# taz.de -- Corona und EU: Uschis Charmeoffensive
> Die Kommissionspräsidentin räumt Versäumnisse bei der Beschaffung von
> Corona-Impfstoff ein. Eine Taskforce soll für Tempo und Transparenz
> sorgen.
IMG Bild: Nungeht sie in die Offensive: Ursula von der Leyen
Brüssel taz | Tagelang war sie abgetaucht, nun geht sie in die Offensive:
[1][EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen] hat im Streit um die
Impfstoffbeschaffung erstmals Versäumnisse eingeräumt und Besserung gelobt.
Man habe sich auf die Entwicklung eines Coronavakzins konzentriert und
dabei unterschätzt, welche Probleme es bei der Produktion geben könne,
sagte die EU-Chefin in Brüssel.
„Rückblickend hätten wir stärker über die Herausforderungen der
Massenproduktion nachdenken müssen“, erklärte die CDU-Politikerin. „Wir
hätten früher wissen müssen, dass es bei diesen neuen Verfahren zu Beginn
eine Achterbahnfahrt geben wird.“ Auf die Kritik, die EU habe zu zögerlich
bestellt, sagte von der Leyen, die EU sei ein Tanker, während ein Land ein
Schnellboot sein könne.
Damit spielt sie auf Großbritannien an, das trotz der Probleme mit dem
Brexit beim Impfen schneller vorankommt als die EU. Von der Leyen räumte in
ihren Interviews mit 20 europäischen Medien auch ein, dass die
Kommunikation nicht gut gelaufen sei. Zuvor hatten sich viele Journalisten
in Brüssel darüber beschwert, dass [2][von der Leyen bevorzugt mit
deutschen Medien spreche].
Ein Interview im „heute journal“ hatte das Fass zum Überlaufen gebracht.
Leitartikler hatten von der Leyens Rücktritt gefordert, sogar
Bundesfinanzminister Olaf Scholz schimpfte auf die EU-Kommission. Die
Impfungen in der EU sind „richtig sch*** gelaufen!“, soll er gesagt haben.
## Hinter verschlossenen Türen
Nun versucht von der Leyen, mit einer Charmeoffensive gegenzusteuern. So
traf sie sich – hinter verschlossenen Türen – mit den großen Fraktionen im
EU-Parlament. Auch dort räumte sie Fehler ein und versprach Besserung.
Neben mehr Transparenz soll es mehr Tempo geben. Dafür soll eine
„Taskforce“ unter Leitung des französischen EU-Kommissars Thierry Breton
sorgen.
Unterdessen wurden neue Vorwürfe gegen die EU-Kommission laut. Die
Brüsseler Behörde habe die Beschaffungsverträge mit den Pharmafirmen
schlecht verhandelt, sagten auf Wirtschaftsrecht spezialisierte Anwälte dem
Portal Voxeurop.
So fehlten beispielsweise Klauseln, die die hinreichende Produktion und
rechtzeitige Lieferung von Impfstoffen sicherten, sagte Clive Douglas von
Nexa Law in London. Deshalb habe Brüssel nun auch keine rechtliche Handhabe
gegen den Pharmakonzern AstraZeneca, der vereinbarte Impfstofflieferungen
bislang schuldig geblieben ist.
5 Feb 2021
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## AUTOREN
DIR Eric Bonse
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