Selbsttests“ seien und auch erst
       mal nicht für die Testung von Kindern bestimmt.
       
       In welchem Umfang wie viel Personal geschult werden muss, um KollegInnen
       testen zu können, und um welchen Testtyp es sich handelt, blieb auf
       Nachfrage bei der zuständigen Gesundheitsverwaltung unklar. Es soll sich
       aber um Online-Schulungen handeln. Auch die Testintervalle seien noch
       Gegenstand laufender Abstimmungen, heißt es. Am Montagabend sollte ein
       erstes Infoschreiben an die Kitas gehen.
       
       9 Feb 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Berlins-Bildungssenatorin-im-Interview/!5717346
   DIR [2] /Berlins-Kultursenator-Lederer-zu-Corona/!5746456
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Anna Klöpper
       
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