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       # taz.de -- Baumhäuser im Flensburger Bahnhofswald: Räumung ante portas
       
       > Im Flensburger Bahnhofswald droht die Räumung der besetzten Baumhäuser:
       > Der Investor macht Druck und die Stadt verweist auf den Brandschutz.
       
   IMG Bild: Könnte demnächst auch in Flensburg passieren: Räumung im Dannenröder Forst im November 2020
       
       Neumünster taz | Rund um den Flensburger Bahnhofswald, in dem seit Oktober
       eine Gruppe von Aktivist*innen in Baumhäusern lebt, spitzt sich die
       Lage zu: Die Besetzer*innen befürchten, dass die Räumung des Waldstücks
       in den nächsten Tagen bevorsteht. Auf dem Gelände soll ein Hotel samt
       Parkhaus entstehen, und aus Sicht der Investoren drängt die Zeit, weil nur
       bis Ende Februar Bäume geschlagen werden dürfen. Sie drohen damit, Regress
       von der Stadt zu fordern, wenn der Termin nicht gehalten wird. Die
       Verwaltung hat [1][eine Verfügung] erlassen, laut der die Baumhäuser
       geräumt werden sollen – als Grund wird genannt, dass „kein baulicher
       Rettungsweg“ vorhanden sei.
       
       Bereits Mitte Januar war [2][die Räumung geplant gewesen], damals sagte die
       Stadt den Termin aufgrund der hohen Zahl von Corona-Infizierten und dem
       Ansteckungsrisiko für alle Beteiligten ab. „Die Coronasituation ist nicht
       besser geworden, dennoch steigt der Druck auf den Bahnhofswald und damit
       auch die Räumungsgefahr“, heißt es in einem Schreiben der Besetzer*innen.
       Sie rufen Unterstützer*innen dazu auf, bis zum Monatsende in das
       Wäldchen zu kommen oder „mit anderen Aktionsformen den Druck zu erhöhen und
       dem Kapitalismus zumindest einmal ein Schnippchen zu schlagen“.
       
       Ihr Protest soll eine Hotelanlage verhindern, die zwei einheimische
       Investoren auf dem Gelände nahe dem Flensburger Bahnhof errichten und an
       die Steigenberger-Gruppe vermieten wollen. Bereits zweimal sei die
       Übergabefrist verlängert worden, beklagte sich der Investor Ralf Hansen in
       den Flensburger Nachrichten. „Seit Juni haben wir alle Genehmigungen
       zusammen und es geht trotzdem nicht los.“
       
       Tatsächlich war der Plan in der Stadt lange umstritten, erst im vergangenen
       Sommer stimmte eine Mehrheit in der Ratsversammlung für den Bau. Dass der
       Platz mehr als ein halbes Jahr später noch nicht geräumt sei, nannte die
       liberale Ratsfrau Susanne Rode-Kuhlig einen „Schlag ins Gesicht aller
       Menschen, die in Flensburgs Zukunft investieren wollen“. Immerhin gehe es
       um ein 50-Millionen-Objekt mit etwa 100 Arbeitsplätzen, zudem bringe „der
       Gästekreis eines Steigenberger-Hotels Kaufkraft in die Stadt“.
       
       Die Stadt hatte bisher keine Schritte gegen die Baumbesetzung unternommen,
       es hatte im Herbst Versuche einer Vermittlung gegeben. Erst im Januar
       forderte Oberbürgermeisterin Simone Lange (SPD) in einer Versammlung, die
       Besetzer*innen sollten das Wäldchen verlassen, sonst werde gewaltsam
       geräumt.
       
       Juristisch geprüft wird noch ein Widerspruch des BUND gegen die Abholzung
       des kleinen Biotops – wohl ohne aufschiebende Wirkung, da die
       Stadtverwaltung eine Ausnahmegenehmigung für den Bau erteilt hat.
       
       9 Feb 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://www.flensburg.de/PDF/Allgemeinverf%C3%BCgung_Nutzungsuntersagung_Bahnhofswald.PDF?ObjSvrID=2306&ObjID=11857&ObjLa=1&Ext=PDF&WTR=1&_ts=1612257984
   DIR [2] /Protest-gegen-Abholzung-in-Flensburg/!5741618
       
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