URI: 
       # taz.de -- Ex-Minister über Wahlen in Ecuador: „Es herrscht extreme Polarisierung“
       
       > Ecuador ist in Anhänger und Gegner des Ex-Präsidenten Correa
       > zersplittert, sagt der frühere Energieminister Alberto Acosta. Jetzt
       > wählt das Land.
       
   IMG Bild: Wahlkampf in Ecuador: Präsidentschaftskandidat Andres Arauz und Anhänger am 31. Januar in Salcedo
       
       taz: Herr Acosta, am Sonntag stellen sich 16 Kandidat*innen zur
       Präsidentschaftswahl, so viele wie noch nie. Warum haben sich keine
       Allianzen gebildet, die sich auf eine gemeinsame Kandidatur verständigen? 
       
       Alberto Acosta: Es herrscht noch immer eine extreme Polarisierung zwischen
       Anhängern und Gegnern des früheren Präsidenten Rafael Correa. Allerdings
       haben sich die beiden Lager in den letzten Jahren politisch enorm
       aufgesplittert. Die Gründe dafür liegen in den alten patriarchalen und
       kolonialen Widersprüchen. Dazu kommen die aktuellen sozialen
       Auseinandersetzungen sowie der Streit um das extraktivistische Modell,
       sprich die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen wie dem Öl und der Schutz
       der Natur.
       
       Dabei hatte Präsident Lenín Moreno weniger Polarisierung und mehr Konsens
       versprochen. Alles nur Wortgeklingel? 
       
       Moreno hat nie versucht, einen breiten gesellschaftlichen Konsens gegen die
       sozialen und ökonomischen Ungleichheiten zu schaffen. Stattdessen hat er
       einen ungeschriebenen Pakt mit den wirtschaftlich mächtigen Gruppen
       geschlossen. Die wurden allerdings schon unter Amtsvorgänger Correa
       begünstigt. Bei Moreno versank nur alles immer tiefer im Neoliberalismus,
       vor allem wegen seiner Zugeständnisse an den IWF. Ecuador hatte sich zwar
       2007 vom IWF distanziert, aber bereits 2014 wieder angenähert. Damals ging
       es um die Unterstützung des Fonds für eine erfolgreiche Kreditaufnahme von
       2 Milliarden Dollar auf dem internationalen Finanzmarkt. Damit wurde der
       Verschuldungsprozess in Gang gesetzt, der sich mit dem IWF-Kreditabkommen
       2019 lediglich fortsetzte.
       
       Rafael Correas Regierungsstil war extrem autoritär. War Moreno gemäßigter? 
       
       Moreno führte eine Regierung mit „guten Manieren“. Mit Einschränkungen kann
       man ihm zumindest die Achtung der Meinungsfreiheit zuschreiben. Die
       Einschränkungen beziehen sich darauf, dass zu dem schon genannten Pakt auch
       die großen Medienunternehmen gehören. [1][Bei den Unruhen im Oktober 2019
       setzte Moreno sofort auf Autoritarismus und Repression]. [2][Das setzte
       sich in der Pandemie fort.]
       
       Umfragen bestätigen Correa noch immer einen Rückhalt bei 30 Prozent der
       Bevölkerung. Die setzt er auf den jungen Andrés Arauz. Schafft er mit ihm
       sein Comeback? 
       
       Arauz ist tatsächlich nur Correas Marionette. Und bereits seine zweite. Die
       erste war Lenín Moreno, aber die hat nicht lange funktioniert. Allerdings
       ist das Szenario diesmal kompliziert: 16 Kandidaturen aber nur wenig
       Konkretes, die politische Zersplitterung, die tiefe soziale und
       wirtschaftliche Krise, die Pandemie – alles ist möglich.
       
       7 Feb 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Sozialproteste-in-Ecuador/!5632366
   DIR [2] /Ecuadors-Gesundheitswesen-am-Limit/!5680517
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jürgen Vogt
       
       ## TAGS
       
   DIR Ecuador
   DIR Rafael Correa
   DIR Lenín Moreno
   DIR Ecuador
   DIR Ecuador
   DIR Ecuador
   DIR Ecuador
   DIR Umweltschutz
   DIR Ecuador
   DIR Ecuador
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Präsidentschaftswahlen in Ecuador: Rechtsliberaler zieht in Stichwahl
       
       Der indigene Umweltaktivist Yaku Pérez verfehlt die zweite Runde der
       Präsidentschaftswahl äußerst knapp. Seine Anhänger marschieren nach Quito.
       
   DIR Präsidentschaftswahl in Ecuador: Autoritär-links oder öko-links
       
       In Ecuador kommen wohl zwei linke Kandidaten in die Stichwahl im April.
       Doch die stehen für völlig gegensätzliche Modelle.
       
   DIR Überraschung bei Wahl in Ecuador: Stichwahl – aber zwischen wem?
       
       Wer gegen Andrés Arauz ins Stechen ums Präsidentenamt geht, ist noch offen.
       Mit Yaku Pérez könnte erstmals ein Indigener in die zweite Runde kommen.
       
   DIR Vor den Wahlen in Ecuador: Krise, Corona und viele Kandidaten
       
       Ecuadors Präsident Moreno tritt bei der Wahl am Sonntag nicht wieder an. Er
       hinterlässt ein politisch gespaltenes Land in schwerer ökonomischer Krise.
       
   DIR Studie zu ermordeten Umweltschützern: Wo die Welt nicht hinsieht
       
       Hunderte Menschen sterben jährlich gewaltsam, weil sie sich für Naturschutz
       einsetzen. Zwei Drittel davon allein in Lateinamerika.
       
   DIR Erfolg für Proteste in Ecuador: Regierung nimmt Dekret zurück
       
       Nach tagelangen Massenprotesten und Unruhen hat Ecuadors Regierung das
       Dekret zur Abschaffung der Krafstoffsubventionen annuliert.
       
   DIR Sozialproteste in Ecuador: Das Land ist paralysiert
       
       Demonstranten dringen ins Parlament ein, die Regierung verhängt eine
       Ausgangssperre. Doch für Mittwoch ist eine weitere Großdemo geplant.