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       # taz.de -- Myanmars UN-Botschafter: Kyaw Moe Tun vertritt Demokratie
       
       > Der Diplomat fordert die Weltgemeinschaft auf, die Militärregierung nicht
       > anzuerkennen. In Myanmar wurde er wegen Landesverrats entlassen.
       
   IMG Bild: Drei-Finger-Gruß als Protestzeichen für Demokratie: Kyaw Moe Tun bei der UN-Vollversammlung
       
       Berlin taz | „Ich bin entschlossen, mich so lange zu wehren, wie ich kann“,
       sagte der myanmarische Diplomat Kyaw Moe Tun am Samstag in New York zur
       Nachrichtenagentur Reuters. Kurz zuvor hatte in seiner südostasiatischen
       Heimat der vom Putschmilitär kontrollierte Staatssender MRTV die Entlassung
       des Diplomaten wegen Landesverrat und Amtsmissbrauch vermeldet. Kyaw Moe
       Tun ist seit 20. Oktober 2020 Myanmars Botschafter bei den Vereinten
       Nationen.
       
       Am vergangenen Freitag hatte der 1969 geborene Karrierediplomat für
       Schlagzeilen gesorgt, als er in einer dramatischen Rede vor der
       UN-Vollversammlung in New York die Weltgemeinschaft aufforderte, Myanmars
       Militärregierung nicht anzuerkennen und nicht mit ihr zu kooperieren. Die
       war am 1. Februar 2021 durch einen [1][Putsch] illegal ins Amt gekommen.
       
       Nötig sei vielmehr die „stärkste mögliche Antwort der internationalen
       Gemeinschaft, um den Militärputsch sofort zu beenden, die Unterdrückung
       unschuldiger Menschen zu stoppen, die Staatsmacht an die Bevölkerung
       zurückzugeben und die Demokratie wiederherzustellen“.
       
       In seiner zehnminütigen Rede appellierte Kyaw Moe Tun an die
       UN-Mitgliedstaaten, die Militärjunta aufzufordern, das Ergebnis der
       Parlamentswahl vom November 2020 zu respektieren. Auch seien „stärkere“
       Maßnahmen nötig, um das gewaltsame Vorgehen der Sicherheitskräfte in
       Myanmar gegen friedliche Demonstranten zu beenden.
       
       ## UNO noch nicht informiert
       
       Der Diplomat, der schon in Indonesien, Singapur, der Schweiz und den USA
       stationiert war und in Japan studiert hatte, bekannte sich zur „vom Volk
       gewählten zivilen Regierung“. Der Vater zweier Kinder erklärte seine
       Unterstützung für die Protestbewegung und beendete seine Rede mit dem
       Dreifingergruß der Demonstranten.
       
       Der UN-Sonderberichterstatter für Menschenrechte in Myanmar, Tom Andrews,
       zeigte sich von dem Mut des Botschafters überwältigt: „Es ist an der Zeit,
       dass die Welt auf diesen mutigen Appell mit Taten antwortet.“ Bisher haben
       die Vereinten Nationen die neue Regierung in Myanmar auch nicht anerkannt.
       
       Allerdings hat diese bisher die UNO auch noch nicht offiziell über ihren
       Machtanspruch informiert, vielleicht weil Kyaw Moe Tun das bisher
       erfolgreich blockierte. Auch über seine Entlassung weiß man in New York
       offiziell nichts. „Wir haben keinerlei Informationen über einen Wechsel in
       der Vertretung Myanmars bei den Vereinten Nationen in New York erhalten“,
       erklärte UN-Sprecher Stéphane Dujarric.
       
       Laut Financial Times wies Myanmars Militärregierung inzwischen alle
       Botschaften und Vertretungen von UN-Organisationen im Land an, Kontakte mit
       „illegalen Stellen“zu beenden, welche die frühere Regierung repräsentieren.
       Abgeordnete der bisherigen Regierungspartei NLD, die einer Festnahme
       entgehen konnten, bereiten eine Gegenregierung zur Junta vor und hoffen auf
       ihre Anerkennung durch westliche Staaten. Berichten zufolge sollen viele
       Mitarbeiter in Myanmars Außenministerium der Militärregierung die
       Gefolgschaft verweigern.
       
       28 Feb 2021
       
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