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       # taz.de -- Nach dem Militärputsch in Myanmar: Tausende gehen auf die Straße
       
       > Am Samstag fanden in Myanmar die bisher größten Proteste gegen den Putsch
       > statt. Erneut legten die Behörden das gesamte Internet im Land lahm.
       
   IMG Bild: „Wir sind hier, um für die nächste Generation zu kämpfen“, so eine Demonstrationsteilnehmerin in Rangun
       
       RANGUN/FRANKFURT afp/epd | Fünf Tage [1][nach dem Militärputsch in Myanmar]
       hat es in dem südostasiatischen Land die bisher größten Proteste gegen die
       Armeeführung gegeben. In der Wirtschaftsmetropole Rangun beteiligten sich
       am Samstagmorgen rund 3000 Menschen an einem Protestmarsch nahe der
       Universität. Die Demonstranten riefen „Nieder mit der Militärdiktatur!“ und
       schwenkten rote Fahnen. Im Laufe des Tages wurden weitere Kundgebungen in
       der Stadt erwartet.
       
       Ein großes Aufgebot der Bereitschaftspolizei blockierte die nahegelegenen
       Straßen rund um die Universität, zwei Wasserwerfer waren einsatzbereit.
       „Wir sind hier, um für die nächste Generation zu kämpfen, um sie von einer
       Militärdiktatur zu befreien“, sagte eine Frau auf der Kundgebung.
       
       Schon am Freitag hatte es in mehreren Städten Myanmars Proteste gegeben. In
       Rangun waren rund 200 Studenten und Hochschullehrer auf die Straße
       gegangen. Proteste gab es auch in der Hauptstadt Naypyidaw und der
       zweitgrößten Stadt Mandalay. Überall war dabei die Farbe Rot zu sehen – die
       Farbe der Nationalen Liga für Demokratie (NLD) von
       De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi.
       
       Die Armeeführung hatte am Montag mit einem Staatsstreich die Macht an sich
       gerissen und die Zivilregierung abgesetzt. Friedensnobelpreisträgerin Suu
       Kyi sowie der Präsident des Landes, Win Myint, wurden festgenommen.
       
       [2][Die Armee hatte den Putsch mit angeblichem Wahlbetrug begründet, ohne
       Beweise vorzulegen.] Die Wahlen vom 8. November hatte Suu Kyis „Nationale
       Liga für Demokratie“ klar gewonnen. Die Partei der Militärs war unterlegen.
       Schon in der Vergangenheit stand Myanmar (früher Birma) fast 50 Jahre unter
       Militärherrschaft. Erst 2011 hatte eine politische Öffnung begonnen.
       
       Das Militär rief nach der Machtübernahme einen einjährigen Notstand aus,
       nach dem Neuwahlen stattfinden sollen. Zudem will es Aung San Suu Kyi den
       Prozess machen. Ihr werden Verstöße gegen Importgesetze vorgeworfen.
       Demnach habe Suu Kyi illegale Funkgeräte besessen. Win Myint wird
       beschuldigt, er habe gegen das Katastrophenschutzgesetz verstoßen.
       Menschenrechtler nannten die Vorwürfe grotesk. Laut der „Vereinigung zur
       Unterstützung politischer Gefangener“ wurden bis Freitag mehr als 150
       Verhaftungen bekannt. Suu Kyi und weitere führende Mitglieder ihrer Partei
       „Nationale Liga für Demokratie“ (NLD) waren schon zu Putschbeginn
       festgenommen worden.
       
       Regierungen weltweit und die UNO verurteilten den Putsch und forderten die
       Freilassung der festgenommenen Politiker.
       
       ## UNO nahm Kontakt zur Armeeführung auf
       
       Am Freitag gelang es der UNO, erstmals direkt mit der Armeeführung in
       Myanmar in Kontakt zu treten. Die Sondergesandte Christine Schraner
       Burgener habe in einem Gespräch mit dem stellvertretenden Armeechef die
       Position der UNO klar zum Ausdruck gebracht, sagte UN-Generalsekretär
       António Guterres.
       
       Nach Angaben der Organisation Netblocks, die weltweit Internet-Sperren
       dokumentiert, war am Samstag zum zweiten Mal das gesamte Internet in
       Myanmar lahmgelegt. Um Proteste zu unterbinden, hatten die Behörden zuvor
       bereits [3][den Zugang zu Online-Netzwerken wie Facebook und Twitter
       eingeschränkt].
       
       Twitter reagierte darauf am Samstag mit scharfer Kritik. Die Sperrung
       untergrabe die öffentliche Debatte und das Recht der Menschen, sich Gehör
       zu verschaffen, sagte ein Sprecher des Unternehmens. „Die Menschen in
       Myanmar wurden in eine Situation völliger Unsicherheit gezwungen“,
       kritisierte Ming Yu Hah von Amnesty International ebenfalls das Vorgehen
       der Militär-Junta.
       
       [4][Über die sozialen Medien] hatten vor allem Personal in Krankenhäusern
       und Universitäten sowie Studierende zu Aktionen des zivilen Widerstands
       aufgerufen. Fabrikarbeiterinnen und –arbeiter sowie Angestellte aus
       Behörden schlossen sich den Demonstrationen an. Viele Protestierende
       zeigten den „Drei-Finger-Gruss“ aus dem Hollywood-Blockbuster „Die Tribute
       von Panem“. Im benachbarten Thailand ist die Geste als Zeichen des
       Widerstands seit dem Putsch Mai 2014 populär. Auch dort bekunden immer mehr
       Menschen ihre Solidarität.
       
       6 Feb 2021
       
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