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       # taz.de -- Krise der Zentralafrikanischen Republik: Söldner, Waffen und Flüchtlinge
       
       > Die humanitäre Notlage in der Zentralafrikanischen Republik spitzt sich
       > zu. Über die Folgen sind die Nachbarländer immer stärker beunruhigt.
       
   IMG Bild: Die Leidtragenden sind die Kinder: Flüchtlinge aus Zentralafrika warten auf Registrierung in Kamerun
       
       Bangui taz | Der neue Bürgerkrieg in der Zentralafrikanischen Republik wird
       zum Problem für die Region. Die Regierung in der Hauptstadt Bangui macht
       die nördlichen Nachbarländer Tschad und Sudan dafür verantwortlich, Kämpfer
       in die Reihen der Rebellen geschickt zu haben, die vor den Wahlen im
       Dezember zeitweise bis an den Rand von Bangui vordrangen.
       
       Auf einem Sondergipfel der „Internationalen Konferenz der Region der Großen
       Seen“ (ICGLR) in Angolas Hauptstadt Luanda Ende vergangener Woche riefen
       die versammelten Staatschefs, unter anderem aus Ruanda und
       Kongo-Brazzaville, die zentralafrikanische Rebellenkoalition CPC (Koalition
       der Patrioten für den Wandel) zum „sofortigen einseitigen Waffenstillstand“
       auf.
       
       Die CPC vereint ehemalige muslimische Rebellen mit ihren ehemaligen
       christlichen Gegnern im gemeinsamen Ziel, die Zentralafrikanische Republik
       für den [1][wiedergewählten Präsidenten Faustin-Archange Touadéra]
       unregierbar zu machen. Zentrale Figur bei den Rebellen ist Touadéras
       Hauptrivale François Bozizé, der 2013 gestürzte ehemalige Staatschef, der
       von den [2][Wahlen 2020] ausgeschlossen wurde.
       
       Touadéra hat die Nachbarländer aufgefordert, ihre Bürger daran zu hindern,
       als Söldner in der Zentralafrikanischen Republik anzuheuern. Sudan hat
       daraufhin die gemeinsame Grenze geschlossen, auch um illegale Waffenströme
       zu unterbinden, aber Tschad hat der Forderung kein Gehör geschenkt.
       
       Darüber hinaus haben die Rebellen die wichtigste Handelsroute der
       Zentralafrikanischen Republik blockiert, die aus der Hauptstadt Bangui nach
       Westen Richtung Kamerun führt und das Land mit dem Atlantik verbindet. Die
       Schließung der „Nationalstraße 1“ hat massive Lebensmittelknappheit erzeugt
       und verhindert auch die Ankunft von Hilfsgütern.
       
       „Ohne schnelle internationale Unterstützung könnten sich die unterbrochenen
       Lieferketten als fatal für die 1,9 Millionen erweisen, die jetzt schon
       Ernährungsunsicherheit erleiden“, sagte das Hilfswerk Refugees
       International.
       
       ## 1.000 neue Flüchtlinge pro Tag
       
       Seit den Wahlen vom 27. Dezember sind über 200.000 Menschen in der
       Zentralafrikanischen Republik vertrieben worden, die Hälfte davon Kinder.
       Im Süden des Landes waren bis zum vergangenen Freitag 92.000 Menschen in
       die benachbarte Demokratische Republik Kongo geflohen, in Gebiete, deren
       Bevölkerungen selbst kaum etwas haben. Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR
       sprach von 1.000 Neuankömmlingen pro Tag.
       
       Von den rund 4,9 Millionen Einwohnern sind nach UN-Angaben rund 2,8
       Millionen auf humanitäre Hilfe angewiesen. Nach Angaben des
       UN-Kinderhilfswerks Unicef haben Fälle schwerer Unterernährung bei Kindern
       unter fünf Jahren innerhalb eines Jahres um 16 Prozent zugenommen.
       Hilfszentren für minderjährige Flüchtlinge und Opfer von Gewalt mussten
       schließen oder können nicht mehr arbeiten.
       
       Unicef-Vertreter Fran Equiza in Bangui sagt, dass wieder einmal Kinder die
       Hauptopfer des Krieges sind: „Ihre Schulbildung wird unterbrochen, sie sind
       Gewalt ausgesetzt, sie werden von ihren Familien getrennt oder in
       bewaffnete Gruppen rekrutiert.“
       
       2 Feb 2021
       
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