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       # taz.de -- Tiermesse wird vorübergehend digital: Mehr Tierschutz aus Versehen
       
       > Wegen der Pandemie findet die Messe „EuroTier“ in 2021 nur digital statt.
       > Den Tieren erspart das eine ganze Menge Stress.
       
   IMG Bild: Hat sich was mit Mittagspause: Kühe am Messestand auf der „EuroTier“
       
       HAMBURG taz | Kein Meter trennt die schwarz-weiß gescheckten Milchküche von
       den Besuchermassen, die an ihnen vorbeiziehen. Sie sind angebunden, stehen
       in Reihe und im glänzend gestriegelten Fell ihrer Hintern schimmert das
       Neonlicht der Messehalle. Es ist laut und wuselig. An Ständen beraten
       Händler*innen für Kuhmatratzen oder Futterroboter interessierte
       Landwirt*innen. Mit welchem Kraftfutter erhöht sich noch gleich die
       Milchleistung der gemeinen Holstein-Friesian?
       
       Alle zwei Jahre findet die größte Fachmesse der Welt für die Haltung von
       Nutztieren, [1][die „EuroTier“], in Hannover statt. Zuletzt 2018. Im
       vergangenen Jahr musste sie coronabedingt in den Februar 2021 verschoben
       werden.
       
       Weil sich die Lage inzwischen aber nicht verbessert hat, startet die Messe
       am kommenden Dienstag komplett digital. Und so kommt es, dass ausgerechnet
       Milchkühe zu den wenigen Gewinnerinnen der Pandemie gehören.
       
       Denn so eine Messe, der Transport, die Menschen, die Geräusche und Gerüche
       können bei den ausgestellten Tieren – 2018 waren es 100 Rinder und 70
       Schafe und Ziegen – Stress auslösen. „Das bedeutet Leid und in manchen
       Fällen sogar den Tod“, sagt Friedrich Mülln. Er ist Tierrechtsaktivist und
       Gründer des [2][Vereins „Soko Tierschutz“].
       
       „Die Messe steht für alle Fehlentwicklungen, die es momentan in der
       Landwirtschaft gibt“, sagt er. Mülln war schon mehrfach bei der „EuroTier“:
       „Es wäre ein kleiner Schritt, zumindest den lebenden Tieren die Grausamkeit
       zu ersparen.“
       
       Bei der Messe sieht man das naturgemäß anders. Der Idee, künftig auf
       lebende Tiere auf den Ausstellungen zu verzichten, erteilt der
       Messesprecher eine Absage: „Zuchtfortschritte – auch im Sinne von mehr
       Tierwohl – muss man sehen können.“ Bei Ziegen und Schafen gehe es zudem
       darum, regionale Rassen bekannt zu machen und zu erhalten. Lebende Tiere
       blieben daher „elementarer Bestandteil einer Messe für die
       Nutztierhaltung“, so der Sprecher.
       
       Doch zumindest in diesem Jahr dürfen Zuchtbullen und Milchchampions im
       Stall bleiben.
       
       6 Feb 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.eurotier.com/de/
   DIR [2] https://www.soko-tierschutz.org/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andrea Maestro
       
       ## TAGS
       
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