# taz.de -- Neuer Premier im Kongo: Vom Bergbau- zum Regierungschef
> Jean-Michel Sama Lukonde wird neuer Premierminister der Demokratischen
> Republik Kongo. Er soll aus Reformansprüchen Realität machen.
IMG Bild: Generationswechsel: Kongos neuer Premierminister Sama Lukonde
Berlin taz | Es ist ein Generationenwechsel. Auf den 73-jährigen
[1][Sylvestre Ilunga Ilunkamba] folgt als Premierminister der
Demokratischen Republik Kongo der 43-jährige Jean-Michel Sama Lukonde
Kyenge.
Seit Montagabend führt damit erstmals ein politischer Verbündeter des
kongolesischen Reformpräsidenten Félix Tshisekedi die Regierung des
bitterarmen und unruhigen 90-Millionen-Einwohner-Landes und nicht mehr ein
Anhänger von Tshisekedis korruptem Vorgänger Joseph Kabila, der bis heute
noch wichtige Strippen in der Politik zieht.
„Gute Regierungsführung bis es quietscht“, versprach Kongos Neuer nach
seiner Ernennung und listete Prioritäten auf: „Sicherheit, soziale Fragen,
Gerechtigkeit, Zugang zu Bildung und Gesundheit für alle.“ Dies wolle er
mit „Rigorosität, Kampf gegen schlechte Werte und gegen Betrug im
Allgemeinen“ erreichen.
Sama Lukonde wechselt ins Amt des Premierministers direkt vom Amt des
Generaldirektors von Kongos größtem Staatskonzern, der [2][Générale des
carrières et des mines, kurz: Gécamines], Besitzer der Rechte an den
ertragreichsten Kupfer- und Kobaltvorkommen der Welt im Bergbaurevier der
südkongolesischen Region Katanga.
Präsident Tshisekedi hatte den studierten Ingenieur und Informatiker im
Jahr 2019 in dieses Amt berufen, als Aufräumer der korrupten
Rohstoffgeschäfte der Kabila-Ära und davor der Mobutu-Diktatur.
## Bergbaurechte nicht länger verschleudern
„Wir wollen den Riesen wieder aufrichten“, sagte damals der neue Direktor,
der seine eigenen ersten Bergbauerfahrungen als Händler in den Gruben von
Katanga gemacht hat, [3][in einem Interview]: Der Staatsbetrieb dürfe nicht
länger Bergbaurechte an korrupte Investoren verschleudern, die dann
wiederum windige lokale Subunternehmer einsetzen, sondern er müsse „unser
strategisches Eigentum optimieren und unsere Eigenproduktion fördern“.
Mit solchen Visionen passt der junge neue Premier hervorragend zum jungen
Staatschef, dem die Zeit allmählich davonläuft, vor den nächsten Wahlen im
Jahr 2023 den Wahlspruch seiner Partei „Das Volk zuerst“ zu erfüllen.
Sama Lukonde soll die Reformvorstellungen der Gegner Kabilas, der selbst
ebenfalls aus Katanga stammt, in die Tat umsetzen: den Rohstoffreichtum der
Region nicht länger zur persönlichen Bereicherung nutzen, sondern zum
Aufbau des gesamten Landes.
Der 1977 in Paris Geborene hat außerdem eigenes politisches Gewicht: sein
Vater Stéphane Lukonde, ein regionaler Parteiführer in Katanga, wurde 2001
kurz nach Joseph Kabilas Amtsantritt in Katangas Hauptstadt Lubumbashi
erschossen. So etwas adelt im Haifischbecken der kongolesischen Politik.
Kein Machthaber im Kongo kann sich ohne Rückhalt in Katanga halten, dessen
Bodenschätze die wichtigste Einnahmequelle des Landes darstellen. Sama
Lukonde soll Tshisekedi nicht nur die Macht sichern, sondern auch die
Einnahmen.
Kongos Staatseinnahmen liegen derzeit bei unter 5 Millliarden Euro im Jahr
– damit lässt sich kein Staat machen. Am 15. März stellt sich der neue
Premier im Parlament zur Abstimmung.
17 Feb 2021
## LINKS
DIR [1] /Neuer-Premierminister-im-Kongo/!5597299
DIR [2] https://www.gecamines.cd/
DIR [3] https://www.mediacongo.net/article-actualite-83398_sama_lukonde_kyenge_la_vision_du_nouveau_dg_de_la_gecamines.html
## AUTOREN
DIR Dominic Johnson
## TAGS
DIR Schwerpunkt Demokratische Republik Kongo
DIR Felix Tshisekedi
DIR Joseph Kabila
DIR Katanga
DIR Hungersnot
DIR Schwerpunkt Demokratische Republik Kongo
DIR Schwerpunkt Demokratische Republik Kongo
DIR Schwerpunkt Demokratische Republik Kongo
DIR Schwerpunkt Demokratische Republik Kongo
## ARTIKEL ZUM THEMA
DIR Not in Demokratischer Republik Kongo: Die größte Hungerkrise der Welt
Ein Drittel der kongolesischen Bevölkerung leidet akut Hunger, warnen
Experten. Derweil lähmt politischer Stillstand auf allen Ebenen das Land.
DIR Überfall auf offener Straße: Diplomat im Kongo getötet
Italiens Botschafter im Kongo ist bei einem Überfall nahe der Stadt Goma
ums Leben gekommen. Er war mit dem UN-Welternährungsprogramm unterwegs.
DIR Kämpfe in Kongos Bergbaumetropole: Mörder, Milizen und Machtkampf
Die Affäre um den Mord an Menschenrechtler Floribert Chebeya vor elf Jahren
lebt neu auf. Aktuell gibt es schwere Kämpfe in Lubumbashi.
DIR Machtkampf im Kongo: Premierminister abgewählt
Das Parlament im Kongo spricht Premier Ilunga das Misstrauen aus. Damit
fordert Präsident Felix Tshisekedi seinen Vorgänger Joseph Kabila heraus.
DIR Pygmäen im Kongo: Wer schützt Kongos „erste Bürger“?
Die Nachkommen der ursprünglichen Bewohner der Regenwälder werden im Kongo
massiv diskriminiert. Jetzt soll ein Gesetz ihre Rechte garantieren.