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       # taz.de -- Frauen-Premiere im Skisport: Norwegerinnen auf Platz eins
       
       > Bei der Premiere der WM in der Nordischen Kombination für Frauen
       > dominiert das skandinavische Land. Doch auch die Deutschen sind
       > zufrieden.
       
   IMG Bild: Historische Siegerinnen: Kombinationsweltmeisterin Gyda Westvold Hansen (Mitte) aus Norwegen
       
       OBERSTDORF taz | Das Bild war symptomatisch. Nach einem Sturz kurz vor dem
       Ziel musste Svenja Würth mit nur einem Stock das Fünf-Kilometer-Rennen
       beenden. „Dann wird die Zielgerade ziemlich lang“, sagte die 27-jährige
       Schwarzwälderin.
       
       Platz 17 war’s für die ehemalige Skispringerin bei der WM-Premiere der
       [1][nordischen Kombiniererinnen]. 2:30 Minuten hinter der Siegerin Gyda
       Westvold Hansen. Die Norwegerin triumphierte überlegen vor zwei
       Landsfrauen, den Schwestern Mari und Marte Leinan Lund. Cindy Haasch wurde
       als Elfte beste Deutsche. „Ich habe viel gelernt“, sagte Würth.
       
       „Es war ein Wahnsinnswettkampf, eine sehr schöne Weltmeisterschaft“, sagte
       Bundestrainer Klaus Edelmann nach dem ersten Auftritt der Kombiniererinnen
       auf der ganz großen Weltbühne des Skisports. 31 Frauen hatten sich am
       Morgen der neuen Herausforderung gestellt.
       
       Nicht jede wusste sofort die historische Bedeutung richtig einzuordnen.
       „Für mich ist es noch ein wenig unrealistisch, dass ich bei der WM dabei
       bin“, sagte die 16-jährige Haasch, die gleich als Zweite von der kleinen
       Schanze im Schattenbergstadion springen musste. „Aber auf jeden Fall ist es
       sehr gut, dass wir hier starten dürfen“, sagte die junge Frau aus Ruhla im
       Thüringer Wald.
       
       ## Erstmals im Fernsehen
       
       Die Nervosität war ihr über den gesamten Wettbewerb anzumerken. Hinterher
       gestand sie: „Bei der WM dabei zu sein und im Fernsehen zu kommen – ich bin
       schon ganz schön aufgeregt.“
       
       Überschwänglich war nach dem geschichtsträchtigen Wettbewerb natürlich auch
       die Siegerin Westvold Hansen. „Es ist wirklich etwas Besonderes, dass ich
       an diesem Wettbewerb teilnehmen konnte. Es war ein großartiger Tag, und es
       hat wirklich Spaß gemacht, ihn zusammen mit meinen Teamkollegen Marte und
       Maria zu machen.“ Gerade 18 Jahre ist die erste Weltmeisterin alt.
       
       „Die Kombination steht ganz am Anfang, es ist noch ein langer Weg“, hatte
       Würth vor dem Star gesagt, „aber ich finde schon gut, was sich getan hat.“
       Als Meilenstein hat es Horst Hüttel, der Sportliche Leiter Kombination und
       Skisprung im Deutschen Skiverband (DSV), diesen Wettkampf bezeichnet.
       Trotzdem ist es ein weiter Weg, bis die Kombiniererinnen so
       selbstverständlich zu den Titelkämpfen dazugehören wie die Langläuferinnen
       oder Skispringerinnen.
       
       Doch gerade Letztere nehmen sie sich als Beispiel. Die sind auch erst seit
       2009 Teil des WM-Programms. Wenn am Mittwoch ein Springen von der
       [2][Großschanze] in Oberstdorf stattfindet, haben sie zum ersten Mal gleich
       viele Wettbewerbe wie ihre männlichen Kollegen.
       
       Dass beim WM-Debüt die Skination Norwegen sofort so dominant aufgetreten
       ist, verwundert nicht unbedingt. „Andere Nationen haben mehr getan,
       besonders Norwegen“, lautete die Bilanz von Bundestrainer Edelmann. Dabei
       schien es so, als ob auch die Deutschen eigentlich gut aufgestellt seien.
       Jenny Nowak war im vergangenen Jahr Junioren-Weltmeisterin, Maria Gerboth
       Vierte. „Dieses Jahr sind wir weiter hinten, das hat man heute deutlich
       gesehen“, so Edelmann.
       
       ## Von der Schanze in Loipe plus Schanze
       
       Untypisch ist der Karriereweg von [3][Svenja Würth]. Während die meisten
       ihrer jungen Kolleginnen als Langläuferinnen begonnen haben und sich dann
       ans Skispringen gewagt haben, kann die Athletin schon Meriten von der
       Schanze vorweisen. 2017 hatte sie dem Team angehört, das in Lahti Gold im
       Mixed-Wettbewerb gewonnen hat.
       
       Wobei ihr die Kombination nicht gänzlich fremd ist. Denn ganz am Anfang
       ihrer Karriere, als sie mit sieben Jahren beim Sportverein Baiersbronn mit
       dem Training begonnen hat, wurde Wert auf eine breite Ausbildung gelegt.
       Acht Jahre lang war sie sowohl auf der Schanze als auch in der Loipe zu
       Hause. Ehe sie sich fürs Skispringen entschied.
       
       Nun folgte wieder der Wechsel zu den Wurzeln. Bereut hat sie den Wechsel
       definitiv nicht, wie sie betont. „Ich hatte schon lange nicht mehr so viel
       Spaß im Training“, erzählt die 1,75 Meter große Athletin. Doch die
       Abwechslung brachte auch viel Pein mit sich. Zwar sei sie auch in der Zeit,
       als sie Skispringerin war, gern in die Loipe gegangen.
       
       Aber zum Spaß laufen oder ein Rennen bestreiten – das sind zwei völlig
       verschiedene Dinge. Ihre Qualitäten auf der Schanze darf sie nicht
       verlieren, gleichzeitig an Ausdauer und Kraft im Oberkörper zulegen. Noch
       ist dies nicht ganz gelungen. „Ich kann in acht Monaten nicht lernen, was
       andere in zehn Jahren gelernt haben.“
       
       28 Feb 2021
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Klaus-Eckhard Jost
       
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