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       # taz.de -- Corona-Ausbruch in Fleischfabrik: Ein Drittel auf Schlachthof positiv
       
       > Trotz Verbots von Werkverträgen haben sich über 100 Arbeiter eines
       > Husumer Schlachtbetriebes infiziert. Gewerkschafter fordern mehr
       > Kontrollen.
       
   IMG Bild: Deutsche Schlachthöfe (Symbolfoto): Rinder hängen am Haken, die Arbeitsbedingungen sind oft mies
       
       Berlin taz | Trotz des Verbots von Werkverträgen im Kernbereich der
       [1][Fleischindustrie] ist es wieder zu einem großen Corona-Ausbruch in
       einem Schlachthof gekommen. Im Husumer Werk des Danish-Crown-Konzerns sind
       bisher [2][mehr als 100] der etwa 300 dort Beschäftigten positiv getestet
       worden, wie der Kreis Nordfriesland mitteilte. Damit ist die Anlage derzeit
       einer der größten Corona-Infektionsherde in Deutschland.
       
       Das wirft Fragen auf. Denn seit dem 1. Januar gilt das
       [3][Arbeitsschutzkontrollgesetz], mit dem die Bundesregierung auf die
       massiven Corona-Ausbrüche etwa beim Schlachtkonzern Tönnies reagiert hat.
       Fleischfirmen mit mehr als 49 Beschäftigten dürfen demnach bei der
       Schlachtung, Zerlegung und Fleischverarbeitung kein Personal mehr
       beschäftigen, das bei über Werkverträge angeheuerten Subunternehmern
       angestellt ist. Ab April ist auch Leiharbeit stark beschränkt. Die
       Vorschrift soll verhindern, dass die Konzerne die Schuld an krankmachenden
       Arbeitsbedingungen für die meist osteuropäischen Beschäftigten in ihren
       Betrieben auf ein Dickicht aus Subunternehmern schieben.
       
       Dennoch stellte die Kreisverwaltung in Husum „eine [4][nicht strikt
       durchgehaltene Kohortentrennung]“ fest. Um mögliche Infektionen in
       Belegschaften zu begrenzen, unterteilen Unternehmen das Personal in Gruppen
       („Kohorten“), zwischen denen es keinen Kontakt geben darf. „Das hat da
       offensichtlich nicht ganz geklappt, denn ansonsten wären weniger Leute
       angesteckt gewesen“, sagte Hans-Martin Slopianka, Pressesprecher des
       Kreises, am Montag der taz. Deshalb hat er das Werk, in dem normalerweise
       rund [5][2.000 Rinder] pro Woche geschlachtet werden, vom 7. bis 24.
       Februar schließen lassen.
       
       Tierrechtler demonstrieren mit Sensenmann 
       
       Danish-Crown-Sprecher Jens Hansen teilte der taz mit, das Unternehmen prüfe
       die Vorwürfe. Er räumte ein: „Unser Hygienekonzept war nicht gut genug. Wir
       müssen mehr testen, um Infektionen früher zu erkennen und zu begrenzen.“
       Danish Crown habe alle Werkvertrags-Arbeitnehmer für die Schlachtung und
       Zerlegung der Tiere direkt eingestellt. „Leiharbeit gibt es in unserem
       Husumer Schlachthof in der Produktion nicht.“ Laut Kreisverwaltung waren in
       dem Werk drei externe Firmen mit insgesamt 40 Mitarbeitern tätig, aber
       „nur“ bei der Verwertung von Innereien und der Reinigung.
       
       War das Werkvertragsverbot also sinnlos? Nein, antwortet Finn Petersen,
       Geschäftsführer der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten in
       Schleswig-Holstein. „Das Gesetz ist gut. Noch vor einem halben Jahr hätte
       die Geschäftsführung sagen können: Ich bin dafür gar nicht verantwortlich.
       Das ist mein Subunternehmer“, sagte Petersen der taz. Jetzt sei Danish
       Crown haftbar. „Aber es zeigt eben auch, dass Gesetze kontrolliert werden
       müssen“, so der Gewerkschafter. Unterkünfte, Transporte der Arbeiter und
       die Geschwindigkeit der Fließbänder beispielsweise müssten angepasst
       werden, um Infektionen zu verhindern. „Das scheint ja bisher nicht
       funktioniert zu haben.“
       
       Für Tierrechtler ist der Corona-Ausbruch ein weiteres Argument gegen den
       Verzehr tierischer Lebensmittel. Die Organisation [6][Peta] will am
       Dienstag unter dem Slogan „Schlachthöfe: Tödlich für Menschen und Tiere“
       mit einem als Sensenmann verkleideten Aktivisten vor dem Werk in Husum
       demonstrieren. „In den letzten Monaten haben sich Schlachtbetriebe zu
       Coronahotspots entwickelt. Einmal mehr zeigt sich nun, dass dieses System
       Profit über alles andere stellt“, so Peta. Zudem seien die meisten neuen
       Infektionskrankheiten wie Covid-19 von Tieren auf Menschen übertragen
       worden. Hauptursache dafür sei, dass Tiere gegessen und gehandelt werden.
       
       15 Feb 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Fleischindustrie/!t5009077
   DIR [2] https://www.nordfriesland.de/Kreis-Verwaltung/Aktuelles/Husumer-Schlachthof-bleibt-weiterhin-geschlossen.php?object=tx%2C2271.1.1&ModID=7&FID=2271.12605.1&NavID=2271.37&La=1
   DIR [3] https://www.bmas.de/DE/Service/Gesetze/arbeitsschutzkontrollgesetz.html
   DIR [4] https://www.nordfriesland.de/Kreis-Verwaltung/Aktuelles/Husumer-Schlachthof-Alle-Mitarbeiter-in-Quarant%C3%A4ne.php?object=tx%2C2271.1.1&ModID=7&FID=2271.12602.1&NavID=2271.37&La=1
   DIR [5] https://www.danishcrown.com/de-de/kontakt/unsere-standorte/danish-crown-beef-locations/husum
   DIR [6] https://www.peta.de/presse/peta-aktion-vor-husumer-schlachtbetrieb-sensenmann-warnt-vor-corona-hotspot-fleischfabrik/
       
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