# taz.de -- Schäden durch „Plastikfasten“: Bärendienst für die Umwelt
> Der BUND ruft vor Ostern zum Verzicht auf plastikverpackte Waren auf.
> Dabei sind Alternativen wie „grüne“ Pappe sogar noch umweltschädlicher.
IMG Bild: Nützt der Umwelt sicher nicht: 40 Tage auf plastikverpackte Waren verzichten
Obwohl Fasten ja nie leichter fiel als in diesem Jahr, in dem wir eh nur
fades selbst gekochtes Essen essen dürfen, in hübschen Läden in der
Innenstadt nichts kaufen können und online ehrlich gesagt gar nichts mehr
kaufen wollen, in dem sich auf Konsum also ohne große Spaßverluste
verzichten lässt, gibt uns der BUND trotzdem eine Handreichung.
Wir sollen, schlägt die Umweltorganisation vor, 40 Tage Plastikfasten. Das
soll die alltägliche [1][Plastikflut] vergegenwärtigen und dazu anregen, im
Alltag auf unnötiges Plastik zu verzichten. Der Aufruf des BUND ist lang,
erklärt erst, wie und warum Plastik schadet und bietet am Ende
Alternativen: in [2][Unverpackt-Läden] einkaufen, mit Nachbarn
Einkaufsgemeinschaften gründen, um „Trockenware in Großgebinden“ zu kaufen.
Diese Hinweise sind sicher ebenso richtig wie wichtig, nur: Noch weniger
Menschen, die lesend bis zum Ende des Aufrufs durchhalten (in den sozialen
Medien gibt es sowieso nur ein kurzes Anti-Plastik-Häppchen), werden sie
umsetzen, werden Großgebinde kaufen oder ihr leeres Alu-Mehl-Döschen in den
teuren Unverpackt-Laden tragen. Leider.
Außerhalb der sympathischen Öko-Nische werden die Adressaten des
Fastenaufrufs üblich maskiert durch den Supermarkt schlurfen und zur
„green“-beklebten Papp-Schachtel aus „nachwachsenden Rohstoffen“ greifen,
die gar „kompostierbar“ ist. Und damit einen Umweltfrevel begehen, vor dem
sogar Fachleute warnen, die sich für ein umweltfreundliches
Verpackungswesen einsetzen.
Pappe und Papier für Lebensmittelverpackungen enthält aus technischen
Gründen häufig große Anteile Frischfasern, also Holz aus wertvollen
Wäldern. Um auf der Anti-Plastik-Welle zu reiten, entwickeln
Verpackungshersteller gerade eine Vielzahl „innovativer“ neuer Verpackungen
aus Pappe und Papier, häufig beschichtet, garantiert nicht
[3][recyclingfähig].
Wer so was kauft, schadet dem Klima, der Biodiversität, den Wäldern, dem
Boden, den Gewässern. Vielleicht nutzt der Fasten-Aufruf des BUND seiner
eigenen Sichtbarkeit, der Umwelt aber ganz sicher wenig.
17 Feb 2021
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## AUTOREN
DIR Heike Holdinghausen
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