# taz.de -- Impfgipfel im Kanzleramt: Ein Sommermärchen
> Beim Impfgipfel am Montag sagt Kanzlerin Merkel zu, dass im Sommer allen
> Bürger:innen ein „Impfangebot“ gemacht werden wird. Kann man das
> glauben?
IMG Bild: Merkel und Müller am Tisch, der Finanzvorstand von Biontech in der Videoschalte
Dauerbesetzte Impfhotlines, abgesagte Impftermine und Impfangebote für
Verstorbene. So sieht die „[1][Impfstrategie]“ hierzulande aus: ein
heilloses Chaos. Und natürlich: Impfstoffmangel, Impfstoffmangel,
Impfstoffmangel. Das sorgt nicht gerade für Vertrauen in die
Coronakrisenkompetenz der Bundesregierung. Der sogenannte [2][Impfgipfel]
am Montagabend sollte nicht nur für eine Verständigung zur aktuellen
Coronalage sorgen, sondern auch das verloren gegangene Vertrauen in das
Krisenmanagement wieder herstellen.
Ob das Bundeskanzlerin Angela Merkel, den Regierungschefs der Bundesländer,
mehreren Bundesministern sowie Vertretern der Impfstoffhersteller und der
EU-Kommission gelungen ist, wird sich in den kommenden Tagen und Wochen
zeigen. Die Kanzlerin weiß nur zu gut, was auf dem Spiel steht, und betonte
bei der anschließenden Pressekonferenz gleich mehrfach, „dass wir Ende des
Sommers jedem Bürger ein Impfangebot machen können“.
Aber auch das ist nur eine Prognose und keine Garantie. Denn die
Unwägbarkeiten bei der [3][Impfstoffproduktion], so wie sie jetzt läuft,
sind nach wie vor groß: Die Hersteller können nicht schneller produzieren,
als ihre Produktionsstätten das erlauben; es gibt zu wenige
Produktionsstätten; Pharmaunternehmen, die bisher andere Impfstoffe
hergestellt haben, können ihre Technologie nicht so ohne weiteres rasch auf
eine Coronavakzinproduktion umstellen.
Und so lautet das frustrierende, aber doch zu erwartende Ergebnis des
Coronagipfels: Bis etwa Ende März ist nicht mit einem Impfstoffschub zu
rechnen. Erst im zweiten Quartal des Jahres sollen die Impfstofflieferungen
deutlich anziehen – mit dem Ziel von etwa 380 Millionen Impfdosen am
Jahresende. Klingt vielversprechend, ist aber auch wieder nur die halbe
Wahrheit. Denn nur etwa ein Viertel davon soll bis Mitte des Jahres da
sein. Auch wenn im Sommer mit weiteren Impfstoffen der Pharmaunternehmen
Johnson & Johnson und Curevac zu rechnen ist.
Die meisten Menschen in diesem Land werden weiterhin noch monatelang
ungeimpft leben und sich an die gängigen Hygiene- und Abstandsregeln sowie
Kontaktbeschränkungen halten müssen. Schnelle Impftermine für
Nichtrisikopatient:innen gibt es vorerst nicht. Nicht einmal
baldige. Was bleibt? Nun ja, die Hoffnung auf „das Impfangebot Ende des
Sommers“.
2 Feb 2021
## LINKS
DIR [1] /Impfung-fuer-vergessene-Risikogruppen/!5744762
DIR [2] /Einigung-beim-Impfgipfel/!5748658
DIR [3] /Kritik-am-Impfprogramm/!5744915
## AUTOREN
DIR Simone Schmollack
## TAGS
DIR Schwerpunkt Coronavirus
DIR Schwerpunkt Coronavirus
DIR Pharmaindustrie
DIR Schwerpunkt Angela Merkel
DIR EU-Politik
DIR Schwerpunkt Coronavirus
DIR Schwerpunkt Coronavirus
DIR Kolumne Die Woche
## ARTIKEL ZUM THEMA
DIR Merkels Coronakrisenmanagement: Lob des Durchhalteappells
Kanzlerin Merkel kann mit Zauberformeln nicht aufwarten. Vorläufig müssen
wir uns mit dem Ausnahmezustand arrangieren.
DIR Einigung beim Impfgipfel: Merkel verspricht mehr Transparenz
Impfstoffe bleiben im 1. Quartal knapp. Aber die Hersteller sollen nun
laufend einen Plan mit Daten zu den erwarteten Lieferungen bereitstellen.
DIR Aktuelle Nachrichten in der Coronakrise: 300 Millionen Dosen bis Jahresende
Das Gesundheitsministerium schätzt, dass ab dem zweiten Quartal 2021 viel
mehr Impfstoff bereit liegt. Firmen, Bund und Länder beraten zur
Impfstrategie.
DIR GameStop, Impfstart und Lübcke: Das Ende des Kapitalismus
Die Coronakrise verstärkt Ungleichheiten in der Gesellschaft. Derweil
scheitert die Vergabe von Impfstoff in der Europäischen Union.